Home   Archiv   Ausstellungen   Autor   Besucher   Copyright   Impressum   Künstlerportrait   Literaturgutachten

Lyrik und ProsaPresse/Literatur   Presse/Ingenieurarbeiten   Vita

 

 

Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

Buchtitel

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

10.000 Aufschläge

Band 3: Aufschläge 1000 – 1501 (2. Version)

 

Harald Birgfeld

 

ISBN 3-937264-65-5

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2009 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld.

e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Aufschläge 1000 - 1002

Aufschlag 1003

Aufschläge 1004 - 1006

Aufschläge 1007 - 1009

Aufschläge 1010 - 1012

Aufschläge 1013 - 1015

Aufschläge 1016 - 1018

Aufschläge 1019 - 1021

Aufschläge 1022 - 1024

Aufschläge 1025 - 1027

Aufschläge 1028 - 1030

Aufschläge 1031 - 1033

Aufschläge 1034 - 1036

Aufschläge 1037 - 1039

Aufschläge 1040 - 1042

Aufschläge 1043 - 1045

Aufschläge 1046 - 1048

Aufschläge 1049 - 1051

Aufschläge 1052 - 1054

Aufschläge 1055 - 1057

Aufschläge 1058 - 1060

Aufschläge 1061 - 1063

Aufschläge 1064 - 1066

Aufschläge 1067 - 1069

Aufschläge 1070 - 1072

Aufschläge 1073 - 1075

Aufschläge 1076 - 1078

Aufschläge 1079 - 1081

Aufschläge 1082 - 1084

Aufschläge 1085 - 1087

Aufschläge 1088 - 1090

Aufschläge 1091 - 1093

Aufschläge 1094 - 1096

Aufschläge 1097 - 1099

Aufschläge 1100 - 1102

Aufschläge 1103 - 1104

Aufschläge 1105 - 1107

Aufschläge 1108 - 1110

Aufschläge 1111 - 1113

Aufschläge 1114 - 1116

Aufschläge 1117 - 1119

Aufschläge 1120 - 1122

Aufschläge 1123 - 1125

 

Aufschläge 1126 - 1128

Aufschläge 1129 - 1131

Aufschläge 1132 - 1134

Aufschläge 1135 - 1137

Aufschläge 1138 - 1140

Aufschläge 1141 - 1143

Aufschläge 1144 - 1146

Aufschläge 1147 - 1149

Aufschläge 1150 - 1152

Aufschläge 1153 - 1155

Aufschläge 1156 - 1158

Aufschläge 1159 - 1161

Aufschläge 1162 - 1164

Aufschläge 1165 - 1167

Aufschläge 1168 - 1170

Aufschläge 1171 - 1173

Aufschläge 1174 - 1176

Aufschläge 1177 - 1179

Aufschläge 1180 - 1182

Aufschläge 1183 - 1185

Aufschläge 1186 - 1188

Aufschläge 1189 - 1191

Aufschläge 1192 - 1194

Aufschläge 1195 - 1197

Aufschläge 1198 - 1200

Aufschläge 1201 - 1203

Aufschläge 1204 - 1206

Aufschläge 1207 - 1209

Aufschläge 1210 - 1212

Aufschläge 1213 - 1215

Aufschläge 1216 - 1218

Aufschläge 1219 - 1221

Aufschläge 1222 - 1224

Aufschläge 1225 - 1227

Aufschläge 1228 - 1230

Aufschläge 1231 - 1233

Aufschläge 1234 - 1236

Aufschläge 1237 - 1239

Aufschläge 1240 - 1242

Aufschläge 1243 - 1245

Aufschläge 1246 - 1248

Aufschläge 1249 - 1251

Aufschläge 1252 - 1254

Aufschläge 1255 - 1257

Aufschläge 1258 - 1260

Aufschläge 1261 - 1263

Aufschläge 1264 - 1266

Aufschläge 1267 - 1269

Aufschläge 1270 - 1272

Aufschläge 1273 - 1275

Aufschläge 1276 - 1278

Aufschläge 1279 - 1281

Aufschläge 1282 - 1284

Aufschläge 1285 - 1287

Aufschläge 1288 - 1290

Aufschläge 1291 - 1293

Aufschläge 1294 - 1296

Aufschläge 1297 - 1299

Aufschläge 1300 - 1302

Aufschläge 1303 - 1305

Aufschläge 1306 - 1308

Aufschläge 1309 - 1311

Aufschläge 1312 - 1314

Aufschläge 1315 - 1317

Aufschläge 1318 - 1320

Aufschläge 1321 - 1323

Aufschläge 1324 - 1326

Aufschläge 1327 - 1329

Aufschläge 1330 - 1332

Aufschläge 1333 - 1335

Aufschläge 1336 - 1338

Aufschläge 1339 - 1341

Aufschläge 1342 - 1344

Aufschläge 1345 - 1347

Aufschläge 1348 - 1350

Aufschläge 1351 - 1353

Aufschläge 1354 - 1356

Aufschläge 1357 - 1359

Aufschläge 1360 - 1362

Aufschläge 1363 - 1365

Aufschläge 1366 - 1368

Aufschläge 1369 - 1371

Aufschläge 1372 - 1374

Aufschläge 1375 - 1377

Aufschläge 1378 - 1380

Aufschläge 1381 - 1383

Aufschläge 1384 - 1386

Aufschläge 1387 - 1389

Aufschläge 1390 - 1392

Aufschläge 1393 - 1395

Aufschläge 1396 - 1398

Aufschläge 1399 - 1401

Aufschläge 1402 - 1404

Aufschläge 1405 - 1407

Aufschläge 1408 - 1410

Aufschläge 1411 - 1413

Aufschläge 1414 - 1416

Aufschläge 1417 - 1419

Aufschläge 1420 - 1422

Aufschläge 1423 - 1425

Aufschläge 1426 - 1428

Aufschläge 1429 - 1431

Aufschläge 1432 - 1435

Aufschläge 1436 - 1438

Aufschläge 1439 - 1441

Aufschläge 1442 - 1444

Aufschläge 1445 - 1447

Aufschläge 1448 - 1450

Aufschläge 1451 - 1453

Aufschläge 1454 - 1456

Aufschläge 1457 - 1459

Aufschläge 1460 - 1462

Aufschläge 1463 - 1465

Aufschläge 1466 - 1468

Aufschläge 1469 - 1471

Aufschläge 1472 - 1474

Aufschläge 1475 - 1477

Aufschläge 1478 - 1480

Aufschläge 1481 - 1483

Aufschläge 1484 - 1486

Aufschläge 1487 - 1489

Aufschläge 1490 - 1492

Aufschläge 1493 - 1495

Aufschläge 1496 - 1498

Aufschläge 1499 - 1501

 

 

 

Aufschläge 1000 - 1002

 

Die sommerliche Hitze

Ritt auf meinem Krankenlager,

Und von weitem schnitt das

Klappern von Geschirr ins Lachen meiner

Wärterinnen,

Und die sanften Hände prüften oft,

Wie fest der Dorn saß,

Der mir durch das

Schädeldach getrieben,

Streichelnd deine Brüste maß

Und stach doch unter mir ins Holz.

 

 

 

Dazwischen legte ich

Antennen für ein Spielzeug,

Und die Jugend

Reichte mich auf diese Weise fort von hier,

Und ich gestand,

Auf einer Fensterbrüstung liegend,

Doch noch fiebrig

Und am Ende dieses langen Drahtes,

Nicht den Sprung zu

Wagen.

 

 

 

Als ich mich der Gesundung näherte

Und sich die Gärten, die dir wuchsen,

Von den Augen preisen ließen

Und mein Lippenpaar

Darauf im schnellen Lauf nach süßen

Disteln suchte,

Und du über mir in halber

Höhe hocktest,

Ließ mich doch der Fallstrick,

Unter dir hinweg, zum Tanzseil

Werden.

 


 

Aufschlag 1003

 

Wenn es sein muss,

Will ich dafür sorgen, dass dein

Tod zum mindesten in Würde

Mit dir sterben kann,

Und auch das Eichhorn

Soll den braunen Rock zum

Fliegen durch die Lüfte tragen,

Und ich füge die zerfetzten Glieder

Wieder an den Leib,

Um all die

Grausamkeiten falscher Sternenbilder

Abzumildern.

 

 

 


 

Aufschläge 1004 - 1006

 

Und ich sage, es ist wenig, was du hast,

Und immer weniger, je voller deine

Himmelsnetze werden,

Und du fängst so viel

Und nutzt die Felsen nur, das Werk der Maschen

Zu beschweren,

Und in deinem Fragebogen steht,

So, wie bei mir,

Ein treues Hundetier

Bringt stets die Beute ganz in deine Nähe,

Und ich knüpfe meine dünnen Fäden,

So, wie hier,

Und auch nicht regelmäßig.

 

 

 

Nachts sah ich dich über flache

Dächer schreiten,

Und es war,

Als inspiziertest du die

Dunkelheit

Und hieltst die Lampe hoch,

Zu sehn, wie schnell ihr

Schein gefressen würd,

Und ich schlief fest um diese Zeit in dem

Geäst des Apfelbaums

Und stand im Licht der weißen Blüten,

Und hier fraß mein

Schlaf sich satt an Helligkeit.

 

 

 

Ich merkte auch, dass du mein

Briefpapier benutztest,

Und du schriebst ja oft auf mir,

Und diesmal konstruiertest du

Schablonen einer Tätowierung,

Die du der Berührung meiner Schreibarbeit

Auf deinem Leib,

Entnahmst.

 


 

Aufschläge 1007 - 1009

 

Es war schon

Tage nach dem großen

Fieber, und die Stange

Ragte immer noch zu beiden

Seiten meines Kopfes aus den Schläfen,

Und man ließ mir gern die Ruhe,

Die ich brauchte, zu genesen,

Und ein Sägeblatt,

Das über unsre Häuserreihe

Schnitt um Schnitt sich lustig machte,

Riss an einer allzu harten

Stelle.

 

 

 

Wenn du mich sehen wolltest,

Oder irgendetwas,

Oder irgendwen,

Griffst du in deine Taschen,

Und dort trugst du deine

Augen in den kleinen Schutzgefäßen,

Und sie waren ohnehin aus

Glas, nur ein Ersatz,

Und du warst sicher,

Dass dir deine Blindheit

Ferner wäre, als den anderen,

Und immer weniger würd man erfahren von den

Eingeschlossenen.

 

 

 

Dann gab es für die Könige ein neues

Spiel und Völkerscharen sahen zu,

Und mit nur einer nackten

Hand versuchten sie den Kreisel,

Der sich auf dem

Boden rasend drehend

Langsam fortbewegte,

Einzufangen,

Und das Ding,

Das etwas größer war, als die Distanz vom Daumen

Der gespreizten Hand zum königlichen

Mittelfinger,

Konnte seine Schlüpfrigkeit

Vor aller Augen nutzen,

Und an vielen Straßenecken wuchsen neue

Königskinder.

 


 

Aufschläge 1010 - 1012

 

Die

Märchen meiner Zeit erzählte niemand,

Und die Kinder stahlen uns das

Wort vom Mund

Und sie verlangten dauernd

Wiederholung,

Und die Kleinsten

Suchten in der leeren fest verschlossnen Faust

Das unsichtbare, winzig klein gezauberte Versprechen

Aufzufinden.

 

 

 

Ich lebe in der Not

Und hätte helfen und mir sehr gut raten können,

Und ich schrieb mir aus dem

Filigranschmuck, den du grade trugst,

Nun Satz für Satz die Verse ab

Und trug die Zettel in der Tasche,

Und beim Einkauf,

Den ich oft besorgen musste,

Richtete ich mich genau danach,

Und las,

Was ich in Biegung feiner Drähte

Aufgefunden hatte,

Und es ging doch nicht,

Dass mich die langen

Zettelbänder schmückten

Und ein jeder, bei dem ersten Regen,

Meine Einfalt sah.

 

 

 

Ich erschien in deiner Praxis deiner

Medizin,

Weil man es wollte,

Und ich war doch krank

Und hätte lieber nichts getan

Und wäre lieber unter meinem

Dielenholz geblieben

Und hätt dort mein letztes Stündchen

Vor dem einen Spalt verbracht,

In dem du dauernd

Operiertest.

 


 

Aufschläge 1013 - 1015

 

In einem gelben Sandgebiet in flacher Wüste

Maltest du an eine blaue Rückwand

Jenes strahlende Objekt,

Wir sollten in der Sonne leben,

Und die scharfen Schatten,

Die wir warfen,

Sollten wir zusammenlegen,

Und das Haus der Dunkelheit draus bauen,

Und fortan würdst du mit uns im Licht

Und unsre Dunkelheit

Würd in uns

Leben.

 

 

 

Und ich meine dies:

Wer Leben

In dem andren Leben sucht,

Der sucht umsonst,

Und alle Reisen in die größten Fernen

Führen nicht vom Fleck,

Es wird die winzige Ameise nicht zum

Menschen werden,

Wenn du sie mit deinem Fuß zertrittst.

Und fändest du den

Schlüssel, deine Zeit

Mit meiner zu vergleichen

Und den Unterschied darin,

Zu gleicher Zeit,

So fändest du das andre Leben

Gleich in dir.

 

 

 

Ich sah, wie sich ein Sandbehälter

Langsam füllte,

Und es war ein Trichter,

Ganz aus Glas,

Und in dem Boden waren Löcher,

Und der Nebel

Dieses frühen Morgens

Stieg hier auf und rieselte den

Hang hinab,

Und wem durft ich vertrauen,

Wenn der Rand, am Morgen etwa,

Seine feinen Körner freigab,

Oder wenn der Sturzbach

Sich in kleinen Wolken

Heben würde.

 


 

Aufschläge 1016 - 1018

 

Dies war ein

Tag aus Glas,

In seine Masse eingeschmolzen,

Schlug der Künstler seinem Nachbarn,

Für die eigene Verwendung,

Beide Beine ab,

Und draußen stand ein Arzt

Und der betrachtete,

Mit dem Gesicht

Und ganz und gar im Schnellzugfenster, diese

Wandlung.

 

 

 

Du hattest dich in das

Gewehr verbissen,

Und das Vogelweibchen

War davor

Und ließ nicht zu, dies Instrument zum Hausbau

Zu verwenden,

Und der Nachbar,

Der danach die Wand der blauen Teller sah,

Gab uns die Glaskaraffe,

Die er übrig hatte,

Um das Blau daraus, so oft es ging,

Zu tränken.

 

 

 

Früher, als ich noch nicht frei war,

Gab ich dir oft einen freien Tag,

Und nun leb ich fast gänzlich hinter Glas,

Du kommst und gehst

Und kommst und gehst

Und kommst und gehst,

Und ich steh völlig unter deiner Freiheit,

Und auf jeder Reise

Sitzt du zwischen meinen Flügeln,

Und du bist schon dort,

Wenn ich mich nähere.

 


 

Aufschläge 1019 - 1021

 

Es hängen immer noch die Katzenbilder

An der Wand,

Und mit den Augen kämpfe ich,

Nicht hinzuschaun,

Wohin sie schaun,

Und meine Augen sind

Soldaten, die im Gleichschritt

Patrouillieren,

Und sie salutieren vor geringsten Augenblicken,

Und mir bleibt die

Fähigkeit mich noch vom Dach zu stoßen,

Auch bedenke ich die Möglichkeit

Jetzt zu verlieren.

 

 

 

Eine Zeitung schrieb,

Dass die Gefahr von hohen

Türmen ausgeh,

Weil von hier die Weitsicht

Wohl am besten möglich sei,

Und wir begruben etliche von ihnen,

Und wir stießen andere ins Meer

Und wälzten große Brocken

An die alten Stellen,

Nun ein Mahnmal für die Ahnungslosen,

Und im Erdreich

Und im offnen Wasser,

Sagte man,

Wärn wieder andere, die unsre Türme

Täglich und in Ehrfurcht

Fütterten.

 

 

 

Ein ausgedienter Frachter

Wurde aufgesägt und, offen wie er war, als

Tisch zur Speisung großer

Massen nun von Land zu Land gesandt, und

Gärten, die die Nahrung brachten,

Wuchsen in den Laderäumen,

Und es kam kein

Mensch, der diese Speisekammer

Transportierte,

Und auch niemand kam und aß,

Und niemand war, der irgendeinen der

Gedanken nur berührte,

Und es standen Tausende,

Die waren außerhalb

Und wachten ruhig und gelassen

Jahr um Jahr.

 


 

Aufschläge 1022 - 1024

 

Das Seil, auf dem du tanztest,

War gespannt in flacher Höhe,

Und ich sah dir zu

Und nicht zu dir hinauf,

Und lächerlich schien mir dein Anstieg in die

Todesstrecke,

Die sich steiler von der

Gleichgestelltheit abhob,

Und, ganz nah an meinem

Ohr, ließt du die

Stange der Balance nun fallen

Und erklärtest mich zu deinem Kompagnon,

Und, wenn du stürztest, auch im

Ritt von einer

Todesstrecke in die andere,

Stürzt ich mit dir,

Und selbst der nahe Boden

Könnte nichts verhindern.

 

 

 

In meiner Jackentasche

Fand ich eine Schachtel,

Angefüllt mit kleinen Zeichenfedern,

Die du mir erst kürzlich sandtest,

Und ich spielte sie in meinem Mund,

Nun feine Drähte heller

Saiten,

Und du warst in mir

Und klangst aus mir,

Und in dem Spiegel

Sah ich dich mich aus der Ferne

Zeichnen.

 

 

 

Die Wissenden,

Die mit mir wussten,

Ließen ihre Blitze in die

Ahnungslosen Häuser schlagen

Und errieten jede noch so komplizierte

Drehung meiner Zahlenschlösser,

Lang bevor ich sie erfand;

So stand mein Haus in hellen Flammen,

Und ich brannte aus,

Und auch den Wissenden

Verbrannte alles,

Und wir lebten friedlich bei den alten Leuten,

Die für uns ein wenig nur

Zusammenrückten.

 


 

Aufschläge 1025 - 1027

 

In deinem Zimmer

Lagen große Eisenkugeln,

Herrenlose Monde, die ihr

Zentrum suchten,

Und sie rollten und bewegten sich auf deinen Zuruf

Hin und her

Und kamen näher und verließen diese

Nähe wieder,

Und wir stiegen ein

Und fanden keine Räder,

Und sie trieben ihr Gewicht

Allein

Und waren ihre eigne Herkunft

Und begnügten sich damit um dich zu

Kreisen.

 

 

 

Als ich dich nach einem neuen

Regen fragte,

Gabst du aus dem Heu, in dem du schliefst,

Ein wenig von der Leidenschaft der

Leuchtkraft deiner Farbplakate ab

Und ließt die weißen Blitze deiner

Augen schießen

Und vertriebst die Wolkenwand,

Die über deiner Trockenheit

Gestanden hatte,

Schon bevor ich kam,

Und alle Farben dieses Bildes

Waren räumlich und zum

Greifen vor der

Leinwand.

 

 

 

In den Sommertagen

Spie der grüne Brunnen

Wieder,

Und der höchste Bogen seines

Strahles stand im Raum

Und bog das Eis,

Und an ihm windete ein Ziergewächs,

Das trieb dort oben Blüten,

Und man sah von deinen schlanken Armen,

Dem gebognen Glasleib,

Kaum noch die

Lebendigkeit.

 


 

Aufschläge 1028 - 1030

 

Der Friedensadler

Ging im Hermelin spazieren,

Und die langen Fänge

Stachen tief ins Federkleid der Taube,

Und der Ast,

Auf dem du schliefst,

Musst sich von unten stützen,

Und es griff die ungewaschne Hand

In deine Last,

Es mocht auch sein,

Dass sie sich daran fest hielt.

 

 

 

Eisendraht

Umspannte den Balkon,

Der freie Sicht verkaufte,

Und ein Feierabendlied,

Das ihr von dort ins offne Zimmer sangt,

Entsprang weit außerhalb

Und über euch hinweg,

Und eigentlich verklang es nur in euren

Mündern.

 

 

 

Eines der zwei Herzen,

Die du in dem Herzen trugst,

Schnittst du heraus,

Und auf dem Tisch durft es nun schlagen,

Und du stauntest, weil sich niemand traute,

Dir das Schlagzeug

Abzufragen,

Und es schlug

Und schlug

Und schlug im Sturm

Nach neuen zweitem

Herzen.

 


 

Aufschläge 1031 - 1033

 

Ich wurde nicht hinein gerufen,

Und in letzter Nacht verbrachte ich die

Stunden in dem Urtal,

Mitten unter meinen Brüdern, meinen Schwestern,

Und ich wollte keine Ordnung schaffen,

Und in schwerelosen Zeiten

Würde der verwachsne Fuß

Mir nicht in stolpernden Geräuschen

Über diesen Boden

Schleifen.

 

 

 

Vieles war normal

Und ging an uns vorbei,

Und auch ein junges Mädchen

Mühte sich, und unentgeltlich AlteLeuteBrei

Zu füttern,

Und sein Weg in die Kasernen

Führte durch die unsichtbaren

Stellungen der Straßenräuberei

Und auch vorbei am Starrsinn der

Gebrechlichen, die unbeholfen

Fallen stellten.

 

 

 

Dir blieb der Rückruf,

Der doch täglich kommen sollte,

Und du warst schon lange nicht mehr hier

Und schriebst uns von den neuen Sorgen,

Und die Post, die für dich käme,

Wäre leer,

Das mussten wir bestätigen,

Und täglich lebtest du in unsrer nächsten Nähe

Und gingst ruhelos spazieren,

Und die Blätter, um dich her,

Die von den Bäumen fielen,

Konntest du noch nicht

Entziffern.

 


 

Aufschläge 1034 - 1036

 

Dein blaues Kleid erstrahlte in der

Kälte deiner Augen,

Und der Künstler,

Der dich malte,

War ein rücksichtsloser Arzt,

Die Körperpflege,

Die dir eigen war,

Lag lässig auf dem Küchentisch,

Und früher ging in eben diesem Raum

Und auch zur gleichen Stunde

Blau das Licht des ersten

Abendsternes auf,

Und seine Kälte

Wärmte damals jene

Runde.

 

 

 

Abends war die Zeit in der man still am

Tisch die Völker tötete

Und pflegte den von

Meeresbrandung angeschwemmten Zwitter

Zwischen Mensch und Tier

Und hielt entfernt von dieser Tür die

Menschlichkeit,

Die frische Beute witterte,

Und liebte sich

Und war bereit zu teilen.

 

 

 

Dann spürten wir, wie uns Propellerwind

Und später Ströme

Aus den heißen Düsen

Überall erfasste,

Und wir standen still,

Und die Collagen, deren Mittelpunkt wir waren,

Fraß der Rost, bevor das Werk sich abhob,

Und von deinem Weib erfuhren wir,

Dass du ein Leben unter

Wasser führtest,

Und es war wohl dieser Druck,

Der dich so presste.

 


 

Aufschläge 1037 - 1039

 

Jeder Ort, durch den wir kamen,

Hatte einen König,

Und die langen Adern traten aus

Und tasteten im Anschluss hin zum Nachbarort,

Die vielbefahrnen Wasserstraßen,

Und die Häuser, die im Vorhof standen,

Mengten sich und hielten

Ausschau,

Hand in Hand.

 

 

 

In dem Tunnel

Wachten eiserne Gestelle,

Und sie zählten jeden Wagen der entkam,

Und wir, die drinnen saßen,

Ahnten nichts von unsrer Flucht

Und hätten gern ein wenig mehr erfahren,

Und es waren wieder deine Augen,

Die auf fremden Schienen reisten,

Und ich müsste diese Fahrt doch irgendwie

Alleine wiederholen.

 

 

 

Man besann sich erst, als arme Menschen

Gummimotortauben steigen ließen,

Und sie waren wirklich und lebendig,

Und man konnte sie dressieren und zum Briefe senden

Jederzeit verwenden,

Und die Bank, auf der ich saß,

Stieg auf und trug mich, bis ein Habicht niederstieß

Und uns die Fälschung

Nun ganz deutlich werden ließ.

 


 

Aufschläge 1040 - 1042

 

Die Fenster unter mir

Vergisst das Licht,

Und eine Frau,

Die sich dort rauchend lieben lässt,

Sieht nicht zu mir herauf,

Und säh sie mich,

Würd sie mich leis beiseite winken,

Und ich käm und spräche flüsternd in ihr Ohr,

Und ich, auf ihr, bemerkt es nicht

Und reiß das Blatt von meiner Staffelei

Und lass den Schuh in jenem Fenster stecken

Und zertrete auch die  Glut, die nun zu

Boden fällt.

 

 

 

Dreizehn Meter über meiner Straße

Lehnst du dich ans flache Gitter

Und verliebst dich in die Sonne,

Und die Füße stecken in der Regenrinne,

Und es kommt kein Wasser,

Dich zu tragen,

Und in Wahrheit

Lässt du dich im Glück der Wärme

In den eignen Schoß

Hernieder sinken.

 

 

 

Dann sah ich ganz genau, wie sich die Schatten

Handgedrehter Gitter über deinen

Körper schlängelten,

Und wirklich häutetest du dich in deiner Unberührtheit,

Und von andren Frauen,

Auch noch jungfräulich wie du,

Wusst ich, dass sie die Schöße einem Weltensperma

Sonntäglich und voller Glauben auf den Sonnendächern

Offen hielten.

 


 

Aufschläge 1043 - 1045

 

Schöne rote Blumen

Wuchsen deinem Haus aus seinem Mund,

Du weißt, dass man im rechten Augenblick die

Heimatlosigkeit sich selber ernten lassen muss,

Und traurig lässt dein Blumenmeer die

Köpfe wieder hängen,

Und es ist, dass dir im Rücken

Obendrein bei deiner Heimkehr

Alles auseinander bricht,

Und keine Tür wirst du mehr leise in den Rahmen

Drücken können.

 

 

 

Du sagtest auch,

Dass alles, was gewesen wäre, nun in Keilen in dir säße

Und dich spalte,

Und du zeigtest öffentlich, weil es verboten war,

Die abgeplatzten Reste,

Und es wurde ein Skandalbild,

Und die Regenrinne,

Die dich in das Sammelbecken

Spülen sollte,

Brach im Rost

Und mischte sich mit dir.

 

 

 

Wenn ich den Sprung ins fremde Gitter

Wagen könnte

Wäre ich in dir

Und hörte, wie dein Herz jetzt Melodien

Aus deiner unbekannten Heimat sänge,

Und du maltest deine Händerücken rot

Und deine Füße wären golden,

Und die aufgeklebten Straßenraster

Würdest du als holperige Pflaster

Mir zu Füßen legen,

Und du sprächst mit einem, der sich um dich

Wände.

 


 

Aufschläge 1046 - 1048

 

Vierfach stand die Reihe schmaler

Säulen junger Bäume,

Und vom Sonnenlicht

Fiel nichts herunter,

Und das Frauenbein, das tänzelte, erstrahlte in der ausgestreckten

Männerhand,

Und Blatt um Blatt ließ sich nun

Kuss um Kuss drauf fallen,

Und vom Scharren deiner Finger unter meiner

Haut

Stieg wolkenartig

Straßenstaub

Empor.

 

 

 

Auch ließt du dich im Kuss zu nichts bewegen,

Und die Arme

Hingen schlaff herab,

Und stärker liebte mich dein Puppenkind,

Dass du aus jungen Tagen

Mit dir brachtest,

Und es konnte, wie ich früher schon beklagte,

Nur mit angelehntem Rücken

Aufrecht stehen.

 

 

 

Andre aßen, was sie brauchten,

Und verhungerten daran,

Und mir gelang es, nicht zu speisen,

Und ich sollte neueste Geräte ausprobieren,

Und ich war doch schwach

Und ohne fremde Hilfe,

Und ich sah,

Dass wenige am Feldrand ernteten

Und auch nur einen Korb voll mit nach

Hause brachten,

Und es war zu viel

Für lange, lange Zeit

Darin.

 


 

Aufschläge 1049 - 1051

 

Mir war der dunkle Raum durch deine

Fensterspiegelung gesperrt,

Und du bewegtest dich darin,

Und ich saß gegenüber auf der andren

Straßenseite neben dir,

Und auch das Kind, welches du liebtest,

War ein Teil von mir,

Und näher wart ihr mir im Gegenüber,

Als nun hier,

So nah bei mir.

 

 

 

Es fegte den Salon ein Mann mit einer

Gartenharke,

Und er wisse nichts von schönen Dingen,

Und wir wüssten, dass er hier, an dieser

Stelle, einst die Schlange fing,

Die wir vermissten,

Und die Blumenbank,

Auf der wir säßen,

Wäre auch sein Werk,

Und, ja, dem Rasen

Und den Pflanzen,

Die hier wüchsen,

Wäre er der

Herr.

 

 

 

Dann trat der Tod der Spielgitarre ein,

Als du das Fenster öffnetest,

Und dieser Mensch,

Der einbrach, wurd ihr ungelenker Henker,

Und sie spielte nun,

Und auch die nächsten Nächte,

Nur noch außerhalb

Und wagte sich nicht heim,

Und ich verfluchte diesen Tag

Und sehnte meine Hände,

Die im Freien waren,

Wieder in mein

Kämmerlein.

 


 

Aufschläge 1052 - 1054

 

Mit einer Flut aus überweißen Lampen

Fuhr dein Schiff auf überweißem

Wasser,

Und es brach die Nacht entzwei,

Und wir, am Ufer,

Waren lange von dem Weiß im Weiß geblendet,

Und, ein wenig abgewendet,

Schaukelte dein erster Traum sich ein im

Grün der Dunkelheit.

 

 

 

So warm wurd keine Luft, um deine

Wellen ganz zu dämmen,

Und kein noch so lauer Abend

Ließ dich jenes feine Schwingen

Fühlen, den mein Atem brachte,

Und auf deinem Leib war ich zu Hause,

Und ich kannte jeden Steg,

Und jede Brücke,

Die mich zu dir führen sollte,

Schwankte.

 

 

 

Als du an mir vorbei gingst,

Sah ich nur ein Teil von dir

Und riss es aus aus dir, weil ich‘s erkannte,

Und du schenktest alles, was du sonst noch hattest,

Anderen,

Und ich durft ganz von dir Besitz ergreifen

Und zerteilte dich noch unter Hunderten,

So voller Angst ließ mich zurück die

Bettelei der Armen,

Die ich führte.

 


 

Aufschläge 1055 - 1057

 

Die Sprache dieser Kinder

War die frische Spur im Ufergras,

Und nur die schnellen Flüge ihrer Hände

Ließ sie wirklich sein,

Und konnte man sie besser deuten,

Als es schon die Brunnen taten,

Die sich drehten, überschlugen,

Und Fontänen der Bewegung in

zueinander trugen

Und sich gegenseitig speisten?

 

 

 

Zehn der Wassertropfen  trug ein

Windstoß an die Glaswand,

Und ich zählte, wie zehnfach das Rufen

Nicht zu mir gelangte,

Und ich stand dahinter,

Und ich sah, wie jeder Aufprall

Lächerlich zersprang,

Und etwas weiter war das Meer

Und es schlug wirklich nur ganz selten in mein

Zimmer.

 

 

 

Unter den Portalen trafen sich die kleinen Steinfiguren,

Und ein Wasserspiel

Umspülte sie mit dem geraubten Leben,

Und die Köpfe

Trugen zeitgemäße Apparate,

Die sie fremde Sprachen unterrichteten,

Und unsre Kindeskinder, sagte man,

Würd dieses märchenhafte Dasein

Freuen,

Und ich ritt zum Spaß oft stundenlang auf ihnen,

Und es war nicht so,

Dass sie mich schwimmen lehrten.

 


 

Aufschläge 1058 - 1060

 

Vielleicht denkst du, dies sei der Augenblick,

In dem man besser schweigt,

Und grüßt und legst mir den Karat,

An dem du hängst, zu meinen Füßen,

Und mein Kommen

Beißt in jene Zeit, in der dein Schweigen

So wie heute war,

Und war doch damals Wirklichkeit.

 

 

 

Dem Tagesgott,

Dem du die Nacht verbotst,

Legst du nun deine Hände in den Schoß,

Wie er dich damals lehrte

Und du weißt nicht mehr, das Heute von dem

Gestern abzutrennen,

Und das ist der Augenblick

In dem man dich der Nacht

Beraubt.

 

 

 

Fast wärst du mir entkommen,

Und ich sprech dich an und seh,

Du lässt nun Schweigen,

Und in offner Tür

Erklär ich dir, dass viele Punkte eines Kreises,

Mögen sie sich noch so weit entfernen,

Teile eines Ganzen sind

Und uns so eng verbinden,

Und der Zwischenraum

Ist angefüllt mit allerhand,

Und du, von nebenan,

Und ich, von nebenan,

Begegnen sich am nachbarlichen Zaun.

 


 

Aufschläge 1061 - 1063

 

Nun fand ich endlich vor, in Wirklichkeit,

Was tausendfach mich vorher fand,

Und ich betrat den Saal ein zweites Mal,

Und mir zur linken Hand

Verlangtest du, noch ganz im

Glanz des Sonnenlichts,

Den Strahlenball dir einzufangen,

Und der Wasserfall,

Der dir im Rücken stand,

War Spielgefährte,

Und die Weidenzweige meiner Arme,

Griffen nach der Glut zu beiden

Seiten.

 

 

 

Du setztest dich nun

Punkt für Punkt zusammen,

Und in deiner nackten Schulter

Steckte noch ein Pfeil aus alter Zeit,

Und mir erklärte man,

Du liebtest dieses Zeichen der Beständigkeit,

Und nah am See,

Der dich verkehrt und klarer in den Farben wiedergab,

Zerschmolz der Augenblick,

Als sich der Wind, der Äste nieder bog, den

Stock ganz sacht aus deinem

Körper zog.

 

 

 

Ich will nie wieder davon sprechen, dass das

Brot sich auf dem Dreieck deiner Schenkel

Besser aß, als deine Liebe, die, ein Nimmersatt, der

Hagerkeit die Wangen küsste,

Und die Wiesen,

Die du pausenlos bereutest,

Grünten immerfort,

Und ich erlernte noch im Speisen

Gänseblümchen mit den Zehen zu ergreifen,

Und die weißen Küsse dir im Kranz ums

Tor zur Welt zu legen.

 


 

Aufschläge 1064 - 1066

 

Am Tag zuvor

Entstandst du mir aus kleinen Flächen,

Und von deiner Haut fiel lautlos jeder Tropfen ab

Bis du so vor mir standst,

Wie ich dich kannte,

Und im selben Augenblick

Warst du noch schneller, als ein Eichhorn springt,

In meinen Ästen,

Und mein Rufen hörte nicht,

Wohin dein Sprung dich

Rettete.

 

 

 

Danach beließ ich dich im Tropfenkleid

Und zog mich an mit dir,

Und deine Feuchtigkeit,

Die mir nun um die Schulter schwang,

Verdampfte in dem Sonnenlicht,

Und ich empfand dich nicht als Last,

Und ich versprach noch alles, dich zu halten,

Und es war nur Sand,

Der trocken durch die Finger

Rann.

 

 

 

Auch Sandgebilde,

Die ich schuf, die Armut zu beweisen,

Ließen dich nicht ruhn,

Und um mich her verwehtest du

Und legtest mir die Kieselsteine bloß,

Und jeder, der mich sah, maß meine

Unbeholfenheit daran,

Wie lang ich brauchte

Sie dir wieder in den Schoß zu graben,

Und wir waren doch am Meer,

Wo königlich die

Flut versteckte und entdeckte,

Was die nasse Brandung

Fand.

 


 

Aufschläge 1067 - 1069

 

So ging es mir schon einmal,

Als ich alt war und in fremdem Land die

Jugend meiner Heimat misste,

Und hier zähle ich im dürren

Blätterkleid mir meine Rippen,

Und in Wahrheit

Trage ich die bunten Federn meines

Sommerkleides,

Und ich putze die Gedanken,

Die so achtlos auf der Straße

Liegen.

 

 

 

In meine Eitelkeit

Stach scharf dein Bilderwort,

Auf einem nackten Weib ritt bäuchlings jener,

Der dich reiten durfte,

Und die Krallen schärfte sich ein lang gestrecktes

Katzentier an deiner Brust,

Und alles war zugleich gemacht aus einem

Grünen samtnen Stoff:

Das Weib, das Tier, das deinem

Arm entkam,

Und streichelnd griffst du noch nach ihm,

Und auch der Mann, selbst

Teil von dir;

So schriebst du Sätze deiner Leidenschaft

Mir auf.

 

 

 

Die Halle

Barg wohl zehn mal tausend Menschen,

Und es war doch keiner dort,

Und jenes Dachgewölbe zog sich eine eigne

Sonne auf,

Und dünnste goldne Kettchen

Stießen sich herab

Und ließen so die falschen Strahlen nieder,

Und ich dachte nur an das Gebot,

Und ich verließ die Wiese

Und bedachte die Natur der

Überlebenden.

 


 

Aufschläge 1070 - 1072

 

In deiner Brille war ein Sprung, ein

Splitter fehlte,

Und gewiss war dies der Grund, dir neuerdings ein

Herz aus großer Masse zu erwählen,

Und es sollte schön und geistreich sein,

Und du verließt dich ganz auf uns und unsre

Auswahl, weil,

Wie oft an hellen Tagen, kleinste Splitter

Funkelnd sich verraten,

Und du wolltest sehr viel später erst die

Herkunft wissen

Und nach männlich oder weiblich fragen.

 

 

 

Es war auch gut, dass selbst die Käfer die

Gesetze kannten,

Und ein Teil von mir verschwand,

Als ich mich wieder einmal sammelte,

Und das Prinzip bleibt grade,

Während sich auf allen Schienen

Wirklichkeiten hin und her rangieren lassen,

Und ich sollte vor dem Eingriff

Unterschreiben.

 

 

 

Dann, ich wollte schon bezahlen,

Fing mein Ring im Zufall deine Locken ein

Und hielt sie unabsichtlich fest,

Und deine Augen

Unterdrückten einen Schmerzensschrei,

Und ich zog alles, was ich aus den

Händen geben wollte,

Wieder ein,

Und du, du brauchtest mir nicht erst zu zeigen,

Dass die heute weißen Tempel

Früher farbenfroh gewesen seien,

Und du batst mich zu verzeihen,

Und wir lebten beide von dem

Wechselgeld.

 


 

Aufschläge 1073 - 1075

 

Ihr sagtet, ich sei groß,

Und ich frag euch,

Wie groß ist jemand, der vor Augen seines Sieges stirbt,

Und hängt man nicht an dem Geweih das

Jagdglück auf,

Und krümmt sich nicht der Leib um seine

Frucht, trotz Hilfe, zu gebären,

Und es stimmt,

Und ich bin groß, weil das gebrochne

Rad sich dreht in meinem

Arm.

 

 

 

Dann erfuhr der Krieg,

Dass ihr ihn töten würdet,

Und die Aquarelle,

Die ihr maltet, gingen um die

Welt nachdem ihr noch ein Opfergeld bezahltet,

Und die Frauen,

Die ihr liebtet, regelmäßig,

Liebten euch nun, regelmäßig, in dem Eisengarten,

Dem ihr folgtet.

 

 

 

Die Dielenbretter, die euch trugen, waren spiegelglatt

Und konnten so den

Rückweg offen halten,

Und ich tauchte ein,

Und einzig mir verschwand das Spiegelbild,

Ganz ohne fort zu sein,

Und über mir, zu meinen Füßen,

Ging ich aufrecht und genau, wie all die anderen,

Und wo ich mich befand,

War niemand.

 


 

Aufschläge 1076 - 1078

 

Gestern Abend

Löschte ich zufrieden aus das

Kreuz des Südens, welches über meinem Nachtschrank

Pausenlos gestanden hatte,

Und es war nur eine Schnur,

Die man zu sich herunter zog,

Und die Bewegung,

Welche deine Marionetten

Machten, war zugleich die Hand, mit der ich deinen

Nacken bog,

Und von dem Bett aus konnten wir den

Tanz der Puppen unter freiem Sternenzelt

Betrachten,

Und ich lag, mit dem Gesicht nach oben,

Tief in deinem

Schoß.

 

 

 

Andre, sah ich, ließen schwarz die Flächen ihres

Daseins stehn

Und konnten sich davon nicht lösen,

Und die Sonne schien doch schon seit allen

Zeiten senkrecht auf die Erde,

Und die fremde Frau,

Die ich besuchen sollte,

Würde ich des Nachts begrüßen und ihr

Lügen in die Ohren flüstern,

Und mein Schatten

Würde ihren Schatten decken,

Überall und ringsherum würd sie mir Glauben

Schenken.

 

 

 

Es war auch so, dass dir das alte

Weib die langen roten Haare

Kämmen musste,

Und der Umhang,

Den du einzig trugst,

Blieb offen an den Brüsten hängen,

Und dein Leib stand rücklings angelehnt

An einen Stuhl,

Und der Betrachter

Durfte ruhig mit den Nägeln die

Begrenzung des Terrains abstecken,

Wo er schürfen wollte,

Und die Rechte

Teiltet ihr zu gleichen Teilen

Auf.

 


 

Aufschläge 1079 - 1081

 

Mit deiner ausgestreckten Hand

Schnittst du dir Fenster in die

Landschaft,

Und das Stirnhaar

Schob ich sacht beiseite,

Und ich spielte auf den Saiten dieses

Vorhangs was du hören,

Was du spüren wolltest,

Und von außen gaben die bizarren,

Leicht gebognen Stützen meiner

Arme dir den Halt.

 

 

 

Wir standen an der Mauer, die den

Fluss von Tagesarbeit trennte,

Und du lehntest weit darüber,

Und von mir erfuhrst du,

Dass ich selten nur das Nass verlassen konnte,

Und ich griff nach dir

Und fraß an dir

Und zwang dich anzuwachsen

Und versprach dir, meine Lebensweise

Deinem Durst, der dich bestimmte, anzupassen,

Und man ließ den Schwarm der Tauben

Hier zur Tränke

Landen.

 

 

 

In dem Fenster gegenüber

Sah ich, wie du dich von einem Mann gern teilen ließt

Und brachst die Kleidung ab,

Und deine Körperteile

Fielen links und rechts von mir zur Seite,

Und die Augen,

Die ich von dir übrig ließ,

Vergaß ich nicht und fasste sie in schöne

Diamanten.

 


 

Aufschläge 1082 - 1084

 

Wenn du mich annimmst,

Nimm mich, wie ich bin,

Denn der ich bin,

Der bin ich nicht,

Und immer werde ich in andrer

Haut erscheinen,

Und ich suche mich

Und finde mich am ehesten bei dir,

Und ist es doch ein Fremder,

Den du unter deinen Händen birgst,

Den du vor mir versteckst,

Bin ich es auch

Und auch zugleich dein Hilfeschrei,

Wenn du den Mord an dir

Entdeckst.

 

 

 

Es ist auch nicht, dass das Gewölbe,

Das uns überdacht,

Sich endlos dehnt,

Und gleich in meiner Nähe wünsche ich ein

Instrument, zu musizieren,

Und ich weiß, dass grad Gesänge dieser

Art in ferner Zukunft

Tag und Nacht ersetzen werden,

Und in Not lernst du die

Not zu lieben,

Und du läufst ihr hinter nach.

 

 

 

Man sitzt auf hartem Holzgestühl

Und dankt, ich weiß nicht, wem,

Und nicht, wofür,

Und kniet und lässt die Unfalltoten

Draußen einfach liegen,

Und man sieht, dass meine

Inschrifttafel, die doch meine Lieben zählt

Und die ich selber schrieb,

Die größten Lücken zeigt,

Und heilig sind mir diese weißen Fliesen,

Die man täglich putzt und scheuert,

Ehe man darüber geht und

Steigt.

 


 

Aufschläge 1085 - 1087

 

Der Windzug trug die

Feder durch die Tür,

Und bis ich dich erkannte,

Lagst du neben mir, ein

Sonnenfleck auf dunklem Boden,

Und ich griff ins Leere,

Und es war auch kein Geräusch,

Das mich verriet,

Und deine Windabhängigkeit konnt ich nicht fassen,

Und ich griff dich heftig erst,

Dann atmete ich tief, was noch im Raum war,

Ein.

 

 

 

Und hinter mir,

Du warst die erste, die es merkte,

Standen wasserklare Sterne,

Und du hingst sie zu,

Und mein Gesicht verschwand,

Und vor der Wand

Musst ich erfassen, was du botst,

Ich riss von dir die Dunkelheit,

Mit der du mich beschertest, ab,

Und viele sahen so die trocknen Zweige,

Deren weiß bemalte Spitzen

Nacht für Nacht im

Licht erblitzten.

 

 

 

Kaum konnt ich sehn, was sich im

Wasser tat, und Schattenfische huschten,

Und du klagtest hundertmal,

Ich sollt mich aus dem Fischschwarm lösen,

Und die Fütterung

Aus meiner Hand versandete im Uferlosen,

Und du warst mir doch ein zappelnd Fischweib,

Das mit mir im Becken

Schwamm.

 


 

Aufschläge 1088 - 1090

 

Auf dem Vorhof lagen weiße

Trümmer übergroßer Säulen,

Und das Fundament,

So sagte man, sei schief vom Anfang an gebaut

Und habe auch nichts senkrecht tragen können,

Und in einem Bruchteil war ein Haus verblieben, um den

Fall dann jedem, der es wünschte, zu erklären,

Auch, warum die Säulen einst die Fundamente

Hatten trägen können.

 

 

 

Drinnen war es warm,

Und Sonnenstrahlen wehten durch den Raum,

Und alle Teppiche, die sonst die

Schritte dämpften,

Hingen von der Decke,

Und, um dich zu treffen,

Schwammen wir sehr weit hinaus zur ersten

Sandbank,

Und du legtest deine Finger, uns zum Zeichen,

Hier zu schweigen,

Auf die Stirn,

Und wir gehorchten gerne

Und berichteten nur dir alleine

Und nur dir in deiner

Gegenwart.

 

 

 

Einerseits bemaltest du die Wand mit

Blumen, die in tausend Töpfen standen,

Andrerseits, und diese

Seite gab es nicht,

Verkörperten Geräusche

Qualvoll deinen Schrei nach Wachstum,

Und die tausend Hüte

Trugst du täglich auf der Wanderschaft,

Und immer weniger vernahmen wir von dir,

Je weiter sich die Gärtnerei von uns

Entfernte.

 


 

Aufschläge 1091 - 1093

 

Klar und gläsern bog sich über jedem eurer

Köpfe eine Glocke,

Und ihr spracht in eignen Farben, die die

Innenwände trugen,

Und so schient ihr rot und blau und gelb,

Und eine von euch

Frauen stillte gar ihr Kind,

Und, ich sah es auch, die großen

Bäume, ganz in eurer Nähe, die euch in den

Armen hielten

Und euch Männer waren,

Überdachten euer Haus aus bunten

Blasen.

 

 

 

Auch Momente gab es,

Da ich deinen Atem nicht mehr hörte,

Und mein Ohr lag eng an deinem Puls,

Und hörte wie die Trommeln schwiegen,

Und ich musste in dem Bergwerk neue

Schächte graben,

Bis ein Luftrohr kam,

Und laut vernahmst du endlich wieder meine Zeichen,

Und ich hörte ebenfalls aus weiter

Ferne leises Klopfen.

 

 

 

Ratlos blieb dein Augenblick

An einem meiner Augenblicke hängen,

Und im dünnen Faden,

Den das Tier der stummen Worte spann,

Schwang langsam hin und her die Schwere,

Und sie sank und sank und sank

Und blieb doch in der Mitte

Und entschwand, bevor der

Boden ihm Gelegenheit zur

Flucht gegeben hätte,

Aus den Sinnen.

 


 

Aufschläge 1094 - 1096

 

Letzten Endes

Quälst du dich umsonst,

Und sieh dir an, was von dir ist, im Spiegel,

Und du darfst die Wand, dahinter,

Ruhig fragen,

Und die Reflexionsschicht, die dein

Bild ermöglicht,

Löst sich doch schon auf

Und fällt mit dir zu Boden,

Und die armen Kinder

Drückst du tot mit dem, was dich verlässt,

Und deine Schönheit wächst

Und wird mit tausend Worten

Aufgewogen.

 

 

 

Wenn dich keiner sieht, hebst du die Brüste an

Mit beiden Händen

Und du küsst den Leib an seinen spitzen Enden,

Und du würdst in diesem Augenblick der

Welt verraten,

Wie man dich betrügt,

Wenns einer hören könnt,

Und lügst dich an

Und summst ein Lied,

Und wieder siehst du in den unscheinbaren Boten,

Der dich nicht berühren kann,

Und nähmst du ihn zu dir,

Ja, speisest du ihn auf,

Er bliebe nur das Teil von dir,

Das du ihm gönnst.

 

 

 

Der Mann,

Den du ins Zimmer führtest,

Kam dir recht,

Und seine weißen Federn,

Die ihm überall am nackten Körper wuchsen,

Wolltest du ihm lassen,

Und er dürfte ungeschoren, ja, du botst es an,

Sich aus dir tränken

Und sich seine Körner aus den Mulden holen,

Die du sonst verstecktest,

Wenn er dich nur für sein Vogelweibchen hielte,

Und der Käfig,

Der euch beide zeigte,

Klebte mir im leicht vergilbten

Fotoalbum

 


 

Aufschläge 1097 - 1099

 

So kam eine Kleinigkeit zur anderen

Und sie verschmolzen,

Und ich kannte dich

Und du erinnertest mich auch,

Und morgen würden wir uns erstmals treffen,

Und das Schlafabteil,

Das nur uns beide aufnahm,

Teilte auch zugleich

Und machte mich zum Hüter deines Schlafes,

Und zuvor, ich hätte schwören können,

War ich unter Plünderern gewesen,

Und aus deiner Nacht nahm ich mir alles.

Was ich brauchte.

 

 

 

Auf den Schwellen,

Die du täglich abschrittst, waren deine Spuren

Unnatürlich klein,

Und dauernd ließen dich die Reisezüge

Unterbrechen,

Und du musstest tausendmal

Auf völlig schwarzer Fläche

Eines Ölgemäldes

Stehen bleiben und den Abdruck deiner

Schuhe übertragen.

 

 

 

Drittens wohnten wir im selben Haus

Und waren unbekannte Künstler,

Und hier konnte man auf Anschlussgleisen reiten,

Und die Kommenden

Verfehlten absichtlich die Gehenden,

Und würden wir, wie manche es schon kannten,

Hier verbleiben,

Würden wir zum Personal,

Und keine schnellen Rehe

Dürften grasen,

Und die Jäger

Hätten nun auch anderes Getier in Wolkenfeldern

Zu erlegen.

 


 

Aufschläge 1100 - 1102

 

Es kam, wie ich im Sommer prophezeit:

Man stellte alte Stühle auf das Dach,

Es war die

Zeit vorbei, da man auf ihnen saß,

Und trotz der Brüchigkeit

Bestellten sie ihr Altenteil

Und ließen sich dort oben tragen,

Und die Wälder

Hatten manches junge Wild zu jagen.

 

 

 

Viel zerbrach in jenen Tagen unter meiner

Hand und wurde neu,

Und andernorts stand man nach Wasser an,

Das heilen sollte,

Und nicht einen dieser Tropfen

Konnte man letztendlich wirklich mit den Fingern fassen,

Und man gab die Feuchtigkeit an

Pflanzen weiter und begann die

Heiligkeit der Gärten

Auszurufen.

 

 

 

Manches Schuhwerk

Hatte nie den gelben Staub gefressen,

Und du schnittst mir aus behenden Ohren neue

Sohlen,

Und ich trug sie ständig im Gepäck

Und fand auf meiner Wanderschaft

In aufgebrochnen Koffern und in

Säcken und in Taschen

Immer wieder unbenutzte und zurückgelassene

Sandalen dieser

Art.

 


 

Aufschläge 1103 - 1104

 

Zwei gleiche Zahlen

Standen auf dem Blatt Papier,

Und du, das hörte ich, versandtest so, auf diese

Weise, deine Grüße,

Und ich konnte sie nicht lesen,

Und, was ich als Antwort hinterließ,

Verstandst du nicht,

Und beide standen wir vor der Plakette,

Die uns zahlenmäßig grob erfasste,

Und zur Sicherheit die gleiche

Zahl daneben schrieb

Und inhaltlich auf große unerforschte Flecken wies,

Ein Lied, das einst ein geisteskrankes Mädchen sang

Und das man pausenlos studierte.

 

 

 

Wenn deine glatten Ringe

Schräge aufeinander lägen, sagtest du,

Käm bald ein Schiff,

Das man verloren glaubte, wieder heim,

Und niemand war, den wir vermissten,

Und du standst am Strand

Und grüßtest in die Ferne,

Und du trugst ein Namensschild,

Damit man dich sofort entdecke

Und auch wüsste, wer du seist;

Sonst gingst du selten aus der Wohnung,

Und man kannte dich mit Namen,

Und Besucher kamen kaum,

Und deine Kranken,

Die du pflegen solltest, deren Schonung

Man dir anvertraute,

Hielten dich für den Patienten,

Und die Parks, die endlos schönes

Wetter produzierten,

Waren bis zur Regenzeit,

Die hier nie kam,

Geschlossen.

 

 


 

Aufschläge 1105 - 1107

 

Das Kleid der Könige

Entdeckte man nach tausend Jahren,

Und es war der Leib, den

Jadeplättchen bildeten, ein hohler Goldverband,

Der dir im Grab die Räumlichkeit

Erfand,

Und eines dieser Schilde hing

Von damals noch, an deinem Hals,

Zu zweit vertanzten wir den ganzen Abend auf der

Unbegrenztheit dieser

Fläche.

 

 

 

Als du dann, ein würdiger, ergrauter Mann,

Hoch in den Bäumen wohntest,

Und den kalten Frost mit einem

Mädchenkörper jagtest,

Ließ man dir auch noch den Wein,

Und grüne Blätter,

Dunkle Zweige,

Starke Ästen, die zum Schluss

Mit euch verwuchsen,

Durch euch drangen

Und euch ineinander brachten,

Würden sicherlich ein neues Lied im Volk begründen,

Und man sang schon immer eine unbekannte Melodie

Und suchte ihren

Ursprung.

 

 

 

Dann schenktest du mir eine Dienerin,

Und ich war unbeholfen,

Und ich sah ihr Dienen nicht,

Und sie befahl mir meine Wünsche

Und verlangte, dass ich ihre Dienerschaft verstand

Und machte mich zum Bettler,

Und die Augen

Hielt sie tags mit ihren

Händen überschattet,

Und ich zwang sie so zur

Unterwürfigkeit.

 


 

Aufschläge 1108 - 1110

 

Als ich den Reisezug betrat,

Erschrak das zweite Herz,

Das ich stets bei mir trug und welches einer

Frau, die in mir wohnte, schlug,

Und überall erblühten herbstlich schon die

Blumen,

Und mein Mund war gleich bereit, im

Kuss sich nun von mir zu trennen,

Und ich teilte mich und ging von mir.

 

 

 

Drüben, auf der andren Straßenseite griff ich in die

Hand, die sich im Zufall

Öffnete,

Und man bestand auf schnelle Zahlung dieser

Pflicht,

Und ich gewann doch nichts dabei

Und hielt mich fest

Und sang ein Kinderlied mit mir

Und konnte mich nicht von mir trennen.

 

 

 

Ich wagte nicht, von hier mich zu entsetzen,

Und ich hätte außerhalb der Nägel,

Die mich an die Bretter schlugen,

Kaum den Platz gefunden,

Eng an eng mit mir zu leben,

Und zur Abendzeit

Studierte ich die alten Lieder, die von

Doppelherzen redeten.

 


 

Aufschläge 1111 - 1113

 

In deiner Kunst ertrugst du nicht die Augen,

Und die Wand der Spiegel hatte keine

Schuld,

Und tief in jede Augenhöhle

Legtest du ein Glas, das beim Hineinschaun,

Nun ein Reißverschluss,

Sie wie zwei Leben fasste und

Zusammenfügte.

 

 

 

Der Tag verging,

Bevor wir uns entschlossen,

Und an diesem frühen Morgen

Traten wir zusammen,

Und es war, dass sich Bekannte,

Die sich lang vermissten, wieder sahn,

Und keiner sprach ein Wort,

Und jeder hing dem andren in den ausgestreckten Armen,

Und so blieben wir

Und ließen uns lebendig in die Steine

Schlagen.

 

 

 

Umgekehrt entstand ein See, so sagte man,

Weil früher Berge wanderten

Und schoben wahre Meere vor sich her,

Und in dein Abbild,

Dass man auf die Straße malte,

Traten andere, voll Sympathie für dich,

Und sie verschwendeten ihr

Blut bis unter

Steine.

 


 

Aufschläge 1114 - 1116

 

Ein ausrangiertes Puppenkind

Fuhr langsam in den Hafen,

Und du sahst ihm zu,

Und dich, das wusstest du, betraf es nicht,

Du warst zu alt, ein solches Liebesding im

Arm zu halten,

Und du wusstest auch, die Küste zu erreichen,

Bliebe dir nur wenig Zeit,

Und gäbe es dein Gott, dass dir ein

Platz zu ankern wär,

… du schwammst und schwammst und schwammst.

 

 

 

Aus deinem Suppenteller

Führte ein Vogelspur vom Tisch,

Und niemand war bei dir,

Mit dem du hättest teilen sollen,

Und dann gabst du dir die Hälfte ab

Und freutest dich, dass man noch

Mitleid mit dir kannte,

Und den Rest nahm dir ein

Unbekannter,

Dem du dafür zahltest.

 

 

 

Auf der Sonnenliege,

Die vom Tageslicht im Gras entstand

Und um sich griff

Und schon ein schönes Herz barg,

Hätte ich zu gern gelegen,

Und du sprachst mich an

Und ludst mich ein,

Und überall, wohin ich kam,

Warst du bereits in mir,

Und winzig nur war deine Hand und zart ihr

Knochenbild

Vor heller Glut.

 


 

Aufschläge 1117 - 1119

 

Im Blätterwerk des Weines blieben

Sonnenflecken hängen,

Und mit deiner rechten Hand strichst du durchs

Haar, es neu zu ordnen,

Und ich war der Berg, den eine Grünheit

Überwucherte,

Und du die Sammlerin,

Und deinen braunen Korb für eine Ernte,

Ließt du stehen.

 

 

 

Ein Schiff,

Das ganz und gar aus Glas gebaut, befuhr den

Fluss,

Und Passagiere konnt ich sehn als gingen sie spazieren,

Und das Kind in deiner Hand

Sprang hüpfend durch ein

Seil und schlug die Wellen,

Die ans Ufer

Spülten.

 

 

 

Sonst neigten sich die Zweige

Nur ganz selten,

So, als eine Stille mächtig in der

Krone lastete

Und sich dein Nacken

Weit nach hinten bog

Und ich dich stützte,

Deine Füße, die im letzten

Halt sich umeinander schlangen,

Wurden eins.

 


 

Aufschläge 1120 - 1122

 

Immer wieder wird ein Schrei der Angst die

Hand vor deinem Mund durchleuchten,

Und es brechen kleine Äste der

Verlassenheit hervor,

Und selten wächst daran ein

Blütenzweig,

Und irgendwann vergisst er seine Trockenheit

Und wird sich zieren.

 

 

 

Über meinen alten Schuhen

Lag ein grauer Staub,

Und ich erinnerte mich ganz genau

An deine festen Haare,

Die mit eignen Füßen um die Schultern liefen,

Und für meine Füße

Konstruierte ich die

Nachtlaternen.

 

 

 

Es war auch eine Zeit, in der die

Frauen sich verhüllten,

Und die Männer

Ließen es geschehn und waren ratlos,

Und die Forscher

Fanden etliche der Hüllen leer

Und wohl verlassen,

Und die Kriechspur mancher Wesen

Führte nicht in die

Behausung.

 


 

Aufschläge 1123 - 1125

 

So verging die Zeit und meine Zeit mit mir,

Und du beherrschtest dich und hattest keinen

Anteil,

Und der größte Teil von dir

Lag doch schon auf dem Tisch,

Und Einkaufstaschen, die du schlepptest,

Waren leer,

Und niemals würde deinetwegen noch so spät ein

Laden

Öffnen.

 

 

 

Jede der Stationen hatte einen Namen,

Den ich nicht verstand,

Obwohl ich lesen konnte,

Und es war verkehrt, dass man die Bilder

Immer wieder in vier Ecken rahmte

Und sie titulierte,

Und von dir verstand ich, dass die schnellen

Züge ihre Gäste

Lange schon nicht mehr befragten nach

Personendaten.

 

 

 

Als du mir den Rücken wandtest,

War die Kleidung nass im Schweiß,

Und in der Erde, wenig unter dir,

Befand sich eine alte Steinfigur,

Die dort verschüttet lag,

Und du warst Wünschelrutengänger,

Der von diesen Dingen nichts verstand,

Und eine Wasserader lag ja immer hinter dir

Und nicht darunter.

 


 

Aufschläge 1126 - 1128

 

In Dunkelheit stand ich am Fenster,

Und ein Vogeltier der Nacht schrie ohne

Unterbrechung,

Und es war die Sorge,

Die dich unnütz auseinander brach,

Und abgestürzte Trümmer

Lagen rundherum verstreut,

Und ich vermochte nicht sie dir zu

Numerieren.

 

 

 

Es trafen sich an deinem Bett die Boten,

Und sie mussten lange auf dich warten,

Und du sprachst von Pflanzen,

Die sie dir zu bringen hätten,

Und der Garten ringsumher

War leer,

Und wenn dein Schlaf die ersten Blüten

Treiben würde,

Könnte man dir alles nehmen, was noch wäre,

Und du zogst in eine Höhle, ganz aus

Stein, und maltest kleine Blumen auf die

Felsen.

 

 

 

Sicher war es auch verkehrt von dir, die Malerei auf

Packpapier zu bringen,

Und es gab kaum ein Motiv,

Das sich auf der Bewegtheit

Hätte halten können,

Und die Zeit, die das verhindert hätte,

Wartete vergeblich, dass sie eingeschlagen

Würde.

 


 

Aufschläge 1129 - 1131

 

Als du am Morgenfenster standst, fiel aus dem

Ring ein Stein,

Und du erkanntest wohl darin ein Zeichen,