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| Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
  Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
  Fundsache (neu)
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Lyrik.
                          10.000 Aufschläge
                          Band 13: Aufschläge
6001 - 6501
ISBN
3-937264-24-8
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten). 
 
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine
Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur
Arbeit.  Seine Texte entstanden fast
immer bereits in endgültiger Form.
 
Copyright 2006 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers,
Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
 
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:.         Harald.Birgfeld@t-online.de
       Harald.Birgfeld@t-online.de
|   23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: | ||
|   Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
  Version) Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
  Version) |   Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
  Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
  Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |   Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
  Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
  20: Aufschläge 9501 -
  9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 | 
|  |  | (Cafe Müller,
  gewidmet  Pina Bausch,
  09.1984) |  | 
| Aufschläge 6001 –
  6003 Glauben heißt
  nichts anderes, Als dicht daneben
  stehen, Und ich stand auf
  dem Gerüst und hielt
  die  Seile deiner
  Schaukelei in meiner Hand, um dir den Schwung zu geben, Und es war zu viel Und leer wurd, was
  ich schwang, Und hielt den Atem
  an Und sah mich nun
  sekundenlang Und eng an meiner  Seite stehn. | Ich sprach von Königreichen meiner
  grünen Augen, Und es trieben
  Inseln in dem Meer in meiner
  Stirn, Und Blicke, die ich
  jemals sandte, Kehrten heim zu
  mir, um zu berichten, Und sie warteten in
  langer Reihe, eng an eng Und stützten sich
  im Glauben
  gegenseitig. | Abends wollte ich
  an die Gespräche meine Lieblingsbilder
  hängen, Und ich fand mich
  selbst schon angekeilt Mit langen Kupfernägeln an der
  Wand, Und litt an diesem Abend wirklich gar
  nicht unter mir Und stand noch lang Daneben. | 
| Die Gehwegplatten eines
  Bahnhofs waren in der Mitte ihres Abschieds hell, Und außen wuchsen Gras und Unkraut  Und Kamille
  kräftiger, Und hier verlor
  sich auch die Nacktheit jeder
  Ankunft, jedes Nimmerwiedersehens
  und der Frohsinn über eine Trennung. | Mitten in den  Worten, die wir
  sprachen, wuchsen Fahrtsignale, Und sie zeigten nur
  in eine Richtung, und im Nachhinein, im
  Rückwärtsschaun, erkannten wir die Unbezogenheit und
  nicht den Sinn der
  Nachbargleise. | Wenn es soweit war,
  nahm ich die Nacht vom Haken ab, Und breitete sie
  aus Und schaffte es, mich
  unter sie zu legen, Oder wohlig oben
  drauf, Und heute war es
  so, dass ich ihr dunkles Tuch zerschnitt Und zwischen
  tagesblaue Flecken setzte, Und ich zeigte dir,
  dass in der Zukunft Tag und Nacht kaum
  noch zu trennen wären Und sich ineinander
  schieben würden, Und wir müssten
  lernen, viele  Sonnen über uns zu
  sehen Und sie zu
  ertragen. | 
| Alles, was ich
  dachte, strich ich durch Und musste dir
  erklären, dass das letzte, Was ich schrieb,  Noch nicht
  geschrieben war, Und ich gestand
  auch ein, Das alles, was ich
  sprach, nicht malbar wäre, Und ich müsste
  lange vor der  Leinwand schon
  beginnen, Und beenden müsste
  ich die  Arbeit weit, weit
  hinter ihr im Raum, wo gar nichts
  ungeschehen  Mehr geschehe. | Du schliefst mit deinen
   Augen ein vor
  meinen Augen,  Die berührten sich, Die fremden Lider hielten ihre Züge fein
  geschlossen, Und ich sah hinein Und sah, wie du
  betroffen mich betrachtetest Und mich
  verachtetest Und dass ein
  anderer an meiner Stelle stand Und wie sich deine  Lippen um ihn
  rankten Und doch unbewegt
  im Schlafe schliefen, Und ich konnte Und ich wollte euch
  nicht trennen, Denn du warst mit
  dir im Paar; Ich musste euch
  geschehen lassen. | Immer wieder
  schoben sich die Nachbargleise
  heimlich auf die Schienen, die uns
  führten, Und wir waren zwei
  in einem, Und ein Gegenstrich
  war zu erwarten, Und in diesem Augenblick
  benutztest du die Weiche, dich zu
  trennen, Und die Hand an
  meinem rechten Arm  Griff wieder in
  dein Haar Und ließ erneut
  geschehen, Was doch grad
  geschehen war. | 
| Tausend
  weiße Augen sahen aus dem Flieder,  Blickten
  ihren Duft zu mir Und
  stießen mich, Und
  andre Düfte, hört ich, Blieben
  unbedacht Und strichen
  über die geschundnen Glieder,
  die von Kindern liegen blieben, Und es
  war ein Ungemach,
  in dem ich stand, In dem
  ich mich nicht strecken konnte, Das
  mich auch nicht sitzen ließ, Weil
  mir der Kopf,
  die Knie an viel zu enge  Wände
  stießen. | Als ich
  nur einmal fragte, wie man schöne Frauendüfte
  wöge, Ob man
  sie mit Handgewichten
  in die kleinen Dosen
  füllen könnte, um sie zu verschenken, Wusstet
  ihr nicht einmal mehr, Wovon
  ich sprach Und
  musste euch in meinen Garten
  führen, wo das Gras
  aus reinem Golde wuchs, Und
  eure nackten Füße
  spürten, wie der Reichtum
  stach. | Unsre
  Armut hing in Bäumen,
  dass sie jeder sah, Und
  jeder konnte sie begießen Und
  danach als Eigentum begrüßen, Und in
  Trockenheit war ihre Pflege
  Pflicht; Man
  wusste, dass die Vögel
  in den Zweigen als ein Lebenszeichen
  galten, Und
  man ließ sie nicht entfliegen, Und
  die Frauen flochten frühlingsfarbne Netze
  in die Zöpfe ihrer Töchter, Und
  man ging an  Feiertagen
  hin zu ihnen, Hin zu
  jeder einzelnen, Und
  gratulierte ihrer Schönheit,  Die wahrhaftig
  lebte. | 
| Du, ein alter Mann, Sprachst heute, im
  Vorbeigehn, Mit der Armut  Und beschimpftest
  sie, sie sei dir ekelhaft, Und was man an dir
  selber sähe Wäre alles echt und
  wahr, Und früher hättest
  du auf Königreichen
  trampeln dürfen, Und dein Haar
  hättst du vergolden lassen, Dass es hart und
  steinig wurde, Und es wäre
  fühlbar, was du dächtest; Nah an dir und
  hinter dir stand aufgebaut das Glück und zeigte, Wie es schwer
  geschaffen war. | Ein Kind, das dicht
  in meiner Nähe spielte, Sang dabei ein
  Lied, das ich verstehen musste: „Glück“, so sang
  es, „ist der  Morgenwind und
  Liebe ist der zweite Mond,  Der Tod, der dich
  schon küsste, Ist das Leben,“ Und es war nun doch
  ein alter, junger Mann, der spielte
  mit den Sternen, Die in seinen
  Händen glühten. | Morgens zündete ich
  meine Tageshoffnung an Und lebte im Gebet
  mit dem, Der mich vor mir
  kopfüber stellte, Und die Schwerkraft
  richtete uns beide Aus, Auch hielt ich mich
  an meinen Beinen fest, Und tags darauf erlebten
  wir uns umgekehrt  Und hielten so
  verspiegelte Gespräche. | 
| Ich kann in meine
  Sprache  Nicht den Wechsel
  einer Tonart bringen, Und ich singe alle
  Lieder, die ich schreibe, In die Zeilen des
  Papiers, Und kostbar wird
  die Seide, Und ihr Knistern
  und ihr Rascheln Sprechen mir von
  einem Leben, Das mich ganz
  berauscht. | Auch ein  Feuer springt nun
  auf die Hände, Und es schmerzt
  mich nicht Und nährt sich
  irgendwie Und leckt mir ins
  Gesicht, Und jedes Wort, das
  ich verwende, Brennt sich ein Und wird vertraut. | Schwiege ich noch
  etwas länger, Würden meine Ohren
  schreiben Und mein Mund würd
  sehen lernen, Und die Augen
  würden hören wollen, Und es war die
  Schuld Des Regentages,
  dass ich so verändert wurde, Und es war für mich
  gut zu verstehen, Dass der Mann nun
  endlich einen Frauennamen annahm. | 
| Heute Morgen trug
  man mich in einem Pappkarton davon Und sagte nicht
  wohin Und nahm mir die Behausung, Und in einem Saal,
  gefüllt mit Technik Und gefüllt mit
  mörderischen  Instrumenten
  trennte man mir meinen Kopf vom Rumpf und
  fand darin Die ältesten Papiere,
  die man suchte Und studierte sie Und füllte mich
  danach mit ihnen wieder auf Und reparierte mich Und brachte mich
  genauso wortlos heim, nach Hause, Und ich konnte
  nicht in mich Hineinsehn. | Eine  Frau war mir so
  sehr vertraut, Dass wir nur unsre Ohren sprechen
  ließen, Und die sahen
  unablässig dem Vertrauten auf den
  Mund; Sonst schwiegen wir
  uns an Und standen beide
  vor dem  Spiegel, Und wir hätten dort
  zu viert erscheinen müssen Und wir waren nur
  zu zweit. | In den  Brief, der wichtig
  war, Tat ich ein Bild, Das zeigte mich
  ganz fröhlich, Und der Brief ließ
  sich  So nicht mehr
  schließen, Und bei dir, so
  sagtest du, Wär es unmöglich
  ihn zu öffnen, Und er läge nun bei
  dir Und lag bei mir Und war nicht
  abgesandt Und war doch
  angekommen, Und ich kannte mich
  nicht wieder. | 
| Ich lag in einem
  Vorraum Einer Königin  Und nah an ihrem
  Bett Und war zugleich
  darin, Und dort am Boden Fand ich die
  Verheerung meines Ruhmes jetzt am
  Morgen, Und ich ging
  hinüber, Und ich wollte mich
  zusammenfügen, Und es blieb das
  königliche Bett dazwischen, Und die Königin
  bediente die Geschäfte. | Meine Kleidung war nicht
  angemessen, Und man hing mir  Ringe der
  Kartoffelschale an die Haut und sagte, Darin läge Stärke, Und es war nichts
  wert, Und hier am Boden
  war ich falsch Und ließ mich neu
  verwurzeln Und sank in die
  Erde Bis zum Hals. | Man trat viel auf
  meinem Kopf herum, Und ich vertraute
  jedem, das war falsch, Und hörte aus der
  Nachbarschaft die Leute klagen über  Schmerzen, die weit
  über ihnen lägen, Und sie kämen nicht
  heran, Und sie bekämpften  Und sie sahen
  nichts. | 
| Es ließ sich leicht
  um Freiheit kämpfen, Wenn man selbst in
  Freiheit war, Und du befahlst in
  deinen Räumen Absolute Freiheit, Und es kamen jede
  Tasse, jeder Teller,  Jede Schale, jeder
  Gegenstand Und fragte um  Erlaubnis, Und es war dir
  alles untertan, Und auch das Messer
   Durfte nicht die
  Luft durchschneiden, Und du musstest dauernd
  zwischen  Einem Wert von
  einer Freiheit  Und dem andren
  unterscheiden. | Deine  Nachbarin
  verschenkte nichts Und machte sich
  sich selbst zur Dienerschaft Und fragte nun
  tagaus tagein Ob andere das, was
  sie sich versagte, Stehlen würden,
  denn die Freiheit, die sie
  doch nicht hatte, Musste sichtbar
  sein in Händen andrer Leute, Und sie baute  Freiheitsfallen auf
  auf ihren eignen Wegen Und bedachte alles. | Ich liebte es, dein
  Kleid, Weil es im Moos
  stand, Und es fühlte sich
  so feucht, so stumpf, So unberührt, so
  seiden an, Und immer wieder
  musste ich mir dein Gesicht aus meinem
  nehmen, Und du schriebst
  mit einem Stift auf deinen
  grünen Rocksaum: „Er ist stets in
  mir Und lässt mich
  selten selten sein, Und beide füllen
  wir den einen Raum bis hin zur  Tür.“ | 
| Ich war dir gleich, Und meine Liebe
  galt, ich geb es zu, Den langen blonden
  Haaren Über deinen
  Schultern, Und ich wohnte dort Und züchtete mir
  diesen  Anblick aus der
  Nähe, Und du ließt dich,
  außer mir Von anderen
  bewohnen, Die besaßen mehr Und ernteten auch
  mehr Und säten später
  aus auf dir, Und du und ich, Wir warn uns
  gleich. | Du sagtest mir, man
  hätte Teile deines
  Körpers abgekoppelt Und sie anderswo in
  Fahrt gebracht, Und du vermisstest
  eigentlich an der Persönlichkeit bis
  heute nichts, Und ganz entfernt
  erkanntest du dich wieder, Und du sagtest nur, Das wäre früher
  dein Besitz gewesen, Und von mir war
  dünnes Drahtgewebe
  nachgeblieben Und das rostete, Und jedermann hing
  irgendwelche Sachen daran auf, Und niemand wollte
  eine Wache. | In den Bergen
  öffnete ein Wissenschaftler
  eine unbekannte Dose, Und er fand darin
  die konservierte Landschaft,
  Tierwelt, Pflanzen aller Arten Aus der ältesten Vergangenheit  Und sah zugleich,
  dass Menschen fehlten, Und er nahm von
  einer Frau die wesentlichen Teile Und von sich, was
  wichtig war, Und füllte sie nun
  auf Und schloss den
  winzigen Behälter wieder ein
  in seine Zeit. | 
| Heute Nacht hat
  irgendjemand alle Wege abgeschafft Und keine Straße
  lag mehr auf der Straße, Und es gab von
  ihnen keine Spur mehr, Und sie waren alle aufgerollt Und hielten sich
  versammelt, Und zu dir ging ich
  in deine Bücherstube Und dort standen
  sie Und warteten, dass
  man sie einzeln sichten würde, Und ich sprach mit
  ihnen Und mit der
  Besitzerin, die war sehr liebevoll, Und ließ mich ganz
  versteckte Pfade, enge Steige
  gehen, Und ich war in
  ihrem  Kopf. | Abends maltest du
  den  Sonnenuntergang, Der legte sich so
  eingerissen Und so streng in
  deine Hände, Und du gabst ihn
  mir, Ich dürfte ihn
  verwenden, wie ich wollte, Und ich nahm ihn an
   Und wusste keinen
  Umgang, Und er fiel mir hin Und riss noch etwas
  weiter, Und an deinen Hals
  hing ich zum Schluss dies
  Himmelspflaster, Und du liebtest
  lebende  Geschenke, Und dein Blick, den
  ich mir fangen wollte, Ging an mir so weit
  vorbei. | Wir hatten eine
  eigne Rettung In der Nähe, Die stand stets in
  einem Garten, Und es gab nicht
  einen dort, der hätte Hilfe leisten
  können, Und wir suchten uns
  mit  Zeichen, die auch
  nachts zu lesen Und zu senden
  waren, In die fernste
  Wohnung einzuschleichen, Und es lebte mancher
  schon Mit einem anderen
  zusammen, Den er nie in
  seinem  Leben jemals sehen
  oder jemals Kennen lernen
  konnte. | 
| Ich las in einer  Fensterscheibe: „Tausend Leben
  wirst du leben Und nicht einen Tod Und danach
  sterben,“ Und in
  Spiegelschrift las es sich anders, Etwa so: „Du wirst zu jedem
  Leben Sterben einen Tod Und danach tausend  Tode sterben Und dann leben,“ Und ich war
  geteilt, Und alles, was ich
  kannte, lebte in der Spiegelei. | Morgens sprang ich
  gleich in spiegelglatte Flächen, Und versuchte früh
  schon zu erkennen, Wie ich anders
  aussah, Und nur einmal fiel
  ich durch Und näherte mich
  nun von andrer Seite Dieser Oberfläche,
  brach aus ihr heraus Und stand an meinem
  Bett, Begrüßte mich  Und fand mich neu Und ungewöhnlich Und erzählte mir
  von mir auf andrer Seite, Und ich redete in Spiegelsprache. | Auch die Hoffnung,
  die ich ständig zur Erinnerung
  benötigte, War gut für mein Verständnis
  kleinster Spiegelbilder, wie
  sie Mikroskope schaffen, Und ich fand in den Gesprächen, die zum
  Inhalt die Begrüßung hatten Und nichts mehr, Ich fand darin den Wunsch
  so deutlich wieder, Lebenszeichen auf
  die andre  Seite abzugeben.  | 
| Am Waldrand führte
  einer dieser schmalen Wege einen Baumstamm
  steil hinauf, Und er verlor sich
  in der Krone, Und ich war bis
  dort gekommen Und sah über mich Und musste warten
  bis man mir Von weit, weit her
  die Leiter reichte, um
  dann weiter in die Leere aufzusteigen, Und sie war randvoll
  gefüllt mit anderen, Die lang vor mir
  den Weg gegangen waren, Und ich stand am
  Anfang. | Hier nahm sich ein
  kleiner Junge Eine Angel, Und es war kein
  Fluss und kein Gewässer, und er
  saß auf einem  Stein und hielt die Fanggeräte in die Wiese, Und die Fische, die
  mir sehr vertrauten, Schickte ich zu
  ihm, Und einer ließ sich
  fangen Und nach Hause
  tragen, Und es war ein  Schwesterlein, das
  er sich  Wünschte. | Und die Frau, Das las man in der
  Zeitung, Wurde schwanger von
  sich selber, Und man pflanzte Bäume nicht mehr in
  die Luft Und Fische
  schwammen nicht mehr über nasser Erde,  Und ein Mann
  erkannte nicht mehr die Begierde, Und es gab
  Maschinen, Die verbrachten
  ihre Zeit mit uns. | 
| Man setzte dich auf
  einer Platte aus, die war
  aus Glas, Und um hier Halt zu
  finden, Wuchsen dir sechs
  Beine, Und die Fläche
  reichte bis zum Horizont, Und deine Schritte
  brachten nichts Und führten dich
  nicht weiter, Und ich stand am
  Rand und hörte auf zwei kluge Leute, die sich
  stritten um den Grad des Unterschiedes
  der zwei gleichen Käfertiere
  voneinander, Und ich selbst
  konnt nicht einmal den Grashalm schaffen, Und es rief kein
  einziger um Hilfe. | Zwischen meinen
  grünen Armen Fand ich immer
  wieder etliche, Die waren völlig
  trocken und erstarrt Und würden eines
  Tages brechen, Und ich schonte sie Und stieß doch hier
  und da schon an, Und hinter mir
  vergaß mich abgebrochenes Geäst, das war, ich
  weiß es ganz genau, Einst grün und weiß
  gewesen, Und es ragte damals
  weit in mich hinein, Und Feuerholz, so
  sagte man, Würd aus mir
  werden, Und es würde
  wichtig sein. | Du, die Sängerin, Warst ohne Stimme, Und man horchte
  tief in dich hinein Und hörte Klänge,
  die von außen kamen, Und du warst die
  Resonanz für uns, Und meine Hand zog
  mir die  Muschel nun vom Ohr
  und schob sie auf den Mund; Ich sprach hinein Und hörte später,
  wie die Worte sich Vermehrten und
  verklangen und ihr Lied In eine Leere
  sangen. | 
| Es war das Gurren
  einer Taube, welches noch
  aus jeder Feder klang, die
  nun ein Luftzug über unsre
  Straße  Und in meinen
  Garten wehte, Und ich sammelte
  sie ein  Und fügte sie an
  die verletzten Stellen meines Körpers, Und es war die
  Möglichkeit, Das Fliegen neu zu
  lernen, Und es war ein
  ungewohnter  Umgang mit der  Einzelheit. | Die Sprache konnte
  reich sein oder arm Und blieb die
  Sprache reicher  Leute, Und die Armut stahl
  sich trotz der Todesstrafe ihren Anteil, Und im
  Straßenpflaster fand ich immer häufiger Die glitzernden
  Kristalle billigster Verschwendung Eingegossen. | Man baute auch die
  höchsten  Türme nicht mehr in
  die Wolken, Und in kleinen
  Schiffchen trug man menschliche Gehirne weit, weit
  in den Pferdekopf der
  Sternenhaufen, Und mein Herz goss
  man, so wie es schlug, In einen Meeresboden
  ein; Es würde dort noch  Hunderte von Jahren
  schlagen Und nach draußen
  horchen. | 
| Wir maßen eine
  Länge zweimal, Und sie war mir
  kurz Und dir war sie so
  endlos lang, Und mir verlief der
  Alltag weiter, Und an deiner Seite
  stand der Tod,  Der rührte deinen
  Maßstab an  Als du ihn grad
  erklären wolltest, Und er brachte dir
  ein anderes Besteck, Damit zu messen
  musstest du erst lernen, Und ich sah  Und viele  Tausende mit mir in
  einer Seherscheibe, wie
  du ungeschickt dein Leben endetest. | Das Atelier war dir
  nicht groß genug Und zeigte außer
  deiner Kleidung auch Wie du zu leben
  wünschtest, Und das Atelier war
  völlig leer, Und nirgends sah
  man etwas, Und mein Kopf, den
  man mir aus Versehen wegen
  eines permanenten Schmerzes
  operierte, Führte mehr als
  eine  Gegenwart in sich Und gab sie frei, Dass sie sich
  dehnte und vermehrte, Und die Waffen, die
  wir hatten, Waren nicht mehr
  einzufangen, Und sie schufen
  sich von ganz alleine neu Und blieben Außerhalb. | Du merktest nicht,
  wie neben dir die Steine wuchsen Und sich stark
  vergrößerten Und dass sie alles
  überwucherten Und langsam unter
  sich begruben, Und sie klemmten
  diesen Tag so fest, dass er
  hier blieb Und nicht mehr
  enden konnte, Und von uns war
  keiner,  Der an irgendeiner
  Stelle die Bewegung solcher
  Massen hindern oder lenken konnte, Und die höchsten  Türme baute man auf Meeresböden. | 
| Wir standen an dem
  Wald der Eisenbögen, die
  nach oben zeigten, Und sich dort hin
  öffneten, Und ihre Stämme
  waren halbe Schalen, Die das Rauschen
  fremder  Kunstobjekte
  bargen, Und der Weg, den
  wir zu gehen hatten, Führte tief in sie
  hinein, Und von dem Blut
  der  Weggefährten, das
  aus den  Planiermaschinen
  spritzte, Trugen sie noch
  eine gelbe Farbe,  Und es war dies
  eine Möglichkeit in unbekannter  Sprache das
  Zusammenleben der  Metalle zu
  studieren.  | Es gab am  Himmel einen
  Tropfen, der sich langsam hin- und herschob, Und es drohten ihm
  die spitzen Wolkenfetzen, Die ihn platzen
  lassen wollten, Und die Meere waren
  ungerührt, Man mochte noch so
  lange mit dem  Löffel schöpfen, Und es fragte
  niemand, Ob ein Meer zu
  leeren oder aufzufüllen wäre. | Ich lebte jahrelang
  zusammen mit den Rundgeschöpfen, die
  entsprachen meiner Phantasie und
  rollten ganz real, Und gläsern wie sie
  waren, konnten sie Ereignisse
  zusammenziehen Und als Richtstrahl
  wieder senden, Und man liebte
  neuerdings auch Gegenstände, die
  ein Eigenleben hatten Und es weitergaben, Und der Kopf, der
  mich so führte, War die
  durchscheinbare Kugel völlig
  fremder Leute. | 
| Niemand würde euch
  ein  Denkmal setzten, Und die Zeit dafür War längst, längst
  schon vorbei, Und eines wusstet
  ihr, Die Steine, die man
  euretwegen  Schlagen müsste,
  könnten nichts bezeugen Als den eignen Tod, Sie sperrten euch
  in ihren faulen Atem,  Und ein Giftzug zog
  durch deinen  Namen, der war noch
  „Americo“, Und siebenfach
  hatt’ man den Wurm beköpft, Mit schwarzem
  Eisenhaupt Und einem Däumling  Trug man an, die  Schienen dieser
  Mordmaschine aufzubiegen, Und sie wölbten
  sich vor Zorn und Stolz, Und suchten nach
  dem Sandkorn Auf den Gleisen. | Die Meere deiner  Hände schäumten auf
  in kleinen Kronen,  Und von weit
  entfernt gesehen, Und du standst ja
  über dir, Las man die
  unbekannten  Namen, die sich aus
  den  Kämmen bildeten, Und meine Zukunft
  war so ungewiss Wie deine
  Namensliste, Und ich lebte doch
  schon übermorgen Und vergaß dich
  wirklich nicht. | Versteinert fand
  man einst die Fußspur übergroßer Wesen Aus der Altzeit, Und der Fund war
  völlig neu, Und wirklich stand
  man heute vor den Kreaturen einer
  Gegenwart, die wurde  Eingebrannt in
  Stein, Und unsre Hände
  lagen ineinander, Waren ganz in Glas
  gegossen, Und sie standen
  außerhalb Und sandten eignes
  Licht, Um sich
  zurechtzufinden. | 
| Von den Bäumen,
  ganz in unsrer  Nähe und auch weit
  entfernt, Begann der Regen
  leichter Samen fort zu
  schweben, Und dies war ein
  großer Unterschied: Wenn ich dich sah,
  begann die Kompassnadel  Mich nach dir zu
  drehen, Und ich griff
  sofort nach allem, Was ich dort
  bemerkte, Und du hieltst den  Atem an und wehtest
  dann die Schwebeteilchen
  etwas höher, Etwas weiter, Ließt sie langsam
  niedersinken Und verfolgtest
  ihre Landung dann
  gespannt in deine Hand. | Als ich mit dir
  sprach Verlangtest du,
  dass ich ganz deutlich rede, Und nun schuf ich
  meine Worte als ein
  Reihenbild, Und du, mit einer
  Schere ausgerüstet, Warst zufrieden, Und du schnittst
  dir nur, was deine Neugier stillte,
  aus, Den Rest mocht’ jemand
  schlucken, Der dich gut
  verstand. | Es war ein dunkler
  Stern am Himmel Über mir, Und das begriff ich
  nicht, Man sagte, dieser
  Himmelskörper Raube eine
  allgemeine Helligkeit, Und mir, so wahr
  ich lebe, Sandte er doch fort
  und fort Die schwarzen Strahlen, Dass ich Schatten
  davon warf. | 
| Die Tage wurden
  kürzer, Und der Abstand  Zwischen  Morgen und dem
  Abend Reichte immer
  weniger, Und oft ging ich
  spazieren Über große Flächen
  Sand Und maß den Abstand
  mit dem Stock in meiner
  Hand Und zählte auch die Schritte, Und ganz plötzlich
  stand ich vor dem großen Auge, das dort aus
  dem  Boden schaute, Und ich sprach es
  an Und war verwirrt  Und rührte mit dem  Stock an seinen
  Rand, Ob es wohl zucken
  würde, Und es war aus  Glas, Und es bewegte sich
  ein Wimpernhaar, Und Wind trieb drüber
  hin Und blies es blank
  und klar. | In deinen Haaren
  war es ähnlich, Und ich malte es, Und ich beschrieb
  darüber viele Steine, um die
  Worte zu bewahren, Und die Schrift war
  anders, Und mit wenig
  Farben legte ich ins Licht Behutsam kleine
  Tupfer, die sich näherten Und doch entkamen. | Mein Geheimnis
  hütete ich Ganz geschickt Und sprach mit
  jedermann darüber, Und man lächelte Und glaubte nichts
  davon, Und von dem
  Schürfrecht, das ich An dir hatte, Blieb nur meine
  fieberhafte  Suche, Und ich fand so viel
  in dir Und ließ es
  selbstverständlich liegen Und bewahrte es vor
  dir. | 
| Vom Windzug hin-
  und herbewegt Schlug immerzu das
  Drahtseil ohne jeden Rhythmus an den
  Fahnenmast, Der stand an meiner
  Seite und, Hätt ich ein Tuch,  Das mich
  signalisieren könnte, Wäre ich dort oben, Brächte an, was ich
  zu sagen hätte, Und dort unten
  schriebe ich die  Drahtanschläge mit
  mit mir im Stenogramm  Und würde es
  verbreiten. | Später führte mich
  der Weg ins Kalte Wasser, Und ich musste dort
  ertrinken, Und die kleinen
  Hände, die sich unter meine Sohlen schoben, Waren dir
  entkommen, Und sie hoben mich
  und zogen mich mit jedem Millimeter doch ein
  wenig tiefer, Und an deinem Mund
  trank ich die völlige  Zufriedenheit, Dass mir der Atem
  ungeatmet Blieb. | Am zweiten Tag wurd
  ich auf deiner Feier Krank und dachte an
  den Geist, der sich nur
  flüchtig zeigte Und sich irgendwo
  ein wenig regte Und sich von uns ab Und zu uns wandte, Und der Sturm, der
  Regen auf mich pflanzte, Dass der wuchs  Und wirklich  Wurfgeschosse auf
  mich prallen ließ, Sprach mir von der
  Begegnung, Und all das, um das
  ich mich bemühte, Käme noch zu mir, Und weit, weit oben
  sammelte der Tropfen kleine
  Steinchen, Die würd er bald in
  der Sonne Scheinen lassen. | 
| Das Wasser wich vom
  Strand Und hinterließ die
  nackte Frau Bäuchlings auf dem
  Sand, Den Kopf hielt sie
  gestreckt nach oben, Und sie sah den
  Kran, Der fischte Augen
  aus dem Meer Und setzte sie, so
  hoch es ging, In freie Löcher und
  verankerte sie dort Augenblicklich; Ich entdeckte
  gleich auf deiner Haut Dies kleine Feld,
  das war beschriftet Und enthielt von
  dir persönlich alle Daten bis zum  Ende. | Ich sah mein Blut
  durch eine Röhre fließen, Und man stand und
  achtete auf Irgendwelche Zeiger
   Und auf ihre
  Äußerungen Und notierte meinen
  Wert, Und mit der Leere,
  die man hinterließ, Geschah nichts
  weiter, Und ich würde
  irgendwie die abgebrannte Erde sicherlich  Bedienen. | Es waren die
  Gedanken immerzu In meinem Kreislauf Und bewachten dort
  die Adern, die sie leiteten, Und fände sich ein Loch,
  nur eine dünne Stelle, Die das Licht
  verspüren ließe, Würden sie
  entfliehn, Und sicherlich würd
  sich die weiße Masse meines
  Kopfes, die mich dachte, Rötlich färben
  voller Scham, Und dir entgegnete
  mein Mund: „Beachte, jede
  Rohheit der Gedanken Ist die
  Seelenspeise, Und der Preis dafür
  ist unerreichbar Hoch.“ | 
| Wir waren im
  Gespräch, Und viele Worte,
  die du sprachst, Verliefen sich,
  bevor sie mich erreichten, Und, was ich dir
  sagte, stürzte in die Schlucht, Der Abstand war zu
  groß, Und es entfielen
  dir,  Ich sah es ganz
  genau, Die Silbermünzen
  aus dem Mund  Und auf den Boden, Und du ließt sie
  liegen, Und in deine Hände
  nahmst du nun ein Schild, darauf las
  ich nur dieses: „Wertlos“, Und ich stand mit
  beiden Füßen In der Sammeldose. | Die höchsten
  Würdenträger Legten mir zwei
  Tage lang Die Arme auf die
  Schultern, Und sie suchten
  Trost bei mir, Und ich verstand
  sie nicht, Und ihre Sprache war Im Gegensatz zu
  mir, Und als ich fliegen
  wollte, Und mich nicht
  entschuldigte, Verstanden sie
  sofort Und stiegen auf den
  schmalen Rücken, den ich
  mir, Nur mir alleine
  frei hielt, Und sie saßen auf  Und sie
  verschwanden Ohne mich zu
  fragen. | Der Raum, den ich
  so einnahm, War normal, und
  wurde auch,  Je schneller ich
  mich fortbewegte, Immer kleiner, ohne
  mich von Irgendetwas oder
  irgendjemand zu entfernen, Und ich sah sofort
  im Spiegel, ob ich zu
  erreichen wär, Wenn ich mich
  suchte, Und ich ließ in
  langen Zwischenzeiten die
  Stationen immer wieder Restaurieren, Und mein Kopf und
  Herz, Das war zu spüren, Standen lange,
  lange leer | 
| Von einer langen
  Reise Brachtest du mir
  meine  Schädeldecke aus
  Achat zurück, Und deutlich sah
  ich die  Veränderung durch die
  Benutzung anderer, Von denen ich
  nichts wusste, Und ich schloss den
  Kopf, Der lange offen
  lag, Nun wieder ab, Und du und ich Und viele, die in
  meiner Nähe waren, Nahmen Abschied, Und es legte jeder
  heimlich einen Grundstein, Und mir wurde eine
  Dunkelheit durchtobt, Und irgendwelche
  Gegenstände  Prallten hart an
  einen neuen Stein. | Die Benutzung
  fremder Hände Regelte ein
  Abwehrkampfsystem, Und tags und nachts
  sah man die Langen Arme der
  Erlaubnis In den Himmel
  greifen, Und kein Finger rührte
  irgendwie an einen anderen, Und nichts verschob
  sich von der abgesprochnen Stelle, Und es gab ein
  Schauspiel,  Wenn sich die
  geschlossnen Fäuste öffneten Und Scharen neuer,
  unbekannter, lichtgeformter Eiskristalle
  auseinander brachen Und verwuchsen, Und von dort
  entstanden Blanke,
  stromgeladne  Drähte, die nach
  außen stachen, Und es war ein
  Sinn, Der äußerte sich
  ähnlich, Wenn die jungen
  Mädchen In den ersten
  Liebesjahren Ihre Köpfe schoren. | In jenen Häusern Hütete man noch die
   Kopfform der Verstorbenen
  als Zeichen großer  Liebe und der
  Abkehr, Und die
  Straßenfronten deiner Zimmer Legten Trauerkleidung an, Und gerne wärest du
  ein  Eisenstab,
  verschweißt in einem Gitter. | 
| In deinem Zimmer
  war noch Nacht, Und nur ein Licht, Das dir im Kopf
  erzuckte, Brach durch deine
  Finger, Und die presstest
  du dir fest in dein Gesicht, Und früher hieltst
  du dich so fern von hellen Blitzen, Und die leckten
  weit nach dir Und wussten dich zu
  finden, Wo du immer warst Und dich
  verstecktest, Und sie hatten
  jetzt  Quartier in dir
  gefunden, Und du würdest
  eines Tages Viel zu lange in
  die Sonne Schauen und
  erblinden. | Außerhalb des
  Denkens Und noch innerhalb
  des Rettungsmantels,
  den man tragen musste, Warst du, wo du
  immer warst, Und so kam auch der
  Schmied zu Neuen Ehren, Und er schlug aus
  langen Drähten Flache Stähle, Die er drehte und
  verformte Und zu Gittertüren
  band Und goss sie ein in
  Blöcke aus Acryl, Und man benutzte so
  die unbenutzten Pforten zur Erinnerung. | Man fragte dich Und schnitt an dir
  mit einer Heckenschere, Und du konntest
  dich nicht regen, Und ein Blatt, das
  an dir wuchs, Konnt sich zur
  Seite biegen, Und noch nachher
  würdst du stehen, Wo du immer warst, Und eine Frau riss
  auf der schnellen Fahrt Die Zugtür auf Und schlug im
  Sprung An eine Halterung, Sie selbst riss vor
  dem Aufschlag ein Und ihren Tag
  gleich auseinander, Und man hatte
  diesen falschen Einschnitt zu Entschuldigen. | 
| Heute würd ich dir
  die falsche Frage stellen, Und ich hatte eine Antwort
  vorbereitet, Und die gab ich
  dir, Und deinen Namen,  Den ich
  aufgeschrieben hatte, Solltest du vor
  deinen Augen essen, Und danach würd ich
  dich fragen, Wer du seist, Und niemals könnt
  der kleinste Käfer Seine Neugier
  gänzlich stillen, Und die Fragen
  trockner Gräser Standen auch im
  Raum, Und ich war‘s der
  sie für sie Stellte. | Meine Augen sollten
  ruhig reisen, Und sie drängten
  ihre Blicke In den Spalt, der
  ganz vielleicht noch zwischen Schienen und den
  Eisenrädern existierte, Und sie fahndeten
  auch nach dem Abstand zwischen
  dem Motiv Und einer
  Unfalltötung, Und ich griff nicht
  ein Und war ja selbst
  in anderer Mission auf meinen
  Spuren, Und der Tod wuchs
  auf in einem leeren Raum, Den schmückten nur
  drei schwarze Tafeln, aufgehängt
  an weißer Tuchwand. | Neben dir schlug
  eine Flamme Aus der Wand,  Und sie schmolz
  deine Kunststoffschale
  an, Dass sich die
  Fläche spannte Und verhärtete und
  neue Bilder zeigte, Dass man Zonen
  übersprühen Und den Ursprung
  täuschend ähnlich Offen legen konnte, Und man fand nun
  tausendfältig, Ja, millionenfach,
  den unbenutzten Anfang. | 
| In meinem
  Küchenfenster stand der Unterwasserwald und
  Regen schrieb So deutlich an die
  Scheiben, Und das Schiff, das
  ich befuhr, Das mich die Reise
  machen ließ, Stieß in die
  Wellenkämme harten Windes, Und ich las aus
  deine Händen,  Wie es mir in dir
  erging, Und dieser Tag,
  empfand ich, Stürmte mich nach draußen, Und ich griff in
  deine Haare, die mir, Braun und nass
  entglitten, Und der Wind trug
  mich auf einen übergroßen Ästehaufen an der Straßenkreuzung. | Die Wasser liefen
  ab, Und in den
  Straßengräben bildeten Verlassne Reste
  eigne Inseln, Und du schobst mit
  einer Handbewegung Letzte Tropfen ab
  von deinem Leib Und mich mit ihnen, Und ich fiel ins
  Rinnsal, griff in nasse Äste und glitt
  wieder ab Und spülte weiter, Und es war dir
  gleich, Die Hilfe, die du
  brauchtest, Konnte sicher nicht
  aus dieser Tiefe kommen. | Aus dem Gitter, das
  man fest auf meinem Kopf verschraubte, Konnte ich nicht
  gucken, Weil es die
  Bewegung meiner selbst war, Und ich hörte andre
  über meine Reden Klagen, die im
  Augenblick zwar noch Verständlich seien, Doch im Kopf dann alles
  eng verdrahteten, Und jeder sähe mir
  die Widersprüchlichkeit
  der Kleidung, die ich trüge,  An: Ich sei zwar nackt,
  doch unberührbar Zugemauert. | 
| Ich stand in einem
  Wald von Tausenden von
  Ellenbogen, Und ich konnte
  nicht die Antwort geben Auf die Frage einer
  Heckenschere, Und sie müsste ihre
  Arbeit machen, Und sie könnte
  nicht noch lange warten, Und das letzte, was
  ich machen dürfte, Wäre dich zu
  nehmen, Und dein Sternbild,
  las ich, Würde niemals meinen
  Himmel zieren können, Weil die Nächte,
  die mir leuchteten, Doch viel zu blass
  sein. | Dann brachen die
  Gespräche Fremder Frauen in
  den morschen Zaun, Der um mich stand, Sie rissen so mein
  Haus entzwei Und suchten mich,
  erst eine  Und dann eine andere,
  zu vergewaltigen, Und taten dies mit
  ihren Fingern  Und den
  Fingerspitzen, Und belegten
  rundherum den Garten Mit der frischen,
  feuchten Tageszeitung, Und der Himmel
  hatte zuzuschauen, Und ich wusste
  nicht, warum der kalte Mond Ganz fest in meinen
   Händen schlief. | Auch die Geburt
  bereitete mir Schmerzen, Und ich wurde
  täglich neu geboren, Weil ich viele Tode
  starb, Man sagte ja, ich
  sei das Laub, Das kürzer aber
  öfter lebe als der Baum, Ich fiel und wurde
  grau Und brach hervor Und trank an deiner
  Brust, Die überquoll, wenn
  man nur mit dem Fingernagel in die
  Rinde ritzte, Und ich fing mit
  einer Dose jeden weißen Tropfen auf, Obwohl die Milch,
  die du so reichlich hattest, Mir ganz farblos
  war. | 
| Helfen heißt nicht,
  dass du richten sollst, Und auch der
  Henkersknecht ist nicht der Richter, Wahrheit war, dass
  ich am Tag gleich Zweimal lebte, Und am Abend hielt
  die Sonne an Und ging den ganzen
  Weg zurück, Und auf den Straßen
  wuchs schon  Gras im Pflaster, Und es hieß:  „Die ausgebliebne
  Nacht trägt Schuld am Wachstum, nicht die
  Sonne,“ Und sie blieb doch
  seit millionen Jahren an derselben Stelle. | Heute nimmt man an,
  dass alle Himmelskörper gar
  nicht existierten, Dass sie durch die Nähe größerer
  Gedanken erst entzündet würden Und nur sichtbar waren,
  weil man dachte, Und die
  Denkmaschinen, Die wir aufwärts
  sandten, flogen rückwärts In bereits gedachte
  Gegenwart, Und wirklich traf
  mich jede Frage, die ich
  stellte, völlig unbeleuchtet, Und ich wusste
  nicht, was gestern war, Und reiste morgen
  schon in die vergangne Nacht. | Der Reisezug, der
  mich am Abend weiter brachte, Machte kaum
  Station, Und sah ich in die
  Sonne,  Lief sie rückwärts, Und ich traf erneut
  den Abschied einer Frau, Die ich nun endlich
  wieder liebte bis zu unsrem ersten Treffen, Und davor stieg sie
  aus diesem Wagen, Und ich hatte sie
  niemals gekannt Und wusste nichts
  von der  Begegnung dieses
  Morgens, Den man ausgerufen
  hatte. | 
| Meine Straße
  krümmte sich zu einem Wellengitter, Und die Wellen
  hoben sich und Senkten sich Und mich, Und durch die
  Gitter konnte ich nicht fallen, Und ich sandte Und empfing durch
  dieses Raster alles, Was ich dachte, Und in Wahrheit war
  es so: Es strömten Winde
  in dem nahen  Meer statt Wasser,
  und sie trugen Sand,  Man sah hindurch Und stand vor einer
  Fensterscheibe, Die war eingesetzt
  in deinen  Brustkorb. | Ich sagte zu dem
  Künstler, Dass ich auf der
  einen Seitenkante Seiner Arbeit
  stünde, Und ich müsste
  stürzen, Und er sah nicht
  her, Und meine Beine rutschten
  ab Und nahmen mir den
  Halt, Und noch im Fallen
  hörte ich ihn Über seine eignen
  Werke klagen, Die sich selbst
  zerstörten, Und in meine Hand
  zwang sich ein Blindenstock, Der wusste mehr als
  meine Augen  Sahen. | Oft wurd ich zum
  Opfer der Verkürzten Bilder,
  die entstanden, Weil ich viel zu
  eilig war, Und andre sagten
  mir, es gäbe Flächen, die
  bestünden nur aus einer Farbe, die zum
  schmalsten Strich, Zur Ritze eines
  Spektrums schrumpfen würden Und die lägen weit
  im Raum, Und tief in mir war
  stets ein Bild zu Meinem Trost Und zeigte mich als Totengräber hinter
  einem Felsen, Und ich lag vor mir Und war erschlagen. | 
| Mit Sägen zog man
  aus, Den Baum, dem Arme
  wuchsen, Zu beschneiden, Und er stand in
  meinem Garten, Und man würde an mir
  operieren, Und in meiner Not
  und meinen Ängsten Wuchs ich gänzlich
  aus den Wänden meines
  Hauses Und bot mehr als
  abgesägte Arme, Und ich wurd beim
  ersten Schnitt Zu Stein, ich wurd
  zum Denkmal, Das man schonen
  musste, Und ein Weib, das
  ich nicht kannte, Schleppte einen
  Bausteinkasten viele Male In sein Haus, Und trug ihn wieder
  fort Und wieder heim. | Ich las dann mein
  Gedicht vom Wind Und dass er sich
  den Kopf an Gegenständen Blutig schlug, Und von dem
  Künstler, der ihn so lebendig malte, Mit den Wunden, die
  ihm blieben, Und ich wehte an
  bescheidnen Tagen sanft Und stand oft
  stundenlang in halber Höhe völlig still Und blickte nicht
  nach dir und nicht nach mir Und hielt mich
  atemlos. | Das Geld ließ ich
  aus meinen Händen fallen, Weil ich es
  besitzen wollte, Und ich quälte mich
   Und stieß es mit
  den Füßen, Und es blieb dran
  haften Und schwoll an, An mir bergauf, Und wertvoll war
  ich mir Und sprang aus
  meinem Raum, Den Raum, den ich
  mit mir alleine füllte, In die Notwehr, Die hing unbenutzt  Und bodenfrei am Haken. | 
| Gedanken, die ich
  hatte, Waren die
  Geschwindigkeiten, Die sich nicht
  zusammenzählen ließen Und verdoppeln, Dachte ich an
  Grenzgeschwindigkeiten, Gab es nichts mehr
  zu vermehren, Und es fiel ein
  Tropfen Gift ins Meer Und war in Wahrheit
  umgekehrt: Es fiel das Meer
  ins Gift Und nichts war
  umzukehren. | In den Garten
  stelltet ihr die  Bronzestatuen, Sie sollten nur die
  Weiser neuer Wege sein, Es fehlten noch die
  Straßen, Die hier ihren
  Anfang nehmen sollten, Und ein Kind hielt
  fest die Schnur Des Drachens in der
  Hand Und stieg an diesem
  Drachenseil hinauf, Und es gelangte
  weit, weit höher als sein Spielzeug, Das nun aufsah und
  sich nach ihm Sehnte. | Du maltest einfach
  einen Wassertropfen  In den Raum, Es war kein
  Untergrund, Und deine Formen
  und die Farben Blieben haften an
  der Luft, Und jeder sah genau
  den Tropfen fallen Und sich äußerlich
  durch seine Flüssigkeit
  verformen und sich runden, Und er fiel an uns
  vorbei Und blieb trotzdem
  an dieser einen Stelle Haften, Und die
  Doppelsterne standen unbeweglich Gegenüber, Und sie wussten
  nichts von ihrer rasenden Bewegung
  umeinander. | 
| Bin ich denn blind, Dass ich die
  Todestropfen überseh Und steh doch in
  der Straße in dem Rückgrat fremder
  Leute, Und sie selbst sind
  unsichtbar  Und teilen irgendwo
  im Landesinnern  Ihre Länder neu, Und ich soll Wache
  halten, Und man bot mir
  eine Reise an, Die führte in die
  Erde bis zum Stillstand, Und die nahm ich an Und warte nun und
  taste hier am Ende dieser  Bergfahrt, Und es ist ja alles
  offen. | Über mir, mag sein,
  dass ich mich irre, Weil ich in dem
  Kopfstand lebe, Schlägt ein
  schwerer Hammer Tag und Nacht Und stünde er im
  Himmel,  Also unter mir, Schlüg er umsonst, Und über mir, im
  Erdreich also, Müsste er mich bald
  erreichen. | Man konnte sich den
  Zählblock Einer Zukunft
  kaufen, der war einfach, Und er zählte alle
  nahen Tage  Nach der Größe, Und sie wurden mit
  dem Abstand kleiner, Und es war doch
  ganz verkehrt, Weil sich der Wert
  entfernter Zeiten Pausenlos
  vergrößerte Und an Bedeutung
  ungeheuer zunahm, Und der Augenblick,
  der immerzu geschah, War winzig und von
  atomarer Kleinheit, Und man spießte ihn
  mit kleinen, spitzen Gegenständen in das
  Tagebuch. | 
| Die Explosion der
  Zelle war in dir, Und viel zu eng war
  die Gefangenschaft, In der du lebtest, Und den Tisch und
  alle Stühle Nageltest du an die
  Decke deines Raumes, Und das Bett
  verschraubtest du flach mit der  Wand, Und deinen Schrank
  schlugst du in tausend Stücke, Und die Wäsche
  bildete ein Häuflein Aussichtslosigkeit,
  das vor dem Fenster hockte, Und es hob sich
  langsam, langsam der Vulkan Als neue Insel aus
  dem Ozean Und Wasserdampf
  stand grau darüber Und verdrängte viel
  von unsrem Himmelsblau. | Ein Reisender
  befragte mich nach einem Weg, Der rückwärts
  führte, Und ich wagte keine
  Antwort, Und er stand doch
  nur in falscher Richtung, Und ich schwieg und
  zeigte in den Wind, Der sprang jetzt
  deutlich um  Und stieß mich
  fort, Riss meine Arme
  hoch  Und ließ mich
  lügen, Und der Fremde
  stieg in mich Und blieb, Und ein Bericht,
  den er mir sandte, War sehr positiv: Er käme gut voran. | Ein andres Zimmer
  hatte man im  Leben ausgegossen
  mit den durchsichtigen  Harzen unsrer Zeit, Es war unmöglich
  dort hinein zu langen, Und man hätte
  helfen können, weil die Kinder in dem
  Zimmer schliefen, Und mit einer Lampe
  zündete man wohl noch Die Gardinen an, Und etwas stand so
  schräg,  Es musste einfach
  fallen, Und man wusste nicht
  einmal, wie wahr Der Inhalt war, So überdeutlich
  lebte man darin. | 
| In meinem Kopf wuchs
  noch ein Augenpaar, das sah
  nach hinten, Und es war mein
  „drittes Auge“, Wie man sagte,  Und es wurde wach,
  wenn alles schlief, Sah jede
  Einzelheit, wenn die Gewohnheit mich in
  ihre Arme nahm, Und dir konnt ich
  so gut wie nichts erzählen, Und du wohntest mir
  im Hinterkopf, Ich sah dich nie, Und meine
  Blindheit, sagtest du, Würd nicht mehr
  heilen. | An den Händen
  spürte ich die Wärmestrahlen
  einzeln, Wenn sie darauf
  fielen, Und auch, wenn sie
  mich verließen, Und ein Fremder
  erntete an mir, Und bündelweise
  trug er mich davon, Und übrig blieb nur
  meine  Sehnsucht, in der
  Ferne meine Spur zu finden, Und die Augen nahm
  ich an ein langes Band. | Die Tage drängten
  sich bei mir, Sie steckten eng an
  eng  Und wollten mir
  zugleich geschehen, Und das Nachbargleis
  war unbefahren Und noch völlig
  frei, Und heimlich ließ
  ich meine Augen Darauf reisen, Und sie brauchten
  mir nicht zu berichten Oder mir zu
  schreiben, Sondern sollten als
  ein Teil, von mir gesendet, Gänzlich ich sein Und sich so von mir
  befrein, Ja, ängstlich
  wachte ich die  Nächte durch, Weil sich der
  Schienenstrang In mir verlor. | 
| Im weißen Strahlen
  unsrer Sonne Wurde dein Gesicht zum
  Spiegel, Und, als käme die
  Musik direkt von dort, So sah ich ihre
  Noten darein fallen, Und es wurden
  Bilder deutlich, die mich sahen Und mich mahnten
  und mich endlich riefen, Und ich ging mit
  dir, Und hinter mir
  zerbrach die letzte Stunde staubiger Zerstreuung, Und ein
  Brückenkopf, an dem ich lange  Bauherr war, Blieb als ein
  abgeschlagner Armstumpf stehen, Und mir blieb nicht
  Zeit Mir meine Wunde zu
  verbinden. | In einer Wiese
  spielten viele  Instrumente eine
  Melodie aus Vögeln, Pflanzen, Fischen, allen
  andren Tieren Und den Menschen, Und sie endeten das
  Spielen ohne uns Und sprachen über
  eine andre Zeit, Die war nach uns
  geschehen und Würd vor uns
  kommen, Und in meiner Liebe
  war es ähnlich, Weil ich alles an
  dir kannte, Alles an dir, alles
  von dir wusste, Und wir würden uns
  in einer Zukunft  Erstmals sehen. | *)
  Erschienen in der Anthologie, Deutsche Lyriker der Gegenwart,  Verlag,
  ars nova, 1988 Mein Wohnhaus
  musste ich zum Einsturz bringen, Und es fiel mir
  leicht, es war mir keine Heimat, Und ich ließ es
  stehen, Aber euch, in
  meiner Nähe, Die ihr Wohnung an
  mir nahmt, blieb keine Räumlichkeit mehr,
  als ich ging, Und machte doch der
  Enge Noch ein Zimmer  Frei. | 
| Aus deinem Buch, Aus einer Seite,  Wuchs ein schwarzer
  Faden, Und er suchte meine
  Augen, Und du ließt eine
  wenig Ruhe tropfen Auf die Flucht, die
  in mir ausbrach, Und ich blieb und
  ließ mich treffen, Und es war sehr
  angenehm, Und meine Hände
  öffneten den Schädel, Der mir gegenüber
  saß, Und die Gedanken
  strickten an der Wahrheit,  Und sie hatten dies
  erkannt: Dein Leben und dein
  Mord, dein Sterben, Und mein Leben und
  mein Mord, mein Sterben Können nur einmal
  geschehen Und sind überhaupt
  nicht wiederholbar. | Außerhalb der Erde
  lebte man im Weltraum, Und die Speise, die
  man mit dem Schwarz Der Nacht vermalte,
  ging dem Tag verloren, Und man kannte ihn
  ja nur vom Hörensagen, Und man war gewiss,
  dass hier die Dunkelheit, Die niemals abriss, Überhaupt nicht
  wiederholbar war. | Auch der Krieg war Frieden
  zwischen Gegenständen, ja,
  er war ein Frieden zwischen allen Waffen, Und es kämpfte
  einzig eine Nacktheit Gegen eine andere, Und deine Blöße und
  der Schrecken Und die Langeweile
  aufgestellter Denkmaschinen
  schrieben mit der Spiegelschrift in
  ihre Himmel, Dass man es von
  außen lesen konnte: Hier ist überhaupt
  nichts wiederholbar. | 
| Ich musste
  mönchisch leben, Und ich lebte wild
  im Leben, Nur um mich in meiner
  Einsamkeit Zu schützen, Und ich liebte alle
  Menschen bis zur Tiefe ihrer Haut
  und prüfte mit dem  Finger nach, der
  durfte nicht darin versinken, Ob mir Atem blieb, Und neben mir im
  Autofenster,  Das zerbrochen in
  die Straße streute, Und es war noch ganz
   Und schloss den
  Wagen gut nach außen ab, Ja, neben mir
  entstand das Heulen Harter Reifen auf
  der Bahn, Dass ich die Augen
  schloss, Ein Fließband zog
  sich über meine Schultern, Daran hing mein
  aufgefahrner Leib. | In deinem
  Taschenbuch verbargst du eine kleine Skizze voller
  Poesie, Es war die
  hingehauchte Liebe, Die ein Wanderstock
  in Händen Junger Frauen fand Und deren Finger
  sich besonders um die Erdberührung
  wanden, Und du warst doch
  schon so alt, Und deine flinken
  Augen hakten immer noch die Jugendlichen Arme
  ein, Die rissen dich aus
  dem Verkehr der Straße, Der dich nicht
  verstand. | Wir wohnten auch so
  nahe an der Ampel, Die Gesetze um in
  eine Blindensprache
  wandelte, Wir lernten sie und
  redeten in Farben und in
  Bildern, Und der Regen war
  uns eine große Hilfe, Und die Straßen
  wurden schwarze Endlostafeln in
  Profilschrift. | 
| In deinem Zimmer
  riss die Wolkendecke auf, Und Licht fiel ein, Und ihr erkanntet
  euch, Es war ja, dass ich
  neu vor dir entstand, Und war für dich
  von gestern, Und du sprachst
  mich an mit Worten, die ich Lang vergessen
  hatte, Und du mühtest
  dich, um etwas bang Dein Gestern zu
  erinnern, Und ich sagte dir,
  die Sprache, die wir  Sprechen müssten, Wäre neu zu lernen, Und die Wolkendecke
  schuf sich hier, Wie überall  Und achtete nicht
  auf poetische und herrische Figuren, die sie
  bildeten. | Das Kind, es war
  mein eigner Sohn, Spann mir ein Bild
  voll Leidenschaft, Und einer seiner
  Bäume, die er bildete, Stand in drei Himmeln, Und es war das Gras
  hellgrüner Wolken In dem Wasser
  seiner Tränen, Und es war ja blau, Und mit den Ästen
  konnte sich der Baum Allein versorgen, Und er stand nicht
  in der Erde, Und du feiertest
  heut den Geburtstag eines Ausgesuchten
  Steines. | Die neuen Tänze
  tanzte man allein, Und man verstellte
  sich Und wurd ein
  Gegenstand, der sich entdeckte, Und der Tänzer
  musste sich bewegen, ohne eine Rücksichtnahme auf
  die eigene  Erwartung, Und man sprach ganz
  ungehemmt mit Giften Und mit
  Tötungsinstrumenten  Und es wuchs ein
  Tier an jedem Tänzer, Das fraß
  unersättlich an sich  Selbst. | 
| Zwischen beiden
  Gärten wuchs die Mauer unsichtbar
  und tief  Und in die Erde, Und man überschritt
  sie Und war
  ungefährdet, Und man wär verloren,
  müsste man die absolute  Dunkelheit
  durchwandern, Und ich zeigte dir,
  dass auch das Nichts Begrenzt war mit
  den Splittern Erster Fragen, Und der Gruß, den
  du mir sandtest, Kam zu mir als
  Schrift, In Stein
  geschlagen. | Die Sonne stand auf
  einer  Sommerleiter über
  uns Und brannte in die
  spröden Risse ihrer Sprossen,  Und ich stieg
  hinauf  Und fand sofort,
  wie unerreichbar mir die Helligkeit in ferne
  Höhen wich, Und mit mir zog der
  Durst, Ein Sprung von
  hier, würd ich ihn wagen, Könnte nicht mehr enden. | Auch die Steine,
  die du sammeltest, Behielten ihre
  Neigung zueinander, Und man ordnete in
  einer Gräberstadt mit sehr viel Mühe alle
  Glücksgefühle, die den Toten hier
  entglitten waren, Auf die eine Seite Und die Knochen auf
  die andere, Und die Besucher
  wussten es nicht besser Und betraten nur
  das Glashaus, Das nicht zu
  betreten war. | 
| Vom Hügel fiel mein
   Augenblick ins Tal, Er schnitt sich
  durch die engen Zweige eine
  Schneise, Und er kam nicht an
  auf andrer Seite, Und ich stand auf
  einem Mauerrest,  Der wuchs hier tief
  im Wald, Der Kampf, der
  einst Besitzer tötete, Entstand ganz neu: Es schnitt ein
  unbekanntes Messer Meinen Aufbruch in
  die andren Ufer ab, Und von der Mitte
  stürzte ich mit hochgestellten Flügeln nieder. | Ein junge Frau
  hielt ihre Schürze auf Und fing mein
  Fallen ab Und schloss mich
  ein darin, Und in dem Zimmer
  standen hochgestellte, alte Balken, die sie
  täglich frisch begoss, Und mich in ihrer
  Schürze trug sie heimlich In ihr Zimmer, Und ich sollte ihr
  das Alter meiner grünen Flügel anvertrauen, Und sie würd mich
  nicht verraten. | Und im nächsten
  Haus floss ein Gewässer durch das
  schönste Zimmer, Und man sah so weit
  und über alle Hügel, Und man fand kein
  Ende, Und die nahen
  Wälder wuchsen an den Wänden hoch und
  wählten sich die Wanderer, die müssten
  unbekümmert sein Und durften sich
  nicht von der Stelle Fort bewegen. | 
| Die Sonne fiel ins
  Kirchenschiff Und fand den Horizont
  verkehrt herum, Und alle Gläubigen
  entließen ihr Gebet Nach oben in die
  Erde, Und im Himmel
  standen ihre Füße, Und die Lieder, die
  ich hörte, Waren lange schon
  in Stein geschnitten Und verbrachten
  ihre Zeit des Wartens Außerhalb Und würden nie mehr
  in die Wolken steigen, Die am Boden lagen,
  greifbar nahe Und so fern, dass
  ihnen sich das Wort  Nicht mehr als
  Lampe an die Füße Tragen konnte. | Im Kirchenfenster
  stand die Gläsermalerei, Mit Blutlauf
  angerichtet und mit Himmelsblau und mit
  dem Wort aus Fleisch, Es rührte
  niemanden, Und über eine
  Kanzel legte man den schweren Mantel, der voll
  Demut schwieg, Und später, als ein
  alter Mann die Hand voll Küsse auf das
  Leinen legte, War es hart aus
  Eisen Und bewegte sich in
  keiner seiner Falten  Mehr. | Draußen sah man
  einen  Vater und ein Kind
  in eine Mauer eingefügt, Und so viel wusste
  man, hier käme keine Frau vorbei, die
  nur die  Hände vor die
  Bloßen halten, Die euch aus den
  Steinen schlagen würde, Die den Ärmsten ungebackne
  Brote brächte Und ihr  Spottlied auf die
  Nacktheit Schon im Vorhof
  sänge. | 
| Diese Abfahrt war
  gewiss die falsche Ankunft, Und wir konnten
  nichts entscheiden, Und ich las dir vor
  von allem was mir wichtig war, Und meine Sätze
  waren, kurz genug als  Perlenkette
  aufgereiht, nach einem  Sinn der Fahrt zu
  fragen, Und das Wohnhaus
  wuchs nun über uns hinweg Und schloss uns
  ein, Und etwas weiter
  fort, im Garten, Sah man durch die
  Fenster die Gesetze Wachsen. | Meine Worte
  änderten die Richtung, wenn ich Mit mir sprach, und
  eilten fort von mir Und suchten sich
  verständnisvolle Ohren, Und die Strahlen,
  die von außen an mich rührten, Wurden umgelenkt,
  vorbei an meinem Kopf Und schossen weiter
  in die vielen offnen Münder, die schon
  darauf warteten. | Man sah nicht, dass
  das Licht, das durch die enge Öffnung in den
  leeren Kasten fiel, Hier drinnen alles
  detonieren ließ im Hellen, Und es drang in
  allerletzte Spalten, Winkel, Und ich stand
  gebannt vor dir Und horchte auf die
  Explosion, die hinter meiner Stirn verlief. | 
| In deinem Zimmer
  hing das Spielzeug von der
  Decke, Und es gab doch
  keine Kinder hier, Und in Regalen
  standen kleinste Automaten, Die man
  programmieren konnte, Und sie wurden dir
  zu eigenwilligen Gespielen, die
  nicht taten, was du ihnen sagtest, Sondern sie
  beschlossen miteinander, was Und wie sie handeln
  wollten, Und sie spielten
  noch, wenn du sie schon Verlassen hattest, Und sie brauchten
  nur von dir  Die Augen, die du
  auf die Borte legtest, Und die Automaten
  wussten nicht, Dass sie aus Glas
  bestanden. | Deine Arme waren
  weit entfernt von dir Im Raum und waren
  hier an dir, Du standst vor
  einem Simulator, der dich ansah, Der dich übertrug
  und außerhalb beschäftigte, Und was du heute zu
  mir sprachst, Das sagtest du erst
  morgen, Was du heute
  machtest, Machtest du erst
  morgen, wegen der Entfernung, Und dein Lohn dafür
  war ein Tag Länger leben  Als du lebtest. | Man legte zwischen
  die Entfernungen, Die nicht mehr
  messbar waren, Vierdimensionale
  Straßen, Und so war es
  möglich, Dass du ohne Hilfe
  mit dem linken Auge In dein rechtes
  sehen konntest Und auch umgekehrt, Und in der
  Einsamkeit, die in dem Zimmer herrschte, War es nötig, Fremden zu
  begegnen. | 
| Der neue Tag war
  schnell verletzt, Und eine Narbe zeigte
  sich Durch erste
  Schritte, Und es war die
  Nachricht früher Tode, Die wir
  nachvollzogen, Und wir sahen, dass
  die Zukunft schneller kam, Als wir je ahnen
  konnten, Schlimmer noch, sie
  lief an uns vorbei Und machte nicht
  Station, Und mit dem
  Aufbruch, den wir noch versuchten, Schufen wir ein
  Ende, Und vorbei an mir
  ging eine Frau, der sah ich nach, Und meine Augen
  blieben weit zurück, Und alles nahm sie
  mit in ihrer Wegelagerei und
  raubte von mir Zeit. | Die Güter, die wir
  nicht veräußern durften, Waren außerhalb
  begehrt als Gold, Und uns stahl man
  die Zeit, Ein Raub, der alles
  engte, Und er hinterließ
  nicht einen Augenblick. | Viele lebten schon
  in Räumen über uns, Und jeder sah die
  Enge, Die nahm
  schrecklich zu, Man legte um die
  Häuser Gürtel unsrer Zeit, So konnte diese
  Trennung zwischen Heut und gestern
  deutlich werden, Und ich lebte
  innerhalb. | 
| Der Tod, mit dem du
  handeltest, War nicht dein
  eigener, Dir steckte dieser
  Tod nicht voller Leben, Und er lag geschichtet
  neben dir und numeriert, Und große Mengen
  gabst du ab mit dem Rabatt, der nötig
  tat, ihn günstig zu vertreiben, Und ein Kind stand
  auf dem Berg, auf einem Stein, Es war so leicht
  ihn von dort oben in das Tal Zu senden, Und dort unten
  zupfte man die Kleider Irgendeiner
  Festlichkeit zurecht Und saß gerade, Und man war sich
  einig, dass das Glück Mit nichts zu
  zwingen wäre, Dass man warten
  müsste auf die Ebenen, die den
  Gewaltmarsch durch die Bergwelt enden
  würden. | Schon hatte sich
  das Kleid an dir Verzerrt,
  verschoben, Und der Ausschnitt
  war ein wenig streng, Auch etwas frech, Man musste die
  Bewegung kontrollieren, Und es waren
  Millimeter, die du noch berichtigtest, Dann saß es
  wahrhaft recht, Und schnell goss man
  dich ein in durchsichtigen Stoff, Der dich erhielt,
  voll Leben, voller Absicht, Und als Denkmal
  größter Selbstzufriedenheit, Dir selbst zum
  Beispiel. | Ich selbst vertrieb
  nur Schlüssel, die ich machen ließ In der
  Gedankenkammer, Dort konnt jeder
  alles schaffen lassen, Und die Schlüssel
  passten auch für Tötungsräder, die
  so heimlich liefen, Und die Schlösser
  dafür saßen allesamt an mir, Und mich, so sagte
  man,  Müsst ich
  verschließen, Nicht die  Schlüsselkammer. | 
| Ich schreckte auf
  von Lindenblütenduft, Der schob sich über
  meine Fensterbank ins Zimmer, sein
  Geräusch war lautlos in der Explosion mit der
  er mich an tausend Einzelheiten neu
  erinnerte, Und durch die
  Zweige spülten weich die Hände ohne Körper, die zum
  Boden reichten, Und dort mit den
  Schlingen reifer  Wasserpflanzen
  spielten, Und sie hielten bis
  zum Untergang, wen sie Erreichten, Und sie haben mich  Ertrunken. | Im Fichtenwald
  erfuhr ich Ähnliches, als meine Augen in das Summen
  unsichtbarer Bienen fielen, Und sie sprengten
  meinen Kopf, Und meine Ohren
  stiegen in die höchsten, grünen Meere, Deren Brandung
  hörte ich hier unten an mich Schlagen, Und sie zog mich stark
   Und hat mich unter
  Farn im Nadelsand Ertrunken. | Nachts ging ich ins
  Freie, Und in einer Wiese
  schloss ich meine Schnüre auf und
  floss sofort in eine nie gekannte Ruhe, Und sie steckte
  ihre Grenzen, die vor mir verliefen Und entwichen und
  doch greifbar blieben, Und ich hängte
  meinen tiefen Atem An die schwarzen
  Wände um mich her, Die sandten mir ihr
  Schweigen, Und sie haben mich
  darin Ertrunken. | 
| Der Baum verlor die
  Federn, Und ich sah sie
  ringsherum im Gras, Und du standst tief
  im Wasser eines Flusses, Der sog alle Federn
  auf, sobald sie ihn berührten, Und du riefst nach mir,
  ich sollte mich beeilen, Und die Zeit, die
  bliebe, so allein, sei abgezählt Und wäre bald
  vorbei, Und meine Fenster
  öffneten sich weit Und ließen rote
  Sonnensamen ein, Die wärmten mich
  genug, Es reichte mir, Darin zu schwimmen. | Vor mir stand ein
  übergroßes Schiff, Es war nur
  meinetwegen hier Und blieb doch vor
  der Küste, Und ich kam nicht
  hin, Und über mir stand
  eine Flugmaschine, Und sie wartete auf
  mich und kam nicht näher, Und der Sturm, der
  sie in diese Höhe drückte, Hielt mich fern, Und deine Pforte,
  die mich in den Kleidern  Wohnen ließ,  War nur der
  Pinselstrich an einer schwarzen Wand Und ließ mich nicht
  zu dir, Und alles, sah ich
  nun, war nur gemalt, Und jemand legte
  mit dem Rest der Farbe Letzte Hand an
  mich. | Die Bank stand im
  Gebüsch versteckt, Man sah sie nicht
  sofort, Ich saß darauf, Und ich beschrieb
  die Felder eines königlichen Spiegels, Und ich kämpfte um
  die Überlebenden, Die mussten sich an
  Felsen klammern, Und die Flut stieg
  an zu ihnen, Und ein Sieg war
  gänzlich aussichtslos So ohne Gegner. | 
| Ein Fußweg führte
  fort vom  Straßenrand, es war
  ein abgebrochner  Ast, der mit den
  Zweigen seitwärts zeigte, Und wir gingen hin
  und standen unvermittelt  In der Landschaft
  blätterloser Birken, Deren weiße Stämme
  wuchsen aus dem Wasser, das war
  ausgewalzt aus dünnem Blech Und spiegelte
  gespenstisch diesen Wald aus Graden Rippen, Und die
  Spiegelbilder, die in dem Metall entstanden, Waren moorschwarz, Und wir gingen auf
  erhöhten Stegen, die bald flacher  Wurden, Und weit vorne
  schoben sie sich unter diese blanken Flächen, Und wir folgten
  ihnen mit dem Weiß In ihre Tiefe, Um daheim zu sein. | Zwischen meinen
  Zimmerwänden hingen Dünnste Folien aus
  Metall, die reagierten auf das Sprechen, das im
  Zimmer wörtlich wurde, Und es war hier niemand, Und ich sah ganz
  deutlich wie die Bleche Schwangen, sich im
  Tönen krümmten Und sich
  gegenseitig Antwort gaben auf die Fragen, die hier
  standen. | Über mir lag schwer
  die Wolkenwand, Die zog ein
  Bleigrau auf und war  Aus Glas, Und sie umhüllte
  mich, Und etwas weiter
  bildete sich eine zweite Haut, Die Wohnung war in
  einer Glocke Und die wiederum in
  einer zweiten, Und ich sah mich
  ganz genau darin Und stand hier
  draußen vor dem doppelten Verschluss an mir. | 
| Du drängtest mich
  ganz eng an unsichtbare Fenster, die du mit
  der ausgestreckten Hand Ganz einfach in die
  Landschaft schnittst, Und dieser Eingang
  könnte Anfang sein, Und rundherum wuchs
  aus den Worten unser Wohnhaus,
  ungewöhnlich fest  Und wunderbar, Und ich und du, wir
  waren mittendrin im Zimmer, Und es war ein
  fremder Arm, ganz unbewegt, Der sich nicht
  regte und nichts tat Und war nur in
  Reserve, bis das Licht Erlosch, total und
  automatisch, Und es gab uns
  überhaupt nicht. | Die Kunst, so las
  ich, würde in den Augen Des Betrachters
  erst entstehen, Und ich wollte sie
  erkennen, Und ich stand vor
  mir und sah in einen Spiegel, Und mich rief ein
  Apparat, der klingelte, Und der befahl mein
  Kommen, Und ich lief und
  konnte die Entdeckung Nicht beenden, Und ich schlug, so
  schnell es ging,  Den Spiegel ein Und griff nach mir Und nahm mich mit Und würd das
  Kunstwerk später noch einmal Studieren. | Das kleine Wasser
  portraitierte mich in seiner Lüge: Alles war auf der
  verkehrten Seite, Und es war ein
  Unterschied zur Spiegelung In dir, Du glaubtest mir
  und schraubtest deine Haken Für die Seile
  deines Zweifels tief in meine Stirn, Ich spürte nichts
  und alles wäre wohl in Wahrheit In die Gegenseite  Eingedrungen. | 
| Du drehtest dir die
  Illusion aus  Eisenstäben, Und die Tür, die
  nun entstand, trug deinen Namen übergroß und
  doch zu klein, um Übersehn zu werden, Und dein Kleinkind
  lehrtest du die Schlüssel zu
  benutzen, Und es aß sie alle
  auf, Und ich stand vor
  dem Gitter dieser Tür Und sah durchs
  Schlüsselloch und fand dahinter Jeden Stein und
  jeden Menschen, der ganz regungslos Im Wege stand,
  beschildert, Und durchs Gitter
  sah ich nichts davon. | Es war mir selbst,
  als stünd ich vor dem Blankmetall, das
  meine roten Strahlen Reflektierte und
  ein Wärmebild von mir beschrieb, Ich kannte mich
  nicht wieder, So verändert fand
  ich mich, Und du verspürtest
  meinen  Umriss ganz genau
  auf deiner Haut, Und die blieb
  völlig kalt Und rötete sich nur
  an Stellen der Begegnung. | Ich wollte ganz
  allein sein Und kam her zu dir, Und deinen Körper
  wollte ich an meinem spüren, Und ich sagte dir
  ganz neidisch: „Immer hast du dich
  bei dir Und teilst dich
  nicht mit mir Um meinetwillen.“ | 
| Mein Tod wird wohl
  nichts weiter sein, Als die
  Verhinderung der Zeit, Vorüber ist das Uhrenstechen, Und die Alten haben
  recht und sagen: „Eine Ewigkeit
  währt schon das kürzeste der Menschenleben,“ Und ich habe viele
  selbst erlebt Und mag sie nicht
  mehr zählen, Und der Hund wärmt
  immer noch die Füße einer alten
  Frau, Die hatte etliche der
  Hundeleben Hinter sich, Die möchte sie
  nicht missen. | Draußen herrschte
  sanftes Regenwetter, Und die Tröpfchen
  eilten nicht zur Erde, Und sie waren
  leichter, Und sie schwebten
  wieder aufwärts, Und es regnete nach
  oben, Und es war nur
  dieser eine Vogel, der Noch sang und sang
  doch unter Wasser, So wie ich, Und unsre Lieder
  klangen lauter, drangen weiter Als das Schweigen, Das sie trug. | Es war modern, die
  wirklich leuchtend, roten Lippen einer Frau
  in Übergröße überall zu zeigen, Und sie waren starr
  in ihrem Leben, Und den Körper
  suchte und vermisste niemand, Und ich kannte ihn
  und ging oft hin zum Stein, der teilte
  einen Bach, Er sprach zu mir
  aus Zeiten, die in der
  vergangnen Zukunft seines
  Lebens lagen Und er brauchte
  keinen Mund dazu. | 
| In unsren
  Zimmerbildern, die elektrisch kamen, Und uns immer näher
  in das Leben Andrer Leute
  brachten, ohne uns und ohne sie Zu rühren, In den
  Zimmerbildern lebte jedes Leben in Bewegung, Und es war ein
  Unterschied zu finden, Und ich lebte
  wirklich und blieb unbewegt Und stand  Und flehte selbst
  in den bewegten Zimmerbildern Um Erbarmen. | Eins Ärztin stand
  dazwischen, Und sie zählte viel
  mehr Tote, wenn es Regnete, als wenn
  die Galerien sich neuen Künstlern widmeten, Und die
  Verhinderung des einen und des  Anderen, so sagte
  sie,  Sei ihr nicht
  möglich, sei ihr nicht gegeben, Und sie sei auch
  weit entfernt davon, das eine Oder auch das
  andere zu schaffen, Und sie heile in
  der Gegenwart, Und die beträfe
  beide. | Es war der Hunger
  anderer, der mir die Löcher in mein Fell
  fraß, Und es fehlte auch
  die Unterkunft, Und es war nicht
  genug, die Würde dieser Vielen Toten zu beschreiben, Und sie waren noch
  am Leben, Und es brach ein
  Streit um einen  Tropfen aus, der
  niederfallen würde, Und er hing noch
  fest am  Faden, hier in
  meiner Hand. | 
| Mein Armenkleid
  entdeckte ich an anderen, Ich selbst war
  nackt Und keiner achtete
  auf mich, Und meine Kunst war
  niemals Selbstzweck, Und sie war mir
  immer  Speise, die ich
  zubereitete Und saß allein am
  Tisch, Den deckte ich wohl
   Vierzig oder
  fünfzig Mal mit schwarzer Farbe, die lag
  Schicht auf Schicht. | Drei der Tische
  hatten schwarze  Oberflächen, Und sie waren mit
  den Beinen an der Wand verschraubt, die
  Platten standen Senkrecht zu dem
  Boden, Und wie hätt ich
  essen sollen, Und ich müsste
  warten, bis die Wände  Sich ganz parallel
  zum Horizont  Verschieben würden, Und die Tische
  waren einfach Löcher In der Wand und Vor der Nacht. | Ich war enttäuscht  Und fiel in meine
  Knie Und nagelte die
  Füße an die Dielenbretter, Und ich durfte mich
  auch nicht entsetzen Und zwölf Stunden,
  wusst ich, würden noch Vergehen, dann
  befände ich mich ganz gewiss im Kopfstand gegenüber
  auf der andren Erdenseite, Und ich brauchte
  nur zu warten. | 
| Künftig würde ich
  von gelbem Strandsand leben
  müssen, Und ich wusste noch
  nicht wie, Und war doch selbst
  gefüllt mit schwarzer Tageserde, Und in Bildern
  zeigte man mir hunderttausend Dinge, die aus
  Strandsand waren, Und zum Schluss sei
  selbst der Stein aus Sand, Und nicht das
  Wasser sei der Mittelpunkt der Erde sondern nur
  das Feuer, Und der Mensch, die
  Wesen und die Dinge selbst Bestünden endlich
  aus  Verbrennung. | Das Kunsthaus war
  gefüllt mit vielen  Häusern, die die
  Kunst schon in sich trugen, Und ich ging hinein
  und wollte Eintritt Zahlen, und man
  lachte über mich: Es brauche niemand
  sich als Gast zu melden oder Auszugeben, Wenn er sich
  besuche, Und ich fand mich
  nicht Und fragte neu, Und diesmal nahm
  man mich nicht wahr, Und irgendeiner
  wies auf mich Und schickte einen
  Fremden,  Der besuchte mich, Und musste Eintritt
  an mich zahlen. | Als ich heim kam,
  war mein Wohnhaus fort, Und nichts
  erinnerte daran, Und die Familie
  fand ich nirgends, Und das Grundstück
  war gelangweilt leer und Zugewachsen, Und ich rief
  vertraute Namen, die ich kannte, Und man stieß mich
  an und man verlangte, Dass ich nicht mehr
  nach mir riefe, Nicht in dieser,
  nicht in andrer Form, Ich schwieg betroffen Und trat ein in
  mein Zuhause, Und ich kannte
  alle, die dort waren, Wieder. | 
| Ich kam aus einer
  Prägmaschine und war stark Vergrößert, Und ich wurde
  tausendfach und mehr von mir Und viel genauer,
  als ich selbst mich jemals sah, Ich sah mir ins
  Gesicht, Und wichtig war die
  neue Gegenwart von mir vor mir Und zeigte auch den
   Abstand, den ich zu
  mir hatte, Und man klebte
  mich, so wie ich war, An unsichtbare
  Wände, die durch das Plakat Entstanden. | Ein Haken war im
  Raum Und der war nicht
  befestigt, Und an ihm hing
  nichts, Und nichts war in
  der Nähe, Überhaupt war um
  ihn her totale Leere, Und ich wurde,
  außer diesem Haken, auch ein andrer Gegenstand und
  wechselte die Wesen, Und es ist schon
  lange her, dass ich mit Sicherheit das ganz
  Bestimmte und  Erinnerbare war. | Mir wurde auch der
  Raum zu eng, Und ich allein
  bemerkte, wie ich ihn mit meinem Atem einzog und ihn
  in mir leerte, Und er war schon
  vorher völlig ohne jeden Inhalt, Und ich musste mich
  entschuldigen, Weil ich hier keine
  Heimat fand Und war doch auf
  der Suche Und befand mich
  zwischen dir, die mich verstand, Und mir in meinem Atem. | 
| An meiner Seite
  stand ein Fahnenmast, Den schlug ein Stahlseil,
  das der Sturmwind Immer wieder
  straffte, Und mein linker Fuß
  blieb in der Angel, Heimat, Hängen, Und ich sollte
  sagen, wie ich weiter gehen wollte, Und am rechten Bein
  hing mir die Sehnsucht Nach der Heimat, Die war hier nicht
  aufzufinden. | Später sandte ich
  mich an den Strand Und ging voll
  Hoffnung hin Und würde tausend
  Spuren finden Und probierte alle, Und ich musste mich
  beeilen, weil die Flut an meiner
  Schwelle stand, Und trotz der
  Auswahl Passte mir nicht
  eine. | Zu dritt saß ich
  mit mir am Tisch Und trank dreifach
  mit mir vom Wein, Ich aß drittselbst, Und endlich fand
  ich mich so ähnlich wieder in der Erdschaft, in der
  Landschaft, Und ich atmete ganz
  frei Und schloss mir das
  Geheimnis Dreifach ein. | 
| Aus einem Apparat,
  der Stimmen sprach, Vernahm ich mich  Und hörte mich
  Gedanken sprechen, Die ich niemals
  hatte, Und ich endete
  damit, dass ich mir vorwarf, Ohne mich zu sein,
  und daran, sprach der Apparat, sei einzig
  meine Teilung schuld, Ich war tatsächlich
  ohne Stimme, Und ich musste
  alles, was ich sagen wollte, Niederschreiben.  | Ich verletzte mir
  die Hand, Ein wenig Blut
  quoll aus der Wunde, Und es kochte an
  der Oberfläche Und verdampfte
  dort, Und ich ging mir,
  das sah ich ja, Auf diese Weise rot
  verloren, Und ich hörte immer
  weniger Von mir. | Nachmittags bekamen
  wir Besuch, Der saß schon lange
  dort, als ich noch Ausschau hielt, Und er und ich, wir
  suchten mich, weil wir Mich dort
  erwarteten, Und unter einer
  Asphaltdecke lag ich dann, Ein wenig
  eingerollt Und war so kaum zu
  finden, Und die Wagen
  fuhren, ohne es zu merken, Über diese Wölbung
  hin. | 
| Es wuchs der Bogen
  deines Mundes, Und er stand von
  dir gelöst im Raum, Und ich wich nicht
  von dir Und war ein
  Halbkreis voller Farben, Und man sah gut
  durch ihn durch, Und niemand konnte
  dich betreten, Seinetwegen, Und du konntest
  dich nicht mehr verlassen, Seinetwegen, Und du warst der
  erste Kunstmond, Den wir fest in
  unsren Händen hielten. | Zwei Menschen, die
  uns gegenüber saßen, Kannten sich und
  uns, Und sie erzählten
  uns von sich Und was sie an sich
  kannten, Und es war noch
  weniger, Und wir erkannten
  sie nicht mehr, Und uns versprachen
  sie, Dass man sich
  endlich etwas kennen lernen müsste, Und auf meinem
  Bild, dass ich mit meinen  Händen einfach in
  die Landschaft malte, Brannten mir die
  beiden Körper Aus dem Raum, Vielleicht würd ich
  dorthin an einem dieser Tage Eine Abenteuerreise
  wagen. | Unter meiner
  Landschaft war die  Erdschaft, Und ich lebte oft
  in ihr Und sie in mir, Und in der Wohnung
  eines Arztes  Hing ein
  farbenfrohes Herz an einer Wand Und schlug seit
  Jahren schon in einem unsichtbaren Raum, erzählte man, Und wirklich hatte ich
  es oft gesehen, Und es war mir gut
  bekannt von meiner  Erdschaft, Und es pochte
  damals noch in meinem Körper. | 
| Wir hatten einen
  Unfall, Deine Hülle wurde
  stark verbeult, Und deine
  Richtgedanken waren nicht mehr Orientiert, Und auch dein Schutzlack,
  der sich sonst so hochelastisch Zeigte, alles
  abwies, lag nun neben dir, Und ich war ebenso
  verletzt wie du, Und aus der Stirn
  lief warmes Blut an meine  Augenbrauen, Und es war mir lieb
  und wert, Und dankbar strich
  der Rücken meiner Hand Darüber hin. | Im Krankenhaus
  verpflanzte man schon Häute, die entnahm
  man einem orbitalen Schutzring, der uns
  ganz umgab, Und man verwendete
  davon nur kleine Flächen, Weil der Mensch so
  winzig war, gemessen an der Länge eines Tages, Und von außen
  konnte man nun häufiger An ganz bestimmten
  Stellen Bis ins Herz sehn. | Wir mussten uns im
  Umgang mit den  Ungeübten üben, Die erzeugte man in
  Krankenhäusern, Und es war der
  falsche Platz, An ihnen gab es
  nichts zu ändern, nichts zu heilen, Und sie starben während
  irgendeiner Arbeit, ohne einen Ton Von sich zu geben, Und die kleinen
  Fehler, die sie hatten, Reparierten
  eingebaute Automaten. | 
| So lief ein lauter
  Tag an mir vorbei, Und ich vernahm
  nicht einen Ton, Ich hörte von der
  Malerin im Norden, Die sich jahrelang
  selbst portraitierte, Und die Schonungslosigkeit
  blieb stehen in den Eigenbildern, Und sie schrieb
  noch einen Brief und darin, Dass sie abseits
  stünde, neben ihren Jahren, Und ihr Abbild
  wurde immer rücksichtsloser gegen ihre Wahrheit. | Mitten in dem
  Fenster stand ein goldner Fisch, Und der bewegte
  sich fast nicht im Strömen Einer fernen Sonne, Und ich kniete mich
  davor und hätt ihn gern Gefüttert, Und ich wusste
  nicht womit und musste auch in diesem Winkel meines
  Blickes hocken bleiben, dass er seine Strahlen nicht
  verlor, Und so wurd mir
  dein Lachen Sichtbar. | Zwischen unsren
  Betten Liefen alle Ufer
  ineinander, Und ich ging statt
  meiner fort und unbekannte Wege, Und ich meinte
  doch, dich ganz genau zu Kennen. | 
| Meine Beine lagen
  in den Fesseln meiner Schritte, die ich
  machen wollte, Und sie waren mir
  so schwer, Ich stand ganz oben
  auf der Spitze eines Mastes, Und ich sah nach
  vorn zu dir, Und du versprachst
  mir, Wenn ich von dem
  Finger fallen würde, Wär es deine Hand,
  die drunter läge, Und ich konnte es
  nicht glauben. | Als ich träumte,
  war ich wach  Und war ganz
  sicher, Und ich prüfte in
  den Nächten alles, was ich tat, Und war so logisch,
  dass ich meinen Träumen glaubte, Und ich lief im
  Meer und musste mich beeilen, Und es war normal,
  dass schweres Blei an meinen Füßen, jeden meiner
  Schritte hinderte, Und die Bewegungen
  erzeugten Widerstand, Und vor mir hattest
  du nur deine Hände Aufgerichtet, Und ich lief dagegen. | An der Küste stand
  ich schräg im Sturm, Und nicht zu weit
  entfernt davon lag dein gewölbter Mund, Er war mir
  zugewandt Und blies mich an, Und ich ging immer
  weiter vor Und kam dir
  überhaupt nicht Näher. | 
| Ich las von dir in
  einem Brief, Den du mir
  sandtest,  Und ich träumte
  augenblicklich durch die Nase und durch
  meine Fingerkuppen, Die ganz flach auf
  dem Papier nach jeder Falte spürten, Und sie schoben
  sich entlang an deiner Warmen Haut Und tauchten in den
  Duft der Haare. | Anderswo verriet
  ein Krater in der Erde Und der abgebrannte
  Fetzen einer Hand, Dass fremde
  Sprachen ähnlich dachten, Und es dauerte in
  Wahrheit die Sekunde Eines Todes jedes
  Mal am längsten, Und ich war doch
  sicher, Dass ich in der
  Hundehütte Sterben wollte. | Von dem Fahrzeug
  rollten schwere  Fässer in das Meer,
  das hier nicht strömen sollte, Und zerplatzten, Und es war die
  Straße, die wir fuhren, Und das Meer wurd
  endlich frei, Aus jenen
  aufgeschlagnen Fässern lief es aus Und über uns hinweg Und breitete sich
  majestätisch aus,  Als Mantel hing es
  über unsren Schultern, Und es tropfte auf
  den  Boden. | 
| Es ging ein Regen
  nieder, Der bestand aus
  feinstem, weißem Sand, Der schmirgelte im
  Laufe der  Jahrtausende aus
  dir den  Flusslauf, Und bizarr erschien
  mir alles, was du sagtest, Und es floss kein
  Wasser, Und man hätte einst
   Skulpturen eines
  Künstlers von der Brücke In dein Flussbett
  fallen lassen, Und man müsste
  warten, bis ein wahrer Regen käme, Und der würd dich
  aus dem  Grunde waschen. | Alles, was du
  sprachst, versteinerte sofort zur Wahrheit, Und ein Steinmetz
  machte sich daran, Dich zu behaun und wollte
  deinen  Ursprung finden, Und es schützte
  dich vor seinen Schlägen Eine ultraharte
  Quarzschicht, Und es kam kein
  Wort mehr über deine Lippen. | Der Wind nahm
  seinen Raum Und nahm dich ein,
  wenn du nur einen Schritt zu machen
  wagtest, Er verwischte deine
  Formen ganz, Und wirklich war es
  anders, Nämlich deine Wärme
  stand noch lange dort Und hielt sich
  hinter dir, Und ohne irgendwie
  auf dich zu achten, Mit verschwommenen
  Konturen, Die verblassten
  erst allmählich. | 
| Man sprach weltweit
  von einem Mann Und einer Frau, Und beide waren
  völlig aus Metall Und doch aus
  Fleisch und Blut wie alle anderen, Nur eine Analyse
  fand metallische Verbindungen In allem dieser
  Zwei heraus, Auch war die
  Herkunft unbekannt, Und unser
  Miteinander war jahraus, jahrein Neutral und
  höflich, Und wir mieden, bis
  auf Augenblicke der Verschmelzung, die
  Berührung, Und in einer Wüste
  standen Kugelsteine aus
  Granit, Die hatten wir in
  unsrem Leben  Rund geleckt  Und jeder saß
  allein vor einem. | Irgendjemand
  schrieb in mir an einer Zeitung,  Und ich war allein
  der Leser und der Felsen, Der in einer
  Landschaft stand, Ich würde nicht von
  außen her zerbrechen, Sondern jedes
  Grammteil, das der Wind Abtrüge würd den
  Druck auf ihn verringern, Und ich müsste
  irgendwann von innen Explodieren, Und dein Ohr lag
  fest an meinem Kopf, Wo es so deutlich
  war, und horchte, Und ich blätterte
  bereits in  Schiefertafeln ab, Weil ich mich
  dehnte. | Ein Feuernebel
  zündete grad zwischen Mir und meinem
  Haus, Er flirrte und
  verzerrte sich Und stieg nach oben
  und riss ab Und spielte in den
  Hitzewellen, Und ich sah das
  erste Mal In welcher
  Unverständlichkeit Gedanken sich
  gebären. | 
| Die Brandung grünen
  Grases  Schlug an deine
  Stirn, Darunter, deutlich
  sichtbar, Lag der
  Meeresboden, Und die
  Fingerspitzen stießen hin und wieder Einen Stein darin
  beiseite, Und sie weckten das
  Getier, Das schoss heraus
  und floh vor dir, Und die Gespräche,
  die ihr gestern führtet, Waren schwarze,
  eingeklemmte Käfer Zwischen Schuh und
  Weg, Ich blieb
  absichtlich darauf stehen, Und es war so
  jämmerlich, in Tatenlosigkeit der
  Langeweile ihre Zeit zu stehlen. | Wir schlossen in
  der Schwüle auch das letzte Fenster, Und auf uns wuchs
  Schweiß, Der sammelte sich
  in den Körpermulden, Und wir liebten uns
  zu Tode in der Hitze, Und ein Gitter, das
  zuvor erglühte, Spannte sich auf
  unser Lager, Und es brannte dir
  die Muster enger Maschen ein, Und meine Haut
  verfärbte sich erst rot, dann blau, Und dampfte kurz
  noch auf, Und kühlte dann die
  Glut des Eisens. | Dann standen wir in
  einem Garten, Daran schloss ein
  Kornfeld, das nach einem Regenschauer, nun
  in weißer Sonne trocknete, Und alle
  abgeknickten Halme brachen auf, Man hörte die
  Geräusche unablässig, Und ich ließ dich
  sein, du solltest dich erholen, Und im Sandweg sah
  ich Steine unter deinen Schritten sich
  bewegen, Und du kamst mir
  nachgelaufen , Und, obwohl ich
  dich in meinen Armen hielt, Bliebst du mir
  unsichtbar, Ich wusste nichts
  von einer Waffe, Die du gegen mich  Erhobst. | 
| Es war mir neu und
  ungewohnt, Mit jemandem wie
  dir zu sprechen, Und du sprachst
  vertont, in Liedern, Alles was du sagtest,
  war Gesang, Es hingen deine
  Worte außerdem  An unterschiedlich
  langen  Bändern, Und du konntest die
  Gedanken widerrufen, Und sie kamen heim
  und liefen dir nicht fort, Und irgendwann
  durchschnitt ich aus Versehen Deinen Rückruf, der
  aus meinem  Rücken wuchs, und
  fiel in eine Leere, Die blieb mir Geschehen. | Der Lichtschein
  fiel auf  Blankpapier und
  reflektierte dort, Und lange Zeit zog
  ich als Schafhirt auf die
  weiße Wiese, Und es galt, sich
  in dem Widerschein zu
  sonnen, Und der Schlachter folgte
  unsren Spuren als ein
  neuer Bote, Der uns Nachricht
  brächte, Und wir ahnten
  nichts davon. | Es regnete an
  diesem Sommertag die  Wärme selbst in  Hitzeperlen, die
  wir sammelten, Und wir bedachten
  auch, wie klein der Ausschnitt war, den
  unsre Erde in das Sonnenstrahlen
  schnitt Und dass das Licht
  nur wenig hinter ihm Zusammen schlug Und keine
  Dunkelheit mehr existierte, Und du stelltest
  mich in deinen  Brennpunkt, Und mein eigner
  Schatten  Dampfte auf. | 
| Ich lag in meinem
  Gras Und hob den Kopf
  ein wenig an, Und über mir war in
  der Nacht ein blühendes Geflecht gewachsen, Daran hing der
  weiße Tau, Und blaue Blütentrauben
  standen in mein Zimmer, Und dir hing dies
  Netz nur lose überm  Haar, Wir wohnten doch
  erst dreiunddreißig  Atemzüge lang in
  einer Laube, Und man hatte vor
  die Tür, Die in den Angeln
  pendelte, Ein Kreidestückchen
  ausgelegt, Damit wir, was uns fehlte, An die Wände
  schreiben konnten. | Ich las von der Bewegung, die ich
  niemals an dem Stillstand würde
  messen  Und damit
  vergleichen können, Und ich sah die
  Gräser wachsen, Und sie standen
  still, Und weit im Raum,
  weit draußen, Wollten wir uns treffen, Und wir wussten
  nicht, wer wem begegnete, Und auch der
  Kreidestrich auf deiner  Haut war erst
  entstanden in der Drehung deines
  Leibes  Unter mir. | Das Holz der
  durchsägten Bäume zeigte Ringe, die ich
  zählte, Und in meinem
  Lebensbuch, das ich in  Händen hielt,
  stand: „Dir beginnt das
  Leben, wenn es Aufhört, Und die
  Wasseroberfläche wird durch jeden Steinwurf neu Beringt.“ | 
| Neben mir goss sich
  die rote Farbe aus zur Fläche, Und ich sah aus
  meinen Augenwinkeln sich Dein Kleid bewegen, Und es war mein
  Tag, Der gab sich beide
  Hände, Dein Gesicht, ich konnte
  es nicht sehen, War sehr schön und
  in den  Kontrapunkten
  deiner Attraktion, Und dieses war so
  wahr Und rührte mich
  nicht an, Und achtlos ging
  dein Augenblick Spazieren, Und die Spanne Zeit
  zu mir War viel zu lang. | So schien der Mord
  belanglos in mein Zimmer, Und er machte mich
  zum  Töter und zum
  Leichnam, dem ein Fremder in die
  Eingeweide griff, Er füllte mich in
  Eimer, die daneben standen, Und der Steinmetz
  fühlte sich mit mir verwandt Und konnte, ebenso
  wie ich, die Schuld nicht finden, Und er klopfte
  lange an den Felsen, Und es platzten
  Hunderte von roten  Schalen meiner
  Scham Von meinem Körper. | Es saß die nackte
  Frau auf einem Abgeschlagnen
  Männerkopf und spreizte  Ihre Beine, Und das Blut war
  hochgespritzt in ihre Schenkel, Und man sah genau,
  dass sie noch kurz vorher Empfangen hatte, Und es keimte schon
  in ihr, Und aus der Hand
  entglitt ein scharfes  Instrument und
  fiel, als ich von schwerer Nacht aufstand,  Geräuschvoll neben
  meinem Bett zu Boden. | 
| Du verpacktest
  Worte in Papier, Man sollte sie nicht
  hören, Und sie waren laut
  genug Und man verstand
  sie gut, Und jeder, der sie
  hörte, hörte nichts, Und man verstünde
  sie ja erst in einer Zeit, Die dann vorüber
  sei, Und antiquarisch
  wären sie, Und niemand könnte
  sie begreifen, Und nur deine Hände Rührten jetzt an
  ihnen. | Du zeigtest uns
  auch eine neue Arbeit, Die du machtest, Und sie war schon
  längst getan Und stünde immer
  noch zu machen an Um deinetwillen, Und wir sahen
  nichts, Und das Vergangne
  würd sich wiederholen, Und man müsste es
  von Neuem tun. | Dann räumtest du in
  deinen Schachteln, Voll mit tausend
  Kleinigkeiten, Und du fandst ein
  Kind darin, Das warst du
  selbst, So sehr erinnerte
  dich ein Geräusch, das ich in deinem Rücken machte, Und ich war nicht
  mehr vorhanden, Und du gingst an dir
  verloren. | 
| Langsam bricht der
  Regen aus den  Blättern hoher
  Bäume, Und ich weiß, sie
  warten nur auf einen zarten Wind, der an sie
  stößt und liebevoll Berührt, Und der den Rotwein
  tropfenweis auf deine Brüste fallen lässt
  und ihn dort trinkt, An dich versandte
  ich das Flussbett mit dem Wasser, Und in meinem Fenster
  stand ein goldner  Fisch, der wirklich
  schwamm, in Luft, Der konnte mich
  nicht sehen. | Deine Haut durft
  niemals trocken liegen, Und du trugst dich
  gänzlich unter  Wasser zu, Und mir gebarst du
  dort die Kinder, Und ich würd sie
  niemals zeigen können Und gestand dir
  voller Scham, Dass ich in großer
  Meerestiefe eine zweite Liebe führen würde, Und das rührte dich
  nicht an, Auch, dass ich
  nicht mehr alles aß, wie früher, Meintest du, sei
  ungefährlich Und nicht
  ungewöhnlich. | Auch der Wert des
  weißen Sandes war Gestiegen, Und ich bot ihn
  jetzt in kleinen Säckchen an, Ich hatte auch
  tiefschwarzen abgefüllt, Und es war
  unbekannt, im Spielzeug Und im Werkzeug und
  im Leben andrer Menschen Eine eigne Nahrung
  zu entdecken, Und man war auch
  nicht gewohnt, Sich schwarze
  Sterne  Vorzustellen. | 
| Man las in dem
  Bericht des Tieres An die Wissenschaft
  von einem starken Licht, das würde
  diese  Welt zu Asche
  brennen, Und man las auch
  von der  Scham, die jenem
  schwächsten Auge Schließlich seine
  Sehkraft rauben, Den Betrachter
  selbst zerschmettern würde, Und ich sage so: Es ist die Scham
  das Licht, Selbst wenn es sich
  nach innen kehrt Und dort verwüstet Und zerstört. | In mir bewegten
  sich an jeder Fläche Spiegel, die sich
  orientierten Und sich den
  Betrachter in die Mitte stellten, Und ich war
  beleuchtet, Und ein junges
  Mädchen stand vor dem Plakat Und plötzlich
  mitten in der Landschaft, Die darauf zu sehen
  war, Und hinter ihm
  bewegte sich der handgemalte Fluss, dem wehten
  Gräser leicht Entgegen. | Der Gedanke, den
  ich eben hatte, Stieg schon auf,
  war unberingt Und herrenlos, Ich hatte ja vergessen,
  mir sein Leben einzuprägen, Und ich selbst trug
  um das Fußgelenk Das dünne Laufband
  meiner Herkunft, Und es gab noch
  niemanden und nichts, Die Sprache des
  Gedachten zu entziffern, Und man übte sich
  zum Ausgleich immer noch im Tontaubenschießen. | 
| Zehnfach stand der
  weiße Mond In deinen
  Fingerspitzen, die du mir Entgegenstrecktest, Und der Schatten
  meines Mundes  Schluckte sie, Und deine Hände
  kannten eigne  Horizonte, Und sie gingen mir
  im Nacken auf Und stiegen in die
  Haare, Und an dir begann
  ein Sternenzelt Sich überall zu
  spannen, Und ich suchte ganz
  bestimmte Bilder Einzufangen. | Neben den Gedanken
  wuchs ein Birnbaum bis in
  unsre Fenster, Und die Früchte
  waren nah und reif Und wegen dieses
  Glases unbegreifbar, Und ich musste
  raten, wie sie schmecken könnten, Und die nächste
  Brücke, die ich mit dem Reisezug befuhr,
  war nicht zu riechen, Und sie hatte
  keinen  Duft. | Wenn du deine
  spitzen Finger Auf das Tischbrett
  stelltest Und weit
  auseinander spreiztest, Hatte ich die eine
  Durchfahrt, Und sie führte
  nicht zu dir, Ich war ja auf der
  Reise in die andre Richtung, hin zu
  mir, Und irgendwann würd
  mich die Kante meines Tisches zur
  Entscheidung Zwingen. | 
| Du zerreißt das
  Wort, Du wirfst mit
  Steinen nach dem Wasser, Und das Ufer, sag
  ich dir, liegt tief darunter, Und dort drüben siehst
  du nur den weißen Körper deiner
  Liebsten Auf der Sandbank
  liegen, Und den weckst du
  so nicht auf. | Dann steig ich
  selber in den Fluss, Die Beine stechen
  in die Strömung, Und die Füße
  greifen ungeübt nach Halt, Und was du sagen
  willst  Liegt dort versteinert, Und mit meinen
  Zehen muss ich  Scharfe Kanten
  meiden, Und im Sand, in
  allen Zwischenräumen Hat sich meine
  Angst vor den Gefährlichkeiten  Angesammelt. | Dann geschieht es,
  dass ich hier Ertrinke, Und es ist das
  erste Mal, Und ich bemühe
  mich, daran zu sterben, Meine Lungen sollen
  selbst zu Wüsten werden, Und der Sand, den
  ich mit meiner Hand Zum Munde führe, Rieselt durch die
  Finger, Und der Tod, den
  ich so in mich quäle, Stiehlt sich fort
  aus Ritzen, die ich nun erst An mir finde, Und ich kann sie
  nicht Verstopfen. | 
| Ich diente dir
  schon, als ich lebte, Ich trug immer eine
  weiße Rose Hinter dir, die war
  in deinen Augen  Schwarz und stand
  noch nicht in Blüte, Und es fielen gegen
  Ende erste, welke Blätter, die ich
  sammeln musste, Und der Duft lag
  schnell zu weit zurück Und ging verloren. | Zwischen dir und
  mir wuchs sich Ein Splitter aus
  zur Scheibe, Die war ganz aus
  Glas, Wir lebten
  ungehört, getrennt und sichtbar In der Fläche und
  befassten uns damit, Und erst, als viele
  Scheiben  Voreinander standen
  und die Tiefe unsrer Räume sichtbar
  machten, Weil sie uns
  enthielten und uns mehrfach brachten, Sahen wir uns
  wieder. | In den Linien
  meiner Hände läge auch mein Leben, sagtest du
  und ließt sie überschnell als Botschaft in den Raum entgleiten,
  der war eng und bot nur Platz Für dich und mich, Und von den Wänden
  prallte alles wieder ab Und traf auf mich
  und Narbte mich, Und nichts bewegte
  nun dein Wissen, Und mein Leben traf
  so ungeordnet ein Und endete am
  Anfang. | 
| Ich kam in deine
  Welt, Sie war ganz
  anders, als du sie mir vorgestellt, Sie war auch noch
  nicht fertig, Und ein dünner Lack
  riss immer wieder ein, Vertrocknete zur
  Folie deines Himmels, der war rot, Und von dir selber
  sah ich nichts, Du sprachst zu mir
  aus allen Gegenständen, Aus dem Werkzeug,
  das sich hier bewegte, Und die Nacht wär,
  wenn ich warten würde, Tagesblau, Und grüne Sonnen
  würden drüber laufen. | Es war die
  Unterwasserdünung, Die vor einer
  Ewigkeit, die heut grad endete, Vertrocknet war, Und ich erwachte
  täglich neu Und setzte an die
  immer viel zu kurzen Tageskleider
  Flicken, die ich mir vom Gestern stahl. | In meinem eignen
  Hause war ich nicht Zu Hause, Traf mich dort als
  Fremden, Und ich sprach mich
  an Und wollte einmal
  ganz vertraulich sein zu mir Und ließ mich stehn
  und ging ein wenig aus In eines meiner
  Zimmer, Das gehörte
  irgendjemandem Und mochte auch
  vielleicht mein eignes sein, Und hier im Garten
  konnte ich mich  Schwach, ganz
  schwach An mich erinnern. | 
| Es löste sich aus
  deiner Haut Die weiße
  Vogelfeder, Und du warst in
  großer Höhe, Und dies Teil, das
  du verlorst, fiel mir zu Füßen, Und ich musste dir
  erklären, dass du so Für mich nicht
  warst, wie du für dich, Und diese Feder war
  mir wichtiger als die Berichte aus den
  Räumen über mir, Und jedes Teil,
  genau so auch an mir und Meinem Körper,
  lebte immer schon ein Eigenleben, Und ich barg dich
  unter meinem Schuh, Und der zertrat die
  Vogelfeder. | Meine Hände machte
  ich zu  Sägen, die
  zerstören konnten, Und sie schnitten
  meine Kunst, in die ich Liebte und um
  derentwillen ich noch lebte, Mitten durch, Und jedes
  Bruchstück schrie in mir Und gab mich auf Und schenkte mir
  Besitz In Fülle. | Mein Gesicht
  versuchte sich zu sehen, Wie ich selbst mich
  sah, Und schnitt mich
  aus dem Spiegel, Und es war kein
  Glück, Das Bild war
  falsch, Weil ich mich nicht
  erkannte, Und von innen her  Würd ich doch
  niemals äußerlich Erscheinen. | 
| Ja, mein Leben war
  die Zeiten Voller Leben, Und es sagte
  irgendeiner: „Sie ist nun
  vorbei, das Leben fängt jetzt
  an für dich, Und dieser neuen
  Leiter fehlen alle Sprossen, Und auf Krücken
  wollen wir dich sehen,“ Und der Käfer
  könnte überleben, Würde ich nicht auf
  ihn treten, Und es schwankt
  mein Schuh, Und über mir steht
  jemand unentschlossen, Und er hält die
  Schaukel mitten in der  Wende an. | In einem Brief
  schrieb ich nur dies eine Zahl, Es war nichts
  weiter, Und ich war ganz
  sicher, du würdst nichts Entdecken, Und du last sofort
  daraus das Datum dieses Tages,
  das ich wirklich meinte, Und ich hatte es
  sogar geschrieben, Und es stimmte
  nicht, denn dieses war ein Tag, Den konnte niemand
  kennen Außer mir. | Ich legte eine  Kinderspielzeugfahne
  auf den Tisch, Und sie war lustig
  bunt, Ich wollte nicht
  mehr damit gehen, Und ich hatte
  meinen kleinen Sieg, Den wollte ich nun
  feiern, ganz verspielt, Und nie mehr dürfte
  ich in einer ersten Reihe stehen, Und die Kinder
  sahen noch nach mir, Als ich schon
  längst in einer  Spielzeugkiste lag. | 
| Du last aus deinem
  Buch der  Roten und der gelben
  Himmel vor, Und deine Angst,
  dass Sonnenstrahlen Dich nicht treffen,
  ja, dich meiden, einfach Abseits stehen
  lassen könnten, Ließ dich hektisch
  werden, Und in deinen
  Räumen wohntest du im Lichtschirm, der
  war jederzeit zu färben, Und du sagtest auch,
  der Kampf um Wahrheit sei ein
  Stückchen eigner Tod, Und trugst ins
  Zimmer aus der übergroßen Sanduhr alles, was
  vergangen war Und unten lag. | Du fielst vor
  meinen Augen in die Spalten unsrer
  Felsen, Und ich zog dich
  hoch am Seil, Du hattest nichts bemerkt,
  warst unverletzt und Unverdrossen, Und die
  Heimlichkeit der Steine Blieb dir ganz
  verborgen, Und es gab nun die
  Gefahr in dir Und die in meiner
  Hand  Am Seil. | Sonst war niemand,
  der mich sah, im weiten Umkreis, Und ich stellte
  Spiegel auf, Die sahen in die
  Mitte in ein Drehbild, das mich
  schnell rotieren ließ Und plastisch
  formte, Und ich konnte mich
  in Ruhe stehen lassen, Und ich würde nicht
  mehr nach mir suchen, Und rief mich ein
  letztes Mal Mit Namen. | 
| Andrerseits stehst
  du am Ufer eines kleinen Wassers und mir
  gegenüber, Und ich schlag mit
  einem Zweig Die Oberfläche
  etwas auf, Die Wellenringe
  mach ich mir in ihrem Lauf Zu Boten, Und sie schütteln
  dich und lassen dich  Schon wieder sein, Und du willst hier
  die Sterne deiner eignen  Sammlung taufen, Und ich störe dich
  dabei und bin mir sehr im Weg, Ich starre auf den
  glatten Silberspiegel, Und die ersten
  schwarzen Sterne Kann ich langsam
  sich bewegen sehen Unter dir. | In meinem
  Schreibtisch dulde ich nicht einen Spiegel, Und er ist doch
  voll von mir, Und überall entdeck
  ich mein Gesicht, Und hier war auch
  der Tag des großen Hungers, Und ich aß das Eis
  der Winterlandschaft, Die mich
  überraschte und so lange  Festhielt. | Dann stand ich auf
  im Schlaf, Zwei grüne Blätter
  legten sich auf meine Augen, Und ich sah
  hindurch  Und trennte mich
  von mir, Es war die höchste
  Zeit, Ein fremdes Feuer
  wütete in mir Und suchte Nahrung. | 
| Die es wissen,
  sagen es dir nicht, Und die es sagen,
  wissen nichts, Und was dir Halt
  gibt, ist mein Arm, Der wurde zum Geländerlauf Und führt dich
  durch die kalten Flure, Und die Stufen
  zwischendurch  Entstehen unter
  deinen Füßen, Und sie laufen Aufwärts, abwärts, Aufwärts, abwärts, Ohne dich zu sehen. | Drüben sperrte man
  die morsche Brücke, Und ich stand
  darauf Und wagte keinen
  Schritt, Die Bodenbretter
  wurden mir zu Fenstern in die
  Tiefe, Aus dem Handlauf
  brachen die Verstärkungen, Und ich war froh, Im Reisezug die
  Raster meiner eignen Offenheit zu
  überfliegen. | Am Ende stützte ich
  mich auf den Knauf Des Führungsstockes, Und ich hielt ihn
  selbst in meiner Hand, Ich musste ohne
  Pause zwischen mir Und der Erschöpfung
  in Gesellschaft Tanzen. | 
| Wir lebten lange
  schon in Höchstgeschwindigkeiten, Und ein Zufall
  führte unsre Bahnen Nahe aneinander, Und der Anfang der
  Begegnung wurde viel, viel  Jünger als das
  Ende, Das uns noch
  bevorstand.  | An diesem Morgen
  sahst du, Dass ich jugendlich
  und offensichtlich war, Und mittags kam
  bereits ein Gärtner in den Garten,  Den bestelltest du
  für mich, Und abends rief der
  Glöckner eine Nacht aus, Die vermochte
  niemand mehr zu buntem Glas für
  irgendwelche  Sonnenfenster zu
  verarbeiten. | Du sprachst von
  einem Traum, Der dich durch
  tiefe Sümpfe  Waten ließ, Und er versteckte
  deine Füße In den schwarzen Stiefeln tiefen
  Unrats, Und es war dir
  ekelhaft Und brächte dir
  bestimmt nichts Gutes, Und du kamst zu mir
  in meinen Traum, Der war schon lange
  ausgeträumt Und ließ dich auf
  dem Bahnhof Einfach stehen, Und ich war so weit
  entfernt von dir, Dass mich Signale,
  anzuhalten, Nicht erreichten. | 
| Aus dem Gitter
  griffen dünne  Arme in die Leere, Und sie fassten
  mich Und hielten nichts
  in ihren Händen, Und ich fragte mich
  nach ihrer Schuld, Und sie befragten
  sich nach ihrer Schuld, Es waren meine
  eignen Kinder, Und ich war ihr
  eignes Kind. | In den Straßen
  wohnte man schon eng Und lag sich
  schulternah, Und in der Liebe Und im Sterben Und im Töten Und Gebären Musste einer nur
  den Rücken krümmen, Und man sprach
  nicht mehr davon. | Aus der
  Tageszeitung fiel die Schrift, Und mir zu Füßen
  lag ein schwarzes  Häuflein, Darin war nichts
  mehr zu lesen, Und ich musste das
  Papier in seiner Weißheit auf die
  Fahne ziehen, Dass es alle sehen
  konnten, Und es wurde  Hunderttausendfach
  gefressen noch bevor Es oben ankam, Und es hing dort
  jahrelang Und niemand rührte
  diese  Reinheit an. | 
| Von deiner Stirn
  lief rot ein schmales Blutband, Und es war der
  Lack, der schmolz aus dir, Und angstvoll sah
  man dir entgegen, Und es wusste
  niemand, ob die  Krankheit
  übertragbar wäre, Oder nur der Fehler
  irgendeiner Schaltung. | Von außen sah man
  nichts, Und ich tat alles,
  meine Kleidung ordentlich
  und rein zu halten, Und die aufgenähten
  Türen waren Völlig zu, Und innerlich hielt
  ich ein Superlicht In jeden heilen
  Winkel Und zerstörte ihn
  und spürte jeder Schönheit, jeder
  Hässlichkeit so lange nach, Bis sie sich töten
  ließ Und hatte viel,
  viel noch zu schaffen, Und das Ende meines
   Anfangs  War nicht zu
  erkennen. | Eine Bretterhütte
  stand in meiner Wohnung, Und ich wohnte hier
  allein in ihr, Und andere, die mit
  mir lebten, Fragten nicht nach
  mir Und sahen auch die
  Not nicht, welche Mit mir flüchtete, Und ihre Sessel
  stellten sie in meinen  Tag, Und Gäste, die sie
  hatten, lobten eine Armut tief in
  ihnen, die sie liebten Und mit allen
  Werten überschütteten Und pflegten, Und es wussten nur
  die wenigsten Davon. | 
| So fremd wie ich,
  war niemand unter Fremden, Und ich sah mich um
  und achtete auf Lebenszeichen, die
  mir hätten gelten können, Und ich lebte unter
  meinen Kindern, Lebte tief in
  meinem Weib, Ich selbst schnitt
  meinem Tag Die Silhouetten
  aus, die mit mir wohnten, Und ich nahm mich
  endlich fort, Und wenige der
  Wurzeln saßen in der Festen Erde, Keine Uhr  Schlug eine Zeit zu
  dieser Stunde  An. | Über meinem Bett
  stand hell ein freier Mond, der neigte
  sich ein wenig schräg zu mir, Er musste ja so
  weit an mir vorbei sehn, Und die Nacht war
  nur ein viel zu großer Schatten, Der sich tags  Versteckt hielt. | Nichts entstand vor
  seiner Zeit, Ich selbst war
  beispielhaft Und völlig falsch
  in meiner Zeit Und nähte meine
  Kleider selbst aus dem Papier, das nicht
  zerfallen konnte, Und ich legte dort
  hinein Gedanken, Die verlangten
  regenfeste Mäntel Für den Übergang. | 
| Es entsteht Musik
  aus  Holz und Gras im
  Morgennebel, Über mir hör ich
  Motoren niedrig fliegender Maschinen, Und kein Passagier
  kann mich erahnen, Und ich halte an, Und meine
  ausgestreckte Hand befühlt den Rumpf aus
  Blankmetall, So lange stehen die
  Geräusche in dem Grau Ganz nah an meinem
  Ohr, Und weit, weit
  unter mir, Es muss auf einem
  andren Erdteil sein, Erwachsen meine
  Füße aus der Harkspur leiser Nachbarschaft. | Und dich zuvor
  erinner ich genau, Und deine braunen Haare
  schufen mir am Morgen noch auf
  weißen Laken die zerrissne Wolkendecke, Und es gab bei dir
  kein Himmelsblau, Und hinter dieser
  Wand, die uns von  Nachbarträumen
  trennte, War der Himmel
  grün, Und aus der Zeitung
  rückten die  Bedrängten in die
  dritte Wohnung, Und ich hörte sie
  bis hier Und wagte nicht
  dein Haar aus meinen Zähnen zu
  entlassen. | Auch die kleinen
  Schiffe voller Kinder, Die verloren gingen Und die ohne Rufer
  waren, Deren Hilferufe nur
  noch in Gebärden Weiße Kreidezeichen
  an die  Meldetafeln
  kratzten, Blieben lange
  unentdeckt, Und meine Hände
  drückte ich tief in die Augenhöhlen, Und es musste doch
  noch irgendetwas Greifbar sein, Ich sollte doch
  nicht nur in deinem Schoß und einzig Suchen müssen. | 
| Ich sah es so: Du standst vor mir  Und redetest in meiner
  Sprache; Und wir kamen gut
  voran, Dann fuhr dein
  Körper über eine Schienenteilung,
  die dich trennte, Ohne dich zu
  teilen, Und du warst zu
  zweit Und gingst von mir  Und bliebst hier
  stehen, Und du warst
  erstarrt in meiner Nähe, Und ein letztes
  Wort, das du noch sagen wolltest, Steckte halb
  gesprochen zwischen deinen Lippen. | Es perlte sich der
  frische Tau An dünnsten Fäden
  deines Morgengrußes, Der stand lange
  noch im Raum, Ich wagte keinen
  Schritt, Die Illusion um
  deinetwillen riss zu leicht, Und klebrig und
  besorgt läg dann das  Spinnetz deines
  Vorwurfs in den  Stufen auf der  Lauer. | Ich lebte auf dem
  Sand, der war noch Weißlich gelb, Und feiner floss er
  aus der Hand als sich die Strahlen von der Sonne trennen, Und die Körnchen
  stopften meine Poren zu, Und ich
  versteinerte  Und ich verschliss
  zugleich im Sturmwind, der mich
  schließlich Forttrug. | 
| In einem Buch las
  ich die Formel, Die sofort durch
  eine feine  Röhre in mich
  drang, Es war ein Virus,
  der das Überleben simulierte, Und er war in mir
  Zuhause, Wuchs und spannte
  meine  Fähigkeiten schon
  am ersten Tag Zum Überdehnen, Und ich hielt mich
  nicht mehr aus Und sprach zu dir
  von meinem ungewollten Training, Und du hattest
  alles Überleben hinter
  dir. | Auf einem Dachfirst
  saß ein alter Mann, Der wohnte lautlos
  dort, Man kannte ihn
  genau Und wusste auch,
  dass er nur aus der  Ferne sichtbar war, Und wir darunter,
  in der Wohnung, Lebten in den
  Zinken großer Kämme, Und wir waren immer
  wohlgeordnet  Für das  Unvorhersehbare. | Morgens standen
  mehrfach neue  Sonnen in der
  Stadt, Ich sah sie nach
  der Tunneldurchfahrt Hinter einem
  Häuserblock in meinem  Rücken stehn Und fragte viele
  Leute, ob ein Irrtum möglich
  wäre, Und es war
  tatsächlich so, dass sich die Augen, wenn man sie
  nur einmal öffnete, Sofort verliefen, Und sie stürzten
  sich wie dummes Nachtgetier in
  alles  Blendlicht und Verglühten. | 
| So eng war die
  Beziehungslosigkeit, Dass sich die
  Steine meiner Atemlosigkeit
  einander näherten, Und viele unter
  ihnen kannten noch die Zeit, als alle gläsern
  waren Und sich vor  Berührung
  fürchteten, Ich hatte meine
  Angst ganz abgelegt Und hörte auch von
  dir, an der ich aß, Dass kaum noch
  jemand nach dem Sinn von Speisen fragte, Und ich aß doch nur
  die  Oberfläche ab, Weil du darunter
  wohntest. | Mir entfielen die
  Gesichter, die ich liebte, In der ersten
  Abenddämmerung, Sie konnten sich
  nicht mehr in meinen Augen halten, Und ich stapelte
  die körperlosen  Bilder auf dem
  Schrank, Es reichte mir,
  wenn anderntags die Freunde und die
  Lieben nur noch ihre Farben trugen, Und ich sprach sie
  damit an, Und, wer sie
  gestern waren,  Konnt ich nicht
  entziffern Und zurück
  begreifen. | Morgens trug ich
  gleich ein Schild in
  Spiegelschrift, Das gab mir schon
  im Badezimmer, wenn
  ich vor dem Spiegel Und mir gegenüber
  stand, den eignen Namen, Und ich lernte mich
  so täglich Kennen. | 
| Dein Mund trinkt
  nicht für mich, Und jeder deiner
  Atemzüge Sättigt mich, Und die Musik aus
  mir schlägt um mich her Und auch an dich, Und alles klingt, Und früher stand
  ich oft als Kind Mit meinem Ohr am Telegrafenmast Und hörte die
  Gespräche, die man sang, Und eine ganze Welt
  hing mit daran Und lauschte tief
  in mich, Und ich war unter
  ihr. | Und deine Augen
  sehen nicht für mich, Und deine Sattheit
  ist nicht übertragbar, Und ich lege mich
  an eine Leine,  Dass ich nicht
  verloren geh, Die blicke ich
  entlang, entlang, Bis sie in deinen
  Händen Endet. | Heute lauscht mein
  Ohr am großen Wasser, Und es ist ein
  Spiegel, der sich krümmt, Und tief in ihm
  wird sich mein  Herzschlag sammeln
  und verstärkt Nach oben dringen, Und dein Mund wird
  sich bewegen Zwischen dir und
  mir, Nach einer Heimat
  suchen, Die liegt etwas  Außerhalb. | 
| Du sagtest einfach,
  dass du ohne Grund seist Und dein Leben hätt
  sich so ergeben, Und dein Denken
  wäre ähnlich, weil du keine festen Formgedanken
  hättest, Alles ließe dich
  allein, Und durch die Tür,
  die dich hereinließ, Strömten aus dem
  leeren Raum dahinter, Menschen eng an eng Und gaben keinen  Platz. | In jedem meiner
  Augen wuchs ein Drehgestell mit
  einem Zählwerk, Und ich merkte
  daran erst, Wie oft ich fort
  sah Und wie oft die
  Blicke mich verließen Und nicht wieder
  kamen, Und die Differenz,
  die sich so zeigte, Zwischen Ausgang
  und dem Eingang, War sehr groß, Und mehr, als ich
  gestand, War ich wohl
  außerhalb. | Später gabst du mir
  aus meiner Jugend Hundert Seiten, die
  ich lesen sollte, Und ich hatte nichts,
  was mich daran erinnerte, Und fuhr mich fest
  auf dieser schlimmen Straße, Und die Hand, die
  du herüberreichtest, Reichte nicht bis
  hier Und kam ja aus dem Augenblick, der
  diese Seiten hielt, Und war doch viel
  zu weit Entfernt. | 
| Das Gerüst, auf dem
  du stehst, bricht ein, Und mit dir fällt
  dein  Lächeln ebenso, Und deine blauen
  Arme reißt du hoch, Dass ich dich
  halten kann, Ich rette dich, Und unten schlägt
  dein  Lächeln auf, das
  taugte nichts Und war nichts wert
  für dich Und stürzte sich zu Tode. | Auch die
  Straßenkehrmaschine ist das  Rücksichtslose
  Leben, das du führst, Ich liebe dich
  sofort, weil du es willst, Und kann den
  Augenblick trotzdem genießen, Und das teure
  Armband,  Das ich auf dem  Weg zu dir verlor, Kam dir zum rechten
  Zeitpunkt, Und du hängst es,
  schnell verziert mit meiner Lust, die du so
  einfach abtust, Um dein Fußgelenk. | In der einen Spitze
  der Museumsmauer Steht die Statue Und stürzt herab, So sehr ist sie zu
  hoch Und fällt ganz
  weich in meine Arme, Und ich danke mir
  für diese Vorsicht, Und zerbräche ich
  an dir, Erlebte ich den
  Fall wie er in  Wirklichkeit
  geschehen ist Und stünde
  weiterhin Dort oben. | 
| Die Blendung nahm
  noch zu, Und ich ergriff das
  weiße Laken, Das uns stach, und
  riss es fort, Es war der
  Lichtblitz, der auf  Wasser tanzte, Und das Blinken aus
  dem Stahl, Der in das
  Sonnenauge schaute, Und ich fand
  darunter nichts, Wir lagen auf dem
  harten Netz der Drahtmatratze, die
  gab etwas nach Und zeigte auch den
  Boden unter sich Und unter uns, Man konnte wenig
  machen. | Andre hatten an den
  Füßen Seile, Und die saßen fest
  und hatten Zahlen, in ein Blech geschlagen,
  das hing auch daran, Und viele freuten
  sich darüber, Und sie schrieben
  immer wieder ihre Daten in das
  Tagebuch, Und andere
  verblassten unter ihrer Namenlosigkeit und
  fanden eine bittre Wahrheit, die war
  mehr wert, Und zum Schreiben
  gab man ihnen Nichts. | Auf den Straßen
  saßen nun die jungen Menschen auf den
  Gittern der Verbote, Und sie boten ihre
  Körper an Und trieben es mit
  ihrem  Spielzeug und mit
  Tieren, dass man sie erkannte, Und das Kunsthaus,
  hinter ihnen, Nährte sie und gab
  Getränke und  Die Speisen der
  geteilten Not ganz ohne Bitten ab. | 
| Zwischen unsren
  Häusern Spanntest du ein
  langes Seil, das Hing so hoch, dass ich
  es nicht berühren konnte Und verband uns
  fest, Es trockneten daran
  die leeren Häute, Die wir nicht mehr
  brauchten, voreinander, Und wir sprachen
  auch davon, dass wir uns treffen Würden, Und das rohe
  Fleisch war derzeit Unberührbar. | Seit vielen Tagen
  suchtest du am Berghang nach dem
  Schiffchen aus der Vorzeit, Und es war das
  Glück des Suchers, das dich narrte, Und in meinem
  Garten wohnte eine Violine, die sich
  selber spielte, Und sie lag schon
  morgens frisch und grün im Gras, Die Fäden ihrer
  Melodien begegneten Dem Morgennebel, Der sich auf sie
  legte. | Niemand tröstete
  die Steine der Verbannung, Und sie waren
  eingemauert, Und sie hatten sich
  für irgendeinen  Notfall in den
  Fugen Geld versteckt, Das hatte keinen
  Wert mehr In der Gegenwart, Und jeder setzte
  sich zur Abendsonne vor das
  blinkende Metall Und ließ es an der
  Stelle. | 
| Die Mauer hatte
  keinen Durchbruch, Hatte keinen Riss, Aus jedem Stein,
  aus jeder Füllung  Trat ein sanftes
  Licht, das in der  Sonne kaum zu sehen
  war, Und abends erst,
  wenn  Dunkelheit mir
  keinen Raum mehr ließ, Begann sie zu
  erglühen, Und ich sprach mir
  dir, Und einmal nur,
  kurz vor dem  Untergang in mir, Fiel mir die Frage
  ein, Wie es dir gehen
  mochte, Und der Staudamm riss
  an dieser unbekannten Stelle unter meinen
   Füßen. | Gestern, als ich
  dich besuchte, Sprach ich lang zu
  dir Und litt darunter,
  dass ich viele kleine Steine bei dir
  fand, Die waren jeder
  einzelner ein  Eintritt, Den man für dich
  zahlen musste, Und ich sah darüber
  hin Und ging so leer,
  wie ich gekommen war, Und heute stehst du
  nur noch als  Skulptur bei dir Und hältst mich
  frei, Und nichts ist
  mehr, wofür ich  Zahlen könnte. | Es war einfach so: Ging einer vor dem
  anderen Und schnitt mit
  einem weißen Messer die
  Verbindung durch, So starben zwei in
  jedem einzelnen, Und dieser Tod, in
  dir, war anders Als in mir, Und du in mir
  starbst anders Als in dir, Und einmal würden
  wir darüber  Sprechen. | 
| Über
  uns zerriss ein schwarzer  Himmel
  seine Kleider, Und
  wir trugen keine Trauer, Und
  wir sahen die, die nur ein  Auge
  hatten in der Stirn, Die
  sprachen nicht  Und
  sahen doch aus ihrer  Sicht
  viel weiter, Und
  wir liehen uns den Mut aus ihrer  Nachbarschaft
  und gingen hin bis an den Horizont Und
  fanden dort die messerscharfe Kante, Über
  die konnt keiner gucken. | Mir
  wuchsen dunkle  Reifen
  an den Füßen, Und
  ein schwarzer  Ring
  durchlief die Hände, Und
  den Regen stäubte ich im Laufen
  hoch, Ich
  war so schnell, dass selbst mein Blick
  zurück fiel, Er
  fand keinen Weg durch diesen Wassernebel, Und
  nach vorne stieß ich unversehens In die
  Leere, Die
  mich überrollte. | Täglich
  musste ich mich mahnen, Täglich
  stach ich  Nadeln
  in die Briefe, um sie zu verschließen, Und es
  war mein Mund,
  den ich verschloss, Und
  niemand achtete darauf  Und
  gäb mir etwa recht, Und
  jeder sprach mit mir Und
  lachte über meinen  Spaß. | 
| Das Gras auf meiner
   Kopfhaut ist noch
  grün, Und ich versuche zu
  verhindern, Dass es dort
  verbrennt, So heiß ist mir der
  Blick nach oben, Und er gleitet an
  die weißen Sterne, die wir in den
  Himmel setzten, Und ich sehe, dass
  sie weit entfernt sind Und so kalt, Und ihre Augen,
  weiß ich auch, Erspähen jeden
  Grünplatz,  Den ich retten
  konnte. | Um den Baumstamm
  ließ ich eine Leiter wachsen in
  mein Haus, Schon kurz darauf
  schlug Blätterwerk aus
  dieser Treppe aus, Die war genauso alt
  wie ich, Und meine Blätter
  wurden langsam braun Und krümmten sich An mir. | Andre Städte
  wuchsen einfach zu Und überdeckten
  ihre schlimmsten Wunden, Und es war ein
  Abenteuer, nur zu wissen, Dass sich unser
  eigner Horizont zu
  gleicher  Zeit im Aufgang und im  Untergang desselben
  Tages Badete. | 
| Am Ende unsrer  Höchstgeschwindigkeit Befand sich der totale Stillstand, Und wir stritten
  uns um Worte, die
  zerbrachen auf dem Weg, Und sie
  verunglückten  Bevor sie uns
  erreichten, Und du fragtest
  nach verbotenen Gefühlen, Und du kämpftest
  dabei mehr um mich Und schürftest
  schon mit großen Räummaschinen unter
  meiner  Oberfläche, Und ich führte
  dich. | Wir hielten  Ausschau nach
  Signalen, Die wir auf der
  Reise finden mussten, Und wir warteten
  umsonst, Ja, es war so, dass
  plötzlich  Nichts mehr
  existierte, Und wir standen
  sicher still Und fielen in das
  schwarze Unsein, Und man zündete
  kein Licht an, Gleich danach lief
  unser Film die Länge
  einer Ausschau weiter, Und wir zweifelten
  den Schritt an, Der nun auf uns  Zukam. | Meine Kleidung zog
  ich aus der Tageserde, wie ich
  früher sagte, Und im Wasser löste
  sie sich völlig auf, Das hatte ich
  gelernt Und nahm es hin, Und deine Warnung
  vor der Blöße ließ ich
  liegen Und verzog in ein
  Gebirge, Wo ich unter kahlen
   Felsen lebte, Und die Regen
  fielen hier Stets unter mir. | 
| Meine Form
  entstammte dem Gesenk der
  Schmiede, Und ich war ein
  Zeichen dafür, wie man Ursprung mit der
  Wirkung  Hemmungslos
  vertauschte, Und ich sah nicht
  mehr, dass deine Liebe sich an mir
  verhärtete, Und du verkauftest
  dich im Nachbarflur Und weißt nicht
  mehr an wen Und ob es lange
  dauerte Und hältst dein Ohr
  gepresst ans Straßenpflaster Und erinnerst dich
  an die  Geräusche deiner
  Jugend. | In mein Zimmer
  setzte ich ein Holzhaus und
  bepflanzte es mit einem Glauben, Und er wuchs darin  Und schoss empor Und trug das Haus
  nach oben,  Dass es brach, Und ich erschrak  Und wollte diesen Untrieb aus mir
  reißen, Und der Tag, der
  mich heut aufnahm, Sagte schon im
  Voraus, Dass es nicht
  gelingen konnte, jedem alles Recht zu machen, Und ich wartete auf
  Hilfe. | Die Gesichter
  blichen zu schnell aus, Und neuerdings war
  auch das  Kennenlernen
  umgekehrt, Und ich erinnerte
  mich anfange gut Und erst am Ende
  der Begegnung Stand ich in der
  Leere, Und es war ja
  möglich, Dass ich rückwärts
  lebte Und die andren auch Und alles wär
  normal, Vielleicht war
  dieses auch der Atemzug, der
  wirklich uns alleine, Mir gehörte, und
  den keiner stahl Und forttrug.  | 
| In meinem Garten
  wuchsen in der Nacht die Säulen aus
  Zement, Es konnten nur die
  harten Worte sein, die
  gestern hier gefallen waren, Und es war die
  Sprache deiner Verse, die mich
  tötete Und hinter dieses
  Gitter setzte, Und es war so neu,
  weil sich Gefangenschaft und
  Freiheit Ineinander
  mischten, Und der Zwischenraum
  war frei, Und jeder dieser
  Stäbe Drohte mit dem
  spitzen  Teil nach oben in
  die Wolken. | Es mussten die
  Gefangenen sich selbst Gefangen halten, Und sie waren
  völlig frei  Und wussten nicht
  mehr zwischen ihrer Angst vor Freiheit
  und der  Angst vor ihrem
  Alltag Einen Unterschied
  zu machen, Und in meinem Kopf
  hab ich den  Lichtspalt wohl
  entdeckt, der mir die Armut bringen
  könnte, die ich so begehrte, Und ich war schon
  fast Verhungert. | In meinem Schädel
  war ein Nebenkopf
  gewachsen, Der lag außerhalb, Ich konnte auch
  nicht sagen, wo, Und war mein  Fluchtboot, dass
  mich jederzeit hinüber brachte, Und ich hörte
  später, dass ich Zeiten hätte, die
  den Umgang Ganz erträglich
  machten, Und ich sprach mit
  mir darüber Und verstand mich
  immer weniger, Und wurde viel,
  viel leiser. | 
| Ich lag zu lang im
  Wind, Ich war ein Stein, der
  barst von innen Und dies war
  gewiss, Mein Kopf, auf
  einer Kegelspitze, übte Balancieren, Und die Kinder
  spielten ganz in meiner Nähe, Und sie hatten
  gleiche Schwierigkeiten Und versuchten eine
  schräge Bahn, die Stufen überbrückte, Zu begehen. | Es entstand, ganz
  abgesehn von mir, Ein zweiter Kopf
  dicht neben mir und hatte  Meine Züge, Und ich sah das
  erste Mal wie ich mich sah, Von Angesicht zu Angesicht. | Sonst schieferte
  ich ab, Und seitlich
  platzten ganze Flächen meines Alltags, die ich nicht
  mehr halten konnte, Und es stimmte,
  dass mir andere  Aus reiner
  Menschlichkeit den  Körper fest
  umwickelten, Sie fragten nicht
  nach Gründen Meines Leidens. | 
| Du verströmtest
  diesen Lichtduft Weißer Sauberkeit
  des goldenen Geschirrs, Das niemand mit den
   Händen anzufassen
  wagen würde, Und ich saß
  trotzdem an deiner Tafel, Die war blank und
  leer und reich gedeckt, Ein Sturzbach, der
  mich zum Ertrinken brachte, Und du schobst mit
  deinen Fingerspitzen Sonderbare, krause
  Eisenfäden, die in meinem Wege wuchsen, Hin und her. | Ich lenkte alles
  Licht, das von dir ausging, Ab auf mich, damit
  du zu mir schautest, Und du warst ein Rotbild aus der
  Wirklichkeit, Du warst die
  Abendsonne, der man gern ein Lied nachsang, Es züngelte aus
  deinem  Mund die heiße Lava
  unter schnellen Worten, Und ich sprang in
  diese Pforte deines Kraters. | Später tanzten vor
  den Abendlampen Luftgetiere, Und die Schatten
  zuckten auf die Straße, die ich auf
  dir ging, Ein ausgetretner
  Pfad, den mancher schritt, Der vor mir kam,
  wenn er dich ließ, Und doppelt tief
  war er im  Abschied. | 
| Du wohntest in der
  Leere eines Gummiballes, Und du wusstest
  nichts von irgendeinem Spiel, in dessen Mittelpunkt du
  warst Und das dich
  achtlos fallen ließ Nach jedem Sieg; In meiner Zeitung
  lebte das zerstörte  Leben der vom
  Giftgas halb Getöteten. | Die Waffen, die wir
  trugen, Hingen nachts am
  Himmel, weil wir dort den Feind erkannten, Und am Tag
  verspeisten wir sie einfach als Gemüse zur
  Gesundung, Und sie waren so
  geschmacklos, Und die Zimmer, die
  uns elektronisch Schlaf und
  Wachheit, Krankheit gaben, nahmen, Mussten wir mit
  Stillstand vor dem Eingang Erst entschuldigen, Sie konnten
  wirklich nichts dafür. | Und das Vertrauen,
  das wir hatten, War der Mittelpunkt
  der Unschuld, Und von uns war
  keiner ohne  Schuld, Und die, die uns
  verrieten, lebten unter uns, Ja, neben mir;  Und vor und hinter
  dieser  Tür, das war
  gewiss, verbrachte ich allein die Tage und bewachte
  mich, So schlimm verlief
  die heiße Spur Geschmolzner Steine Durch den Raum. | 
| Die Verwandlung war
  nicht sichtbar, Und sie war nur
  innerhalb Und hatte dich im  Schlaf getroffen, Und sie änderte
  dein Leben Von dem einen Tag
  zum anderen, Und für die
  Wissenschaft begann man deinen Leib zu öffnen und
  zu schließen Und zu öffnen und
  zu schließen, Und die Not, die in
  dir war, fand keinen Ausgang. | Fern in einem
  andren Land Hat man ein kleines
  Rohr gefertigt, Das heilt alle
  Leiden, Und es war so
  sinnlos auf dem Seidenfaden, mochte
  es auch tausend Mal Ein Stahlseil sein,
  zu balancieren, Wenn es auf der
  andern Seite Nicht einmal ein  Gegenüber gab. | Auch der Asphalt
  unsrer großen  Straßen brach und
  riss Und ließ in kurzer
  Zeit die Bäume auf der
  Straße wachsen, Und es war ein neuer
  ungewohnter  Tod, der somit
  sichtbar wurde, Und die
  Namensschilder galten lang nicht mehr Und hingen völlig
  sinnlos an den Stirnen der
  Bewohner. | 
| In die roten Beeren
  stürzt das  Graumetall in einen
  neuen Himmel Und verwächst mit
  Gras, Am Flugplatz sitzt
  ein einziger Marienkäfer auf der
  weißen  Fliesenwand, Die endet erst,
  wenn meine Blicke enden, Und es bleibt der Punkt
  zurück bei mir, Ein Auge, das im  Schwarzen Fleck
  sieht. | Dir wollte ich von
  meinem  Glück berichten,
  alles gleich erzählen, Und es gab die neue
  Art Gewinne, die nicht
  reicher macht, Die mich verarmte, Und sie war nicht
  zu erkämpfen Und nicht zu erbeuten, Und das Weib, das
  ich dazu besitzen musste, War schon in
  Gefangenschaft Und lebte völlig
  frei mit mir Und wiederum auf
  eine andre Weise Auch mit einem
  Fremden Und mit irgendeinem
  Tier  Alleine eng
  zusammen. | Ich kam auf meinem
  Weg zu stark in Bodennähe, Riss den Körper auf
  und blieb verletzt am Weg, Die Ambulanz
  versorgte nur die wirklich Kranken und die
  Schwerverletzten und die Sterbenden und fuhr
  an mir vorbei Und offen blieb ich
  liegen, Und es kamen
  wirklich nur sehr wenige, Die in mich schauten. | 
| Der Glaube tötete
  die Hoffnung, Als sie sich
  erfüllte, Und die Liebe blieb
  alleine übrig, Und sie fand sich
  nicht zurecht, Und wusste nicht
  mehr,  Wem sie dienen
  sollte, Und aus meinem  Werkzeugkasten nahm
  ich eine Steinzerschneidmaschine, Die ernannte ich für
  dich zum Lehrer, Und die ersten
  Stunden dieses Unterrichtes Nutzten wir, Um immer härteres
  Gestein zu finden. | Die im Steinbruch
  lebten, hatten ein  Gehör für
  Steinmusik, Und diese Sprache
  konnte man erlernen, Und es war
  unmöglich mit dem Berg In ein Gespräch zu
  kommen, Und man lauschte
  immer wieder auf die Schichten, die sich
  leicht verschoben Und Geräusche
  machten, Und mein Kopf war
  jung aus dem Granit Geschlagen, Und man meißelte
  noch fleißig An der Form. | In die Höhlen
  senkte man die  Tage, die nur halb
  geschehen waren Oder nur zu einem
  Teil, Auch angebrochne
  Nächte legte man dazu, Und man
  verschweißte Und versiegelte sie
  in der Tiefe, um sie für den Notfall zu
  bewahren, Und man würde die  Reserve nicht
  vergessen, Und in einem
  stillgelegten Bergwerk Blieb ich ganze
  Tage und die Nächte, Und es häufte sich
  nichts an. | 
| Ich sah mich um in
  meiner Sonne, Und die eignen Schatten
  waren mir die  Liebsten Kinder, Und zum Abend sah
  man ihnen ihre Sehnsucht nach der
  großen  Schwester an, Und morgens griffen
  ihre  Finger lange noch
  ins Nichts, um dort den Zipfel eines Rockes
  zu erhaschen, Und die  Heimatlosigkeit der
  Fliehenden Verschob die
  Kontinente, Und die
  Wasserspalten, die dazwischen lagen, Wurden an nicht
  einer Stelle enger, Und die Brücken
  stürzten ein. | In deiner Wohnung
  herrschte eine Ordnung, die man Überall erwartete, Und als du mich
  besuchtest, Hatte ich den roten
  Mantel an, Der fiel auch über
  meine Ohren, dass sie Glühten, und ich
  schämte mich, Und meine zweite
  Tür aus meinem  Zimmer hatte ich
  dort oben in der Decke, Und ich kam nicht
  hin, sie zu bedienen, Und im Boden
  öffnete ich dunkle Fenster, die nach
  unten lauschten Und den Herzschlag
  melden würden, Falls der dort
  entstünde. | Und an einer Küste
  sprach ein  Künstler mit dem
  Meer, so dass es sich Vom Sandstrand
  stundenlang zurückzog, Und er schuf aus
  Stein ein meterhohes Mannesglied,  Das tauchte, als die
  Flut kam,  Tief und tiefer in
  die Wellen, Und ich war auf
  Suche nach der Freiheit, die ich
  fast Verloren glaubte. | 
| Aus deiner linken
  Hand wuchs Gras, Und jene Frau, die
  in der Tür,  Stand auch am
  Eingang zu dem Wald, Sie war schon halb
  ein Baumstamm, der sich
  seitwärts lehnte, Und sie schaute
  nicht zu dir herein, Du selbst verliefst
  in einer Pfütze, die den Windhauch
  spiegelte, Und alle
  Möbelstücke in dem  Wohnraum waren fest
  verwachsen in der Landschaft  Und bemoost, Und Farn wuchs in
  der Bodenschale, Und es hing ein
  Ölbild in der Galerie, Das hatte eine Tür,
   Die führte in den
  eignen Rahmen. | Ich warf zur meiner
  Freude  Einen Stein, der
  flog und breitete die Flügel aus und
  stieg empor und Rief mir Worte zu
  in einer  Sprache, die er mir
  verdankte, Die ich ihm noch
  hinterher gerufen hatte, Und er lernte
  schnell, Und schon verstand
  ich ihn nicht mehr, Er war zu hoch und
  redete mir tausend Gründe ein Für meine Flucht. | Mit einem
  überlangen Messer Ging ich an das
  Meer Und warnte es zuvor
  und wollte, Dass es stillstand, Und ich sagte auch,
  dass ich die Arme seiner
  Wellenkämme trennen würde, Und die Angst in
  mir war groß, Das Meer stand vor
  mir auf und wies auf Stümpfe, die es
  hatte, lange schon vor mir, Und wirklich
  spiegelte es nur noch meinen Rumpf. | 
| Vor mir zerfiel ein Menschenkörper in
  zwei Hälften, Und er teilte sich
  in seiner ganzen Länge, Und sein Radiobild,
  das man zerstören wollte, blieb, Als wäre nichts
  geschehn, im Freiraum stehn, die
   Strahlen bluteten
  nicht aus Und bildeten ein
  neues, ganzes Wesen, das sprach
  nicht mit uns Und nahm nach
  vielen Stunden erst Die Blässe kalter
  Augenblicke an, Und hinter mir fiel
  ich zurück Und ließ mich nicht
  zusammenfügen. | In der Kunst fand
  man durch Zufall Einen Stein, aus
  dem entsprang aus einem Loch in seiner
  Mitte eine Wasserquelle, die
  stieg sanft empor Und überlief den
  Rand, Und niemand fragte
  nach dem Ursprung, Und die Größe
  dieses Werkes War für jeden
  völlig anders, Und mein Herz trug
  ich tatsächlich in der Hand, wie man es
  mir erklärte, Und es spielte dort
  in seinem  Blut. | In deinem hohen
  Würdenamt Verlangtest du von
  dir die eigenen Und auch die  Schmerzen anderer zu
  ignorieren, Und bei dir trug
  jedermann die Wundenmaske auf dem Brandmal, Und das brannte man
  zuvor ins rohe Fleisch, Und dabei gab es
  keine Lüge und auch keine Wahrheit mehr. | 
| Als ich mich
  entfernte, rief das Stückwerk, das ich
  hinterließ, mir nach Und wies auf sich, Und nichts war
  fertig, Und zuvor war jedes
   Teil noch ganz gewesen,
  als ich dicht davor stand, Und es war dies
  Wort, das hinter einem Nachtbild wohnte, Das war schwarz und
  dumpf; Und sah ich auch
  hindurch, Mich fing die
  Schwärze ab in seiner Tiefe. | Meine Ohren sandte
  ich auf Reisen in die Felsen, Und sie sollten
  dort an Türen lauschen Und mir sagen, ob
  es hier versteinerte Gedanken gäbe, Und sie fanden dort
  Gravuren  Und mich selbst
  davor mit einem Werkzeug in der
  Hand, Ich war der
  Steinmetz,  Den ich fragen
  sollte. | Sonst studierte ich
  die  Regeln strenger Wissenschaft Und fand sie alle
  richtig, Und sie wiederum
  erklärten nichts von ihrem Sinn, Und erst der Sinn,
  den sie von mir erfuhren, Ließ sie anders
  wirken, Und ich sah es ja
  mit eignen Augen, dass die Steine in die Erde
  fielen Und gelassen, tonnenschwer
  im Freiraum standen Und sich selbst für
  nichts Erachteten. | 
| Ein wenig griff
  dein Traumsturm über, Und es wehten
  Blätter, noch mit weißen Wurzeln, her zu
  mir, Ein Schlüsselbund,
  das namenlos im Treibsand lag  Und nirgends
  passte, Und ich hob es auf und
  gab es dir am  Morgen, Und ich warf den  Stein auf seinen
  langen, unbekannten  Weg in einen
  Brunnen, Und ich rührte gar
  nichts an von dir Und fragte nicht Und ließ dich
  völlig sein Und griff nach dir Und war zufrieden
  mit dem Schönheitsbeet, Das legtest du ganz
  vorn am Eingang an. | Mein Hals war
  zugeschnürt, Und Atem nahm ich
  nur aus mir, Und über meinen
  Stuhl verlegte ich die schlaffe Uhr, die schmiegte
  sich an  Sitz und Lehne, Und man fragte
  nicht, ob sie noch ging, ob Zeit nun
  stillstand, Und ich setzte mich
  auf sie Und ließ sie auf
  mich warten. | Lange blieb ich
  wach Und horchte auf ein
   Zeichen, Das sollt aus mir  Kommen. | 
| Die Fingernägel
  trommelten aufs Regendach, Und sonst bewegte
  sich kein Laut in meiner
  Nähe, Und es fiel nur
  dieser Überschall vom Himmel und schoss
  durch die  Stille und
  erschütterte die Langeweile beinah
  tödlich, Und ich saß auf
  meinem Tisch, Der war nur
  aufgemalt auf Pappe, Und man formte noch
  an mir Und wollte mich zu
  Ende  Bringen. | An einem kleinen Grünsee fanden sich
  die Lampionkinder ein Und wachten in der
  Nacht, Und von dem
  Gegenüber warf ich einen Stein genau und
  mitten in das Spiegelbild der
  Füße, Und sie standen
  still und liefen doch in Wellen meiner
  Kreise fort Und kamen wieder, Und es würde das Geplätscher
  irgendwann auch Über meinen Körper
  laufen. | Ich lebte in der
  Flucht, Sie wiederholte
  sich von Tag zu Tag, Ich suchte
  außerhalb nach euch, Und ich benutzte
  eine  Brille, die auf Wärme
  reagierte, Und sie führte mich
  an viel zu heiße Quellen, Und die Ringe
  meiner Finger Schnürten mir die
  Hälse zu vor Angst entdeckt zu
  werden. | 
| Alles, was ich
  dachte, hing an einem langen Pendel, Und es schwang weit
  aus Und zog sich über
  Land und über Küste Und das Meer, Und stand im
  Wendepunkt, Der war so
  unerreichbar fern, Und eine Schaukel,
  die uns aufnahm, Rauschte immerfort
  durch eine Mitte, Und es hörte
  niemals auf. | Aus einer Landschaft
  voller Kräne Floh ich in die
  Erde, Und ich stieß an
  gut erhaltne Fundamente alter
  Galgen, Die man nicht von
  oben sehen konnte, Und die
  Märchenprinzen suchten grad im Unwegsamen die
  versprochnen Königskleider. | Über mir stand eine
   Möwe in der Luft, Sie hielt sich dort
  mit leisesten Bewegungen und
  stand im nächsten Augenblick im
  Sonnenkreis, Der war so weiß,
  dass sie darin verdampfte, Und der Regenbogen
  auf der andren  Seite schlug als
  Illusion in meine Ohren ein. | 
| Ich selbst saß
  unter einem Baum, der stand am
  Ufer, Und ich hatte
  dreifach  Wellengang und sah
  den  Wind, als der mich
  losließ, in das Wasser fallen und
  danach im Ritt auf scharfem Strandgras, dann
  auf langer  Schwebefahrt im
  gelben Feld von Ähren, Und ich hatte
  Glück, Man hing mich
  nicht, wie mir derselbe Wind in meine Ohren
  schrie, an meinen Füßen auf und stach
  mir nicht mit einer Gabel in das Auge, Und man legte nicht
  die  Elektroden an mein
  Glied und nicht  An meine nackten
  Sohlen, Und der Wind warf  Spott und Lachen
  über seine Schultern, Und er sprach von
  harter Welle, Die er kannte. | Unten stand ein
  Schiff, Es fuhr nicht ab, Und niemand war an
  Bord, Ich hatte doch
  bezahlt, Auch lag das Schiff
  ganz fest Und schwankte
  nicht, Und draußen war das
   Meer steinhart und
  unbeweglich, Und die Wellen waren
  nur geformt aus einem Glas, das war viel
  tausendfach gerissen Und gesplittert. | Man folterte den
  Folterkönig, Und es war kein
  Sieg, sein Schreien nicht
  Musik, Es schwiegen viele
  Münder der Gerechtigkeit, Man ließ die
  Ungerechten rückwärts laufen, Und sie stießen
  dort zusammen mit den Ungerechten, die
  sie jagten, Und der Wind,
  dazwischen, hatte jeden Schon berührt Und ihn gespeist Und ihn geängstigt, Und er war ein
  Schwätzer, Der in Steine seine
   Tagebücher schrieb. | 
| Du warst so groß
  wie ich Und ich genauso
  groß wie du, Und jeder überragte
  doch den anderen, Und du erzähltest
  von der Schuld Und von dem Keil,
  den schlüge man in dich, Der saß so fest,
  der quälte dich und schaute aus der Jacke, Und ich war ja
  dumm, ich wollte dich befrein Und riss an einer
  Wunde, die dich schmerzte, Und ich konnte dir
  nicht helfen, Und die  Spaltung stand
  bevor. | Dir zeigte ich auch
  eine Narbe, die ich hatte, Und im Garten
  pflegte ich ein  Blumenbeet und
  rührte nur mit Schutzhandschuhen
  an die rohe Erde, die ich Wegen ihres
  frischen Blutes  Nicht berühren
  konnte, Und ich litt schon
  lange unter einem Pelz, der sträubte
  sich auf mir. | Meine Hilfe konnte
  keine Hilfe sein, Und sie erreichte
  nicht einmal mich selber, Und ich stand
  getrennt von ihr Und sah hinüber, Und sie irrte
  zügellos und schwankte auf der Suche, Und ich sah das
  erste Mal wie blind sie war so ohne Jede Führung, Und es standen
  Kinder hinter dem Gebüsch und zeigten Größten Mut und
  bissen Würmern, die sie in der Erde fanden, ihre Köpfe ab. | 
| Zwei Stühle standen
  tief im  Kuss verschlungen
  vor der Tür, Ich konnte sie
  nicht auseinander bringen; An die Badewanne angelehnt
  stand eine Tänzerin, die
  tanzte später mit den Gegenständen, Und sie war das
  Leben, das in dieser  Totenlandschaft
  Opfer werden sollte, Und die meisten
  großen Bilder blieben unverändert, Und man schützte
  Tod besonders vor den Lebenden. | Mitten in dem
  Wohnraum war ein Fenster aufgehängt, Das konnte man nach
  beiden Seiten öffnen, Und es fehlte eine
  Mauer, die es einschloss, Und es konnten die
  Besucher hier die Einschau halten, Und es war ganz
  sonderbar: Man sah hinaus und
  sah hinein Und sah zwar nichts
  und sah doch alles Mit ganz andren
  Augen. | Was auf uns traf
  war nur die  Materialisierung
  der Musik, Und schöpferische
  Augenblicke Wurden nicht
  verschenkt,  Man musste sie mit
  viel zu frühem Sterben schwer
  bezahlen, Und die Krieger, die
  ich für mich streiten ließ, Schuf ich aus Erde,
  die ich an der Sonne trocknete, Und ich verriet auf
  diese Weise die Natürlichkeit, die
  mir in  Ohren klang. | 
| Ich lebte in der
  Nähe eines roten Strahles, der stand
  waagerecht im Raum, Und er begann nicht
  und er endete auch nicht Und zog die Krümmung
  meines Raumes auch nicht nach, Er war gerade und
  verlief ganz linear, Und er begann nicht
  und er endete auch nicht. | Man zeigte uns die
  Filme einer Gegenwart, die wir
  nicht kannten, Und das Glasgehäuse
  knisterte, wenn meine Fingerspitzen diese
   Wirklichkeit
  berühren wollten, Und ich sah es ganz
  genau, Erst hinter dieser  Wand entstanden
  kleine, bunte Punkte, die das
  Bild erschufen, Und ich langte
  nicht zu ihnen. | Erst, als mich die
  Nachricht schreckte, Dass man die
  vergessenen, verlorenen und Fortgeworfenen
  Gedanken endlich von der Straße fegen
  wollte, Sah ich mehr und
  lief hinaus, Und in der Eile
  weigerten sich meine  Schuhe ihren Dienst
  zu leisten, Und sie seien
  ungereinigt Und es sei schon
  spät Und ließen mich
  allein, Und draußen war
  noch nichts geschehen, Und die Sammler
  fanden dort wie eh und je die Tagessuppe. | 
| Ich drängte aus der
  Faust, die hielt mich fest, Sie zeigte schon in
   Richtung Sonne, Und, wär ich erst
  frei, Flög ich direkt in
  sie, Und maßlos wäre
  mein Verbrennen, Und am Abend störten
  mich die großen Fliegentiere, die
  in meine Lampe stachen, Die durchs offne
  Fenster mir in die Gedanken fielen, Und ich fing sie an
  den langen  Beinen aus der
  Luft, Die rissen ab, Und ihre Leiber
  flogen einfach Weiter. | Die Krankheit
  selbst saß tiefer als der Schock, den sie uns
  brachte, Und wir sprachen
  über eine große  Freiheit, die war
  ungewaschen Und sie stank und
  übertrug das  Übel, Und die Heilung
  fände man nur in uns selber Sagten alle, die
  davongekommen waren. | Es wuchs ein
  fremdes Land auf meiner  Haut; Ich ließ mich
  scheren, Und die alten
  Meister lebten auf Und hatten
  Hoffnung. | 
| Man wickelte den
  Zierfisch ein in diese Sichtbarkeit und
  dann in Packpapier, Und, ohne zu
  zerstören, könnt ich nicht an seine Leuchtkraft kommen, Und mit
  hochgestelltem Kamm Schlich ich mich um
  den Wind, der wollt in meinem Kopfhaar Nester
  bauen, Und man schöpfte
  blind in einem fremden Element Und würde mich
  erhaschen. | Man würde auch den  Rücken stehlen, den
  ich an die kalte Steinwand presste, Und es lag vor mir
  die dumme Frage, was mir
  bliebe, Und ich wagte nicht
  einmal Mich schnell nach
  ihr zu bücken, Und es würde sicher
  niemand merken. | Meine flachen  Hände waren schon
  so lange hinter mir, Und, sähe ich nicht
  hin, könnt ich nicht sagen, Ob der Wildwein
  über sie gewachsen wäre, oder Ob sie selbst im Rankwerk stünden, langsam
  mich verrankten, Und ich blickte
  starr geradeaus Und hielt mich an  Zu warten. | 
| Das Brennglas hielt
  mich fest in seinem weißen Punkt, der lag noch
  außerhalb der Sonne, Und sie war
  gefangen, Und nur eine oder
  zwei  Sekunden war ich
  leuchtend hell, Dann stieg die
  dünne, schwarze  Fahne aus mir auf, Und meine
  hochgehobnen  Hände über mir
  erlahmten in der Scham, Und meinen  Selbstmord ließ ich
  wieder aus den  Händen fallen.  | Auf dem Rücken lief
  die  Brandspur eines Meteoriten, der
  drang durch die Kleider bis zu mir  Und weckte mich mit Kratzgeräuschen an
  der Tür, Und gleich dahinter
  lag ich fast verdurstet, Ja, vertrocknet von
  der  Glut, die fest in
  meinem Nacken hockte. | Aus der  Zeitung las ich
  dann Wie emsig man nach Leuten suchte, Die die
  Narbenlandschaft Wirklich sehen
  könnten, und sie müssten sich, um Jeden Irrtum
  auszuschließen,  Qualifizieren und
  auch Wunden deuten können, Und es wäre nicht
  genug, die Schmerzen zu
  betäuben. | 
| Meine Blicke hob
  ich auf, Sie sollten in die Sonne
  fallen, Die war schwarz und
  ließ das  Strahlen nicht, Und hinter ihr
  vermutete ich diesen Sternenbogen, der
  der Nacht die Straße brachte, Und ich wusste auch
  zugleich, dass ich mich Irren musste, Und die Hände
  hielten dir von hinten deine Augen zu, Und du errietst
  sofort, Dass ich es war. | Du liebtest helle
  Möbel und die Glatten runden
  Steine, die du streicheltest, Ich hörte einen
  Arzt in Liebe über eine Krankheit reden,
  die man sauber Operieren konnte, Und ich stolperte
  und schimpfte über deine Katzenhaften Reden,
  die sich um die Beine schmiegten, Und das Kettenwerk
  an mir war keine Wahrheit, und sie
  wuchs schon hoch Und artete zur  Schönheit aus. | Tausend Zettel
  gaben noch kein Wort, Die Schreiber lagen
  voller  Tatendrang daneben
  und verrieten sich in Langeweile, Und sie hatten alle
  Zettel und auf beiden Seiten Eng beschrieben, Und ich setzte mich
  vor irgendeinen Spiegel und
  beklagte mich Bei mir. | 
| (Cafe Müller,
  gewidmet Pina Bausch, 09.1984) Deine Brüste waren
  schlaff Und ausgetrunken
  hatten sie dein Herz, Es schwoll trotzdem
  und schickte heiße Boten aus mit
  freundlichen Geschenken, Und ich nahm, was
  du mir gabst, und gab mich  Auf den flachen
  Boden, Und die Tänzerin,
  die aus dir stieg, lief über mich, Und ihre Füße
  traten nicht auf mich, Du warst mir lieb, Ich stemmte dich
  mit meinen  Händen hoch zu mir
  und räumte in dem Saal voll Leerer Stühle
  deinen freien Weg, Und ich verwarf die
  Sitze und die Tische, Und du solltest
  dich hier nicht verletzen, Und du liefst an
  eine harte Wand, Die konnte ich
  nicht schnell genug Versetzen. | Ich griff ganz fest
  um deinen Leib, Du hättest schreien
  müssen, Denn ich schlug die
  Pflöcke  Tief in dich, Und du warst fest
  entschlossen, Und den Preis, den
  du vergeben wolltest, Kannten wir, er war
  bereits vergeben, Und ich hob dich
  hoch, Und du hobst mich, Ich warf dich an
  die  Mauer neben uns, so
  wie du mich, Die nahm nichts an  Und lehnte auch
  nichts ab, Und lange schöpfte
  ich an dir. | Wir suchten in dem
  großen Saal Nach uns vertrauten
  Spuren, Und die Füße
  hielten wir ganz nah am Boden, der war
  schmutzig, Und er färbte unsre
  Sohlen schwarz im Kuss, Und deine Augen
  waren dir verschlossen in der Hoffnung, Und es räumte
  keiner auch nur eines dieser Hindernisse an die
  Seite, Und sie mussten dich
  ja in die Irre leiten. | 
| Über dir hing eine
  Nachtlaterne, Und ihr Schein fiel
  grell auf dich Und riss den
  Schatten in die Erde Und die Lampen, nebenan, Erreichten schräg
  gestellte  Spielgefährten, die
  sich nicht von deinen Füßen trennten, Und du warst der  Kelch darin,  Den brauchte diese
  Nacht, zu blühen, Und die andren
  Frauen neben dir Begannen neue Beete
  anzulegen, Und die Kälte zwang
  euch allesamt Dazu.  | Dein Blick griff
  freundlich in mein Haar und drückte
  meinen Kopf nach unten, Und dein Schoß war
  herrlich ausgeformt Und warm und nahm
  mich auf Und würde zwischen
  dir und mir  Nicht tauen und in
  trocknem Sand verrinnen, Und es rollte deine
  zarte Hand geschickt Die
  Siegerinnenkugel über meinen Spieltisch. | Ich zog die
  Gummistiefel wieder an, Sie waren nicht
  gepflegt Und konnten mir
  auch nicht gehören, Und ich fand mich
  vor als  Dieb der eignen
  Sachen, Und die Stiefel
  waren damals Pferd und Reiter
  meiner  Unbeweglichkeit Und mussten heute  Rettungsdienste
  leisten. | 
| Mich intressierte
  nicht der  Mensch auf seiner
  Parkbank sondern nur das Halbverwitterte
  Kreuz, das hing an seinem Hals, Es mochten auch
  zwei  Balken sein, die sich
  dort überlagen, Und der Schaden zog
  sich bis in halbe Höhe, Und er war mir
  unerklärlich. | Ich führte die  Gespräche mit dem
  Tier, das man dort  Draußen im Gehege
  hielt, Und von uns beiden
  wusste ich nur Wo die Freiheit
  endete, Ich hatte sie ja
  selbst erfunden, Und das Gitter, das
  so vor mir stand, War nur ein kleiner
  Ausschnitt meines Käfigs, Und die fremde
  Frau, die mich bedrängte Hing ich mir als
  Mühlstein um den Hals, Sie schrie als ich
  das Zentrum Aus ihr bohrte. | Würde ich nun
  schweigen, Hätte ich den Namen
  meiner  Stirn niemals in
  irgendetwas eingetragen, Könnte ich auch
  niemals lesen, dass ich Existierte, Und das beinah
  schwarze Lederkleid an dir Verriet den
  Mechanismus, Und man musste an
  der  Schulter, von den
  Unterarmen bis zur Hüfte Und von dort ab bis
  zum Schoß  Vernünftige
  Verschlüsse öffnen, Und du halfst mir
  nicht und hofftest nicht, Dass sie versagen
  würden, Und ich war
  entsetzt Und wehrte meine
  Hände  Gegen dich. | 
| Du zeigtest mir den
  letzten  Frühling dieses
  Herbstes, Und wir sahen
  unsren  Bach durch das
  Geröll bis auf den Grund, Ich konnte ihn
  trotzdem nicht finden, Und ich hätte
  schreien mögen im Verlust und war
  bereit, den Tag lang zu
  verbringen an der Seite einer Fremden Frau, Ich hatte auch
  gehört,  Dass man sich
  zwingen konnte Nicht zu atmen. | Ich ging spazieren
  mit dem  Gartenstuhl, auf
  dem man nicht mehr Sitzen konnte, Und vielleicht war
  er ein  Teilchen, das mir
  fehlte Oder das ich selbst
  ergänzen sollte, Und ich sprach mit
  ihm Und redete zu mir
  mit seinen Worten, Und zur Nacht erst,
  wenn wir  Ausschau hielten
  nach Vertrauten, Legten wir uns aus
  den  Händen. | Hinter mir erhob
  sich eine  Wolke, die entstand
  am Boden und wuchs an
  und fraß am Staub, Und sie bekam ein
  Herz, so dass ich  Nicht mehr sehen
  konnte, Und sie wanderte
  mit diesem  Fresswerkzeug auf
  meinem  Weg und graste über
  alles, Und sie wartete, zu
  sehen, Wohin ich mich
  wenden würde. | 
| So erwachte ich  Und stand im Steinfeld,
  das sich hart an meine Füße schmiegte, Und hier war kein Grat, kein Brocken,
  abgestumpft, verwittert  Oder liebevoll von
  einer  Gegenliebe
  abgeschliffen, Und man half mir in
  den Mantel, Und man gab mir
  einen Wanderstab, Und meine Sohlen
  sah man sich nicht an, Der Schutz hierfür
  wär gänzlich Meine Sache. | Ich saß allein und
  weinte in den Teller, weil ich
  Abschied machen wollte, Und ich sah umher
  und sah doch nicht Genug und stieg ein
  wenig höher, Und es winkte
  niemand, Und man räumte
  ruhig meine Schüssel fort und
  reinigte den Tisch, Den Stuhl schob
  man, mit mir darauf, Beiseite, Und es war sonst
  nichts. | Wir liefen in den Garten, Und ich fragte dich
  wohl zweimal  Wer du seist, Und du beschwertest
  dich bei irgendeiner Kleinigkeit, dass ich
  dich nicht nach deinem Namen fragte, Und du hättest mir
  doch gestern schon, Bevor wir uns
  erkannten, deine Kleider vorgeführt, Und mir war
  wirklich nichts  Entgangen. | 
| Einige der Worte,
  die du schriebst, Entließen ihren Sinn
  in Farbe, die drang
  langsam ins Papier des Briefes, Und an andrer
  Stelle fand ich Lücken, Und es war mir
  schwer, dich zu verstehen, Und du sagtest auch
  zum Schluss, dass ganz allein der Mangel an
  Vollkommenheit der Grund sei für die
  Missverständnisse, Und das war falsch,
  denn wahre Schuld trug nur der
  Mangel an der Existenz, Das zeigten auch
  die weißen  Wolken, die sich
  tags vor blauen Himmel schoben. | Im Kinderzimmer
  fand ich eine  Wand gerissen, Und es war ein
  Riss, der ging durch freien Raum, man sah ihn
  deutlich stehen, Und das Kind,
  dahinter, zeigte mir zum ersten Mal wie
  unerreichbar weit es andrerseits der Trennung lebte und
  zugleich davor in unsren Armen mit dem
  Vorhang spielte, Und ich dürfte
  diese Sichtbarkeit nie
  mehr entfernen, Und es würden immer
  Risse frei im Raum stehn,  Als bizarre
  Spiegelwände. | Ich sandte dir ein
  unbeschriebnes, weißes Blatt Papier und
  eine  Schachtel mit dem
  Feuerholz, das konnte man Entzünden, Und du branntest
  meinen  Brief ganz auf und
  starrtest lange in die Asche auf dem  Teller, Und du wusstest nun
  genau, dass auch ein Name wenig länger
  brennen konnte als der Schatten, den er
  warf, Und meine Anschrift
  war verloren. | 
| Dadurch, dass du
  dich so schnell bewegtest, Wurde dein Gesicht verzerrt, Du dachtest noch an
  gestern, Und du sahst genau
  zurück  Und zogst zugleich
  an dem, Was dir nicht
  folgen konnte; Ich erinnerte mich
  auf dem morgendlichen Weg an all die
  Steine unter meinen Füßen, Und, mit jedem
  Schritt in immer wieder gleiche Spuren, müsste sich
  doch endlich die Vertiefung bilden. | Alles war so offen
  unter meinem Dach, Ich fürchtete den
  Regen, der fand Löcher, die ich
  grad geschlossen hatte, Und ich konnte mir
  nicht helfen, Und die Wahrheit
  war, dass die Geburtstagsfeier ohne
   Anlass kam, Und niemand auf der
   Erde konnte sich
  erinnern, Und es war seit
  diesem ersten Tag nichts mehr
  geschehen, Ja, er hatte nicht
  einmal Begonnen. | Rundherum berührten
  sich die Menschen in der
  Nähe, Und es war ja keine
   Not, Es drängte sich der
  eine an dem andren, Und man mied
  einander heftig, Und es war nichts
  zu vermeiden Und kein
  Unterschied mehr zwischen Ankunft und dem Ausstieg. | 
| Man nahm mir beide  Beine,  Und es sei ein Leiden
  in der  Welt, dass ich so
  lieben lernen sollte, Und man würde mich
  bald wieder heilen, Und ich kam in
  einen völlig neuen  Raum, In jenem stellten Künstler ihre
  amputierten Glieder aus Und wollten so die Trennung zwischen Mensch und
  Gegenwart beweisen, Und sie setzten
  mich auf irgendwelche Beine, Und ich musste
  damit laufen. | Das Haus der Künste
  war aus rotem Sandstein, Und in Nischen
  hielten sich die Statuen verborgen, Und sie waren
  wirklich tot Und abgestorben mit
  der Zeit, Und ließen sich, schon
  völlig willenlos, Aus meinen Händen Füttern. | Morgens sah ich,
  wie ein fremder Spiegel in den
  Spiegel fiel, in dem ich stand, Und brach dort
  nichts entzwei Und reflektierte
  mir zu  Ohren alles, was
  sich dort befand, Und was ich nie
  gesehen hätte Aus dem toten Winkel. | 
| Heute Nacht, im
  Schlafen, stieß ich mich an dir, Weil du direkt in
  meinen Traum gewachsen
  warst, Ich wusste nicht,
  woher du reichtest, Und ich saß auf
  einem Stuhl, Die Rückenlehne
  wuchs erbarmungslos An mir vorbei bis
  in das Himmelsgrün und
  seine schwarzen Wolken Und an mir vorbei Und stach in die
  Gedanken, die ich hatte, Und ich konnte
  nicht dabei sein. | Wir trafen uns dann
  an der Hafenstraße, die
  war leer und bot die Frauenschatten an,
  die sich in rosafarbne  Flecken öffneten  Und in dem  Flutlicht wärmten, Und an dir gelang
  mir nur der Kuss auf deine  Augenlider, die
  sich schlossen, Und mit meinen  Füßen stieß ich
  kleine  Steinchen über
  meinen  Brückenrand Und sank mit ihnen
  in die Wimpern. | Als ich dich dann
  anhob, um dir nah zu sein, Zerriss ich auch
  dies dumme Spinnweb, hinter
  dem du lebtest Und an dem du
  fleißig warst, Und ich bedachte
  nicht, Womit es später, wenn
  wir wiederkommen mussten, Auszubessern sei, Und immer wieder
  drehtest du dich danach um Und konntest den  Zusammenhang, der
  zwischen mir und der Zerstörung lag, Nicht fassen. | 
| Du sprachst vom
  Tod, Von königlichen
  Bildern Und von Toten, die
  das  Überleben sichern Und von Lebenden,
  die streuen einen neuen Tod, der ist so weit
  entfernt, so unsichtbar Und reckt in mir
  die Glieder, dass sie ihm nicht Rosten, Und ich habe mich,
  den neuen  Menschen, der aus
  anderen besteht, zu lieben, Und auf meinen  Kopf setz ich mir
  immer wieder einen frischen  Kranz zu ihrem Angedenken. | Zwischen deinen
  ganz entspannten und gespreizten Schenkeln schlief
  ich ein, Und deine  Streichelhand ließ
  mich ganz ruhig schlafen, Ja, du hattest
  einen Menschen wieder, dem die Offenheit ganz
  gleich war, Der sich  Nester baute, wo es
  wärmte, Und die fremden
  Teile, die man in mich senkte, Um den Toten zu
  beleben, Blieben kalt. | Umgekehrt entstand
  in mir die Angst des
  Wahnsinns, als man einem Tierleib
  menschliches  Empfinden
  implantierte, Und ich wurde unter
  allen ausgewählt, die Schreckensträume aufzuschreiben, Und ich sah wohl,  Dass sich etwas
  hinter mir versteckte Und nicht vorkam. | 
| Zweimal Glück ist
  noch nicht doppelt Glück, Und du stehst eng
  an mir und zweimal  Haut ist noch nicht
  doppelt Haut, Du lügst, wenn du
  es sagst, Und du bist nicht
  in mir, Und auf dem Tischtuch
  meines Tisches Liegt der  Splitterhaufen
  deines Herzens, Den soll ich
  zusammenfügen Und, was fehlt,
  ersetze ich von mir Und sage nichts
  davon. | Dann stecke ich die Hand ins
  Speichenrad, Das dreht sich und
  es singt ganz leise, Und es steht nicht
  still, Und auf der andren
  Seite kann ich mich  Noch grade vor dem  Schnittpunkt
  fassen, der liegt außerhalb Und ist zum Greifen
  nahe. | Einen Handkuss
  bring ich an, Und mein Gesicht
  verberge ich an deiner Brust, Und du weißt nichts
  mehr von der Hautverpflanzung,
  die ich überstand, Und singe das Hausiererlied von
  Türen, die sich öffnen Und im Rhythmus Schließen. | 
| Dein Pflug ist viel
  zu schwer für meine Erde, Und die
  Stolperdrähte meiner  Grenzen reißt du
  durch Und jagst mich an
  das  Ende meines Ackers, Und du wirfst mich
  weiter auf die Seite, Und nur wenig
  später seh ich das  Profil der Reifen
  auch an mir. | Dann schwindest du
  zum  Blindpunkt, der in
  meinen  Augen steht und
  sich nicht fangen lässt Und abwärts
  gleitet, Und ich seh direkt
  in eine schwarze Sonne, Und sie dreht die
  spitzen Drähte in mir um Und spießt sich ein
  in mich. | Über mir bewach ich
  mich Und seh mich irren, Und ich schlage hin
  auf  Wegen, die ich
  tausendmal gegangen bin Und sehe auch das Kettenfahrzeug, das
  du steuerst, Und du wirbelst
  weißen Staub auf, Und der bildet
  diese Laken, die man über
  alles legt. | 
| Es fuhr der „Zug auf Schienen“,
  der mich eingenommen hatte, In den Tunnel, Und der war aus  Glas, die Sonne sah
  ich an verschiednen  Stellen scheinen, Und es war dein
  Herz kein Trümmerhaufen und
  kein Abbruchplatz, wie
  du es vorgabst, Sondern schön war
  es und glatt Und schlug im  Rhythmus meiner  Reise, Und es litt eine
  wenig unter Eigenspannung, die
  sich in den Regenbogenfarben
  deutlich Zeigte. | Mein Finger
  schnellte über deine Unterlippe, Und ich sah in
  deinen  Mund, Es war nichts lose,
  was an dir gewachsen war, Und überall, selbst
  hier, Warst du dir ganz
  und gar Zusammenhang, Der ging bis in die
  Tiefe. | Dann trank ich
  gläserweise die Musik, die du für
  mich auf Saiten spieltest,  Und ich schwöre,
  dass es nie ein Instrument gegeben
  hat, Das mich an einem  Weib unsagbar
  ähnlich hatte Klingen lassen. | 
| Zerrissen ist mein Mund,  Es bleibt ein  Stückchen davon  An dir haften,
  bleibt zurück an dir, Und über meine
  Schultern rollst du, Und dein Kopf, nach
  unten, zieht dich  Immer weiter mit an
  mir herab, Du suchst den  Schoß, Ich singe derweil
  monoton mein Suchbild, das
  besteht aus einem Baum, der geht
  kopfüber durch den Raum,  Den ich gefährlich
  nah erträumte. | Abgeschüttelt
  bleibst du stehn Und fluchst auf
  dein  Gefühl, das springt
  mich an und reißt noch aus dem Lebenden die ersten
  Brocken, Und dein Auge wacht
   Und giert nach anderen,
  die etwa kommen könnten, Und so viel, das
  weißt du auch, Ist nicht an mir Und reichte nie für
  zwei. | Dann weicht ihr aus
   Und seid
  magnetisch, Und die  Ordnung in dem
  Kraftfeld stimmt genau, Und ausgerichtet
  seid ihr nach dem Kern, Ich drehe und ich
  wende mich Und stoße mich
  nicht ab. | 
| Wir mussten unsre  Arme immer länger
  werden lassen, Und sie sollten
  über eine Tiefe reichen und
  sich finden, Und wir schwankten
  bis zum letzten Augenblick, Du standst mir
  gegenüber, Und dazwischen
  wagten wir es nicht, den Blick zu senken, Und bevor wir uns
  erreichten,  Grade, als ich dich
  ganz fest umschlang, fiel uns die Tiefe aus den Händen, Und der Aufschlag
  musste irgendwann Zu hören sein. | Ich kannte keinen
  der vergangnen Tage, Und du jammertest
  um eine Zukunft, wie die
  werden würde, Und sie lag doch
  wirklich als dein Auswurf auf der
  Straße, Und man trat hinein
  und achtete nicht drauf, Und
  wunderbarerweise wuchs in meiner Hand ein blaues  Gras, das konnte
  ich niemandem zeigen, Und es blieb mir
  ganz allein. | Im offnen  Wagenfenster
  standen plötzlich, als ich anhielt, die Gespräche fremder  Menschen von der
  andren  Straßenseite, Ja, ich hörte, wie
  ein  Regenblatt aufs
  Pflaster fiel, Und das war alles
  morgens, Und ich ahnte
  nichts davon. | 
| Es könnte wahr
  sein, dass du meine Hand, die Finger,
  immer noch verspürst, Sie griff so
  rücksichtslos in deine linke Brust, Ich musste doch das
   Segel führen, dass
  der  Nachtwind vor sich
  herschob, Und dein Schmerz… Vergiss ihn, liebe
  ihn und auch die harte Kante, die ich dir
  in deinen  Rücken drücken
  musste, dass du mir  Fast daran starbst, Und, ja, es war
  kein Glück, dass ich
  dich über meine Schulter zwang Und forttrug. | Als ich zu dir kam,
  lag immer noch das Band ganz fest an
  dir, Ich sagte doch,
  dass ich dich hatte fesseln müssen, Weil sich vieles
  von dir lösen wollte, Und ich schnitt nur
  eines dieser  Seile durch, Und aus dem  Netz, das ich ganz
  hoch in einen Haken hatte hängen
  lassen, fiel die ungeheure Menge über mich und
  ließ nicht Raum auf dich zu
  achten, Und ich trank und
  trank an dir Und bisse gern,
  wenn ich sie fänd, In deine Kehle. | Drüben in den Zweigen
  stand das kleine Vogeltier und sang
  von seiner kurzen Herrschaft, Und mein  Hals war
  zugeschnürt mit einem dieser superfesten Fäden, Der war stramm
  gespannt, Und irgendjemand
  zupfte darauf eine Melodie. | 
| Hier war es ruhig, Und es grünte viel
  an mir, Und manche der  Berührungen, die
  nicht passierten, schmerzten mich, Und vieles ging,
  mir nah zu sein, ganz leise fort: Es war ein  Blätterfallen, und
  ich war im Baum, der gab den Abschied, Und ich war im  Blatt, das segelte
  ins Ungewisse, Und es hielt die Erdenarme auf Und sah nach oben. | Ich schaffte so,
  was ich benannte, Und es war ein  Irrtum, Und der Ausweis, der
  mich ganz genau beschrieb, Blieb fremd in
  meiner Hand und brannte
  wortlos auf, Und deine  Bilder waren völlig
  anders, härter, schienen aus dem Stein gestochen, Und dein Tagebuch hielt dich
  in weichesten Konturen fest, Die ließen sich
  nicht formen. | Schmerzhaft war
  auch meine eigne Wandlung, Und ich trug das Äußere als
  Innenpelz, der wärmte nicht, Ich spürte silbrig
  alle blauen Stellen,  Und die
  Winterlandschaft hielt mit hoch erhobnen Händen eine weiße  Sonne über sich, Die gab ein wenig Wärme. | 
| Vor deinem Zimmer
  hätte ich mich gern entsetzt, Und deine  Tür stand nur ein
  wenig offen, Und du hattest
  alles ausgebreitet Und lagst mir zu Füßen, Und ich war so
  unbeholfen, Und ich trat auf dich
  und was am  Eingang lag und sah
  auch, Dass du ein für
  alle Mal in Trennung lebtest
  von dir selbst, Und deine Arme
  lagen abseits Und daneben deine  Hände, Augen und
  die Leibesöffnungen so
  ungeschützt am  Boden, Und du botst dich
  an, Und deine  Abwehr hatte dich
  verletzt Und wartete auf Heilung. | Ja, es war mir
  ungewohnt, Dass sich in diese  Stadt ein Hahnenschrei
  verirrte, Und er kam aus
  einem Hintergarten, Und ich ging hinein
  durch einen kleinen, dunklen Bogen, Und dein Leib, der weiß und warm
  und blütensauber  Um mich wehte, Eilte mir voraus
  auf einen roten Sockel, Und ich lief dir
  nach und fing dich halb am Unterleib, Und über mir, ich
  sah nicht hin, Entsetzte mich die
  Suche, die dort Krähte. | Als ich bremste,
  drängte mein Gewicht nach vorne, Und ich lag in  Gurten, die mich
  hielten, Und die  Arme, die ich um
  dich schlingen wollte, Rutschten endlich
  ab, Und ohne jede  Zögerung glittst du
  so schnell davon, Und nichts blieb
  hier von dem Entsetzen. | 
| Die Sucher stehen
  vor der eignen Tür, sie klopfen an Und treten ein und
  finden nichts Und gehen, wie vor
  tausend  Jahren durch die Spiegel, die sie
  führten, und verlieren sich, Und nichts erkennen
  sie, Und hinter ihnen
  bringt ein Ungesehener mit
  seinem Fuß, Den hält er einfach
  in den  Weg, zu Fall, was
  sie sich  Ausgehandelt
  hatten. | So erinnere ich
  mich noch an den Kirchturm, der
  schon lang zerfallen war, Und einige der  Steine trug ich in
  mein  Bett, sie ließen
  sich nicht aus der Ruhe bringen und
  erwarteten den neuen Einbau, der war
  hier, Und sie verstanden
  nicht den neuen Glauben, den ich
  zwischen sie gegossen hatte, Und die Fenster
  waren unerreichbar hoch, Nichts konnte sie
  verbinden. | Unsre Mauern goss
  man aus der Flüssigkeit, Und man verzichtete
  ja neuerdings  Auf hunderttausend Hände,
  die erst hätten Abgeschlagen, dann
  verkettet werden müssen, Und in diesen
  Güssen, die nach Kurzem  Ausgehärtet waren,
  immer wieder neu Durchscheinend oder
  undurchsichtig werden konnten, War genügend  Platz für eine Gegenwart,
  mit der man rechnen musste. | 
| Ich erbrach den
  Atem, den ich Aufgenommen hatte, Und der Weg bis
  hier war der Transport in einem Glasgehege, Und ich saß darin, Und alles, was man
  für mich machen konnte, War das Drehen an der
  Lüftungsscheibe, Die war eingebaut
  im  Dach und nur von
  außen zu bedienen, Und mein Blick hing
  fest an diesem einen Steuerelement Und irrte nicht
  davon. | Die Lippen waren
  mir geschwollen Und im Sprödbruch
  heiß, Und hinter mir
  schlug eine alte Wanduhr ihre
  Stunden immer wieder an dieselbe Stelle und kam
  nicht voran, Und aus dem Schrank entnahm ich
  einen  Silberteller,
  hingestellt von einer  Hand, die starb vor
  meiner  Zeit, dass ich mich
  sehr erschrak beim Öffnen dieser  Kellertür. | Die Treppen, die
  ich Nieder- oder
  aufwärts gehen wollte, Zog man in die  Höhe,  Und sie drehte sich
  ganz langsam über mir im freien Raum,  Ich musste stehen
  bleiben, Und sie wurde nun
  den anderen,  Ich wusste nicht
  einmal woher sie kamen und  Wohin sie gingen, Stufenloser
  Durchgang. | 
| Mein Bruder ging an
  mir vorüber, Und er sah mich gar
  nicht an, Und eine Straße in
  der  Altstadt zeigte
  dreifach ein Gesicht: Zum einen fiel das  Haarkleid einer
  schwarzen Birke glanzlos
  nieder, Und es hing des
  weiteren ein kalter  Wind darin und
  schaukelte sich in den Zweigen, Und im Haus, das
  gleich dahinter stand, Fand ich zum
  Schluss die strenge  Schnitzerei in
  Stein, die wies mich schroff zurück, Und eines dieser
  alten Fenster Ging ganz langsam
  auf, Und meine
  Gegenwart, mit Locken, die von  Simsen schaukelten,
  verziert, Sah mir in Neugier
  nach Und ließ mich nicht
  aus ihren Augen. | Unsre Betten
  standen viel zu schräg, Wir wachten immer
  wieder auf, Ich musste dir und
  mir behilflich sein, Wir wollten unsre  Bleibe nicht
  verlassen, Und der  Frauenkopf, der uns
  von oben zusah, Hätte mir mit einem Nicken Ruhe geben
  können, Und ich wäre ihm
  gefolgt Und hatte jetzt
  schon keinerlei  Bedenken, Und ich sah ja auch
  verstohlen dauernd Dort hinauf. | Der Himmel über mir
  war eingefallen, Und die Sonne stand
  weit vor den Wolken nah bei mir, Das Blau des Himmels
  lag in meiner Hand, Die Teilung, die
  ich sonst so oft beklagte, Konnte ich ganz neu
  bestimmen, Und mein Bett stand
  nun gerade, Und ich fragte
  dich, bevor ich einschlief, Ob ich wohl ein  Raumgefühl in dir
  erzeugte, und du sagtest „Nein“, Es sei mit dir noch
  etwas anderes. | 
| In meinem Rücken
  schlug das Pendel einer Standuhr
  regelmäßig, Und es schwieg
  sofort, wenn ich mich danach  Drehte und es sehen
  wollte, Ja, die Zeit, die
  sie mir teilte, Stand dann
  augenblicklich still, Und ich verstand
  auch nicht, warum in deinem Zimmer junge Bäume wuchsen, Und sie würden ihre
   Kronen bald zur
  Seite neigen müssen, Und sie stießen
  jetzt schon an die Erde. | Irgendjemand
  spannte mich aus dem  Geschirr, Und alles war so
  ungewohnt, weil nun die Türen offen
  standen, Und die Gänge waren
  unbewacht, Und niemand achtete
  auf mich, Und meine ersten  Schritte waren
  fest, Und stieß ich wie
  versehentlich an eine Wand, erschreckte
  ich mich nicht, Und war ab morgen
  pünktlich frei Und würde mich
  entlassen. | Heute wurde mir der
   Tag schon viel zu
  lang, Und ich bekannte
  dir, dass ich in Wahrheit wohl nicht
  hier sei, Und die Enge dieses
  Raumes sei ein  Irrtum, Und wir lebten nur
  an der verkehrten Zimmerseite, Und wir wollten
  innerhalb, Dort, wo wir beide
  lebten, keinen Augenblick
  verbringen müssen. | 
| Heutzutage ist es
  leicht, sich die Gefahr mit einem  Lichtstift
  nachzuzeichnen, Und die Bilder, die
  im  Raum entstehen,
  werden deutlich, stehen starr Und unbeweglich, Sind zugleich nicht
  fassbar, unbegreiflich fern, Und sie bewegen
  sich als  Flüssiglicht, das
  noch die kleinsten  Spalten
  überleuchtet, Und der Stift ist
  nur ein Spielzeug, das die  Kinderhände den  Maschinen stehlen, Und die merken
  nichts davon. | Dir biss ich in den
  Leib, Es zwang mich eine
  große  Kraft dazu, Ich beulte dich
  dort ein, Und deine  Schmerzen blieben
  lange stehen, Und das Blech, das
  ich verletzte, saß an einer Stelle, hinter der
  sich nur ein Antrieb drehte, Der bediente dir
  ein unbekanntes Klopfgeräusch. | Vor dem  Abzweig, den ich
  gehen musste, Küsste ich den  Baum, der war schon
  immer hier, Und etwas später kamst
  du auch vorbei Und wusstest, wohin
  ich den Kuss gegeben hatte, Und mit einem  Nagel schlugst du
  ihn ganz fest ins Holz, er würde
  sich, so dachtest du, Allein nicht halten
  können, Und der  Weg, den ich von da
  an ging, Beschrieb in seiner
  ganzen Länge nur den  Anfang einer Zeile. | 
| Zwischen einem  Tod, der ganz und
  gar vergoldet war, Und einem Armenzweig, der
  lose in der Erde steckte und
  ums  Grün der Blätter
  kämpfte, Kroch ein Bettler hin und her
  und reichte seine Sammeldose hier dem
  einen dort dem anderen Und lauschte auf Geräusche
  hingeworfner Münzen, Und er hängte seine Jacke um das
  Goldkind, Und er urinierte an
  den Zweig. | In dem  Gelbsand meines
  Gartens fand ich eine Schleifspur, der
  ich nachging, Und sie endete vor
  einem Loch, das führte
  nur ein wenig seitlich in die Erde, Und es war sehr
  groß und ließ mich ein und gab mir Raum, mich
  abzulegen, Und die Dunkelheit nahm
  alles, was ich brachte, auf, Und später sah ich
  mich vom  Garten her zu
  diesem Eingang gehen, Und ich wusste
  gleich, dass ich kein zweites Mal so leicht
  entkommen können würde, Und ich fing mich
  auf. | Es war auch falsch,
  dass sich aus meiner Arbeit noch ein Sinn fürs Gestern
  zeigen würde, Und ich traf auf
  schreckliche  Verletzungen, Die warteten auf
  mich. | 
| Wir kamen aus der  Dunkelheit ins
  Licht, Es schien durch
  deinen Kopf, der war so
  wie aus  Glas,  Und drinnen lag
  noch, gut verpackt, die Medizin, die löste sich
  nicht auf, Und kühl war deine
  Wange, Und das Tuch, das
  feucht auf deiner Schulter lag, zog
  ich hinauf Und schloss die  Jalousie so gut ich
  konnte hinter dir, Ich war auch
  sicher, dass ich wenig an der Heilung würde
  helfen können. | Andrerseits bedurfte
  ich auch selbst der Hände, die mich
  streicheln würden, Und ich ging auf
  eine Brücke und
  betrachtete von dort das Wasser, Und ich lebte unter
  und auch grade in der Oberfläche, Und die Hände
  griffen hunderttausendmal nach mir Und keine ließ sich
  fassen. | Sonst vernahm ich
  nirgends eine Stimme, Mit den Ohren
  lauschte ich an Steinfiguren, die
  doch sonst so Vielgesprächig
  waren, Und ich hörte
  nichts, Und alle wahren Worte waren ja in
  mir, Und deine linke  Seite, die du mir
  so roh entblößtest, war doch die Betroffenheit an
  mir, Sie hatte mich
  verlassen, Um sich mir zu
  zeigen. | 
| Vor  Schmerzen stand
  mein  Kopf in hellen
  Flammen, Und die  Balken glühten, Und ich richtete
  nichts aus, Und alles, was ich
  heut begann, stand mir im Weg, Die Feuermeldung,
  die ich ausrief, War nur hier in
  meinem  Wohnhaus zu
  verstehen, das war leer, Und ich war viel zu
  weit entfernt von mir Und konnte mir
  nicht helfen. | Die Nacht
  verbrachte ich in einem Netz, das hatte
  mich im  Fallen aufgefangen, Und die Maschen
  schnitten tief in meine Haut und teilten
  mich so einfach ein in gleichmäßige Vierecke, Und Menschen unter
  mir erwähnten nicht einmal, Dass dieser  Himmel sich
  verfangen hatte Und gelähmt nach
  unten schaute. | Jemand meldete,
  dass hinter einem kleinen Gartengitter eine
  neue Sonne läge, Und sie strahlte
  heller als die alte, Und sie wäre eine Hoffnung für die Zukunft und man
  müsse ihr behilflich sein,  Doch irgendwie den
  Weg in freien Raum zu finden, Und man öffnete die Pforte weit Und wollte sie
  trotz einer breiten Brandspur nicht behindern. | 
| Über meinem Himmel
  jagten Wolken in
  verschiednen Schichten, Und die  Formen änderten
  sich schnell, Ich legte dich an
  meine Seite, Deine Brüste lagen
  seitwärts aufeinander Und bewegten sich
  ein wenig zu mir hin, Die Wand, die uns noch
  trug, gab nach, riss ein, War aus Papier Und ließ uns
  endlos, ohne  Aufschlag fallen, Und du sagtest mir: Als Malerin hätt
  ich dir dein Gefühl beschreiben
  können Und die Worte, die
  ich sagte,  Wären allzu  Farblos. | Ich legte meinen  Hals in deine Schenkel, Und sie bäumten
  sich mit mir Und rissen mir den  Kopf vom Leib, Und du, du
  drücktest ihn so fest du konntest An den Oberleib Und konntest dich
  doch nicht entscheiden, Welches Herz auf
  welcher  Seite dir jetzt
  schneller schlug, Und groß war meine Zunge, die dein  Wachstum in der
  Tiefe spürte, Und mein Blut, das
  wusstest du, Erlaubte keine
  Trennung, Und als  Ganzes würden wir
  uns wieder Lassen müssen. | So sah immer eine  Trennung bei uns
  aus Und war voll  Zärtlichkeit und
  rief die Rücksichtnahme beinah
  an und den Verzicht, hier
  Patenschaft zu leisten, Alles andre wäre Krieg, der unser  Leben lang den  Frieden hätte
  aufrecht halten müssen. | 
| Früh am Morgen prüftest
  du an deinem Platz, ob deine  Tage stimmten, das
  verstand ich nicht, Und vor dir lagen
  sie in langen Reihen bis in die  Unendlichkeit, Und von dort hinten
  nahmst du einen, Der sollt heute
  sein, Und er geschah
  genau wie dieser Tag, der war nur in
  der Ferne anders und zwar Ohne uns und ohne
  alle anderen, Und dieser hier war
  ganz Bedeutungslos. | Vorne war ein Führerhaus, das
  leitete den Reisezug, Und eine  Stimme rief vorweg
  die Namen der Stationen
  aus, Und nach dem  Unfall wollt ich
  helfen, Und ein Armstumpf
  blutete und winkte ohne Unterlass, Und mit Gewalt nahm
  ich jetzt die Station, die sollte
  doch erst kommen, Und wir kamen nicht
  mehr an, Und vorn im
  Führerhaus wurd jede nächste Haltestelle weiter
  ausgerufen. | Man behauptete,
  dass meine Körperteile lügen
  würden, Und mein  Mund schwieg schon
  so lang er redete, Und niemand traute
  mir, Und meine  Krankheit wurde mir
  genommen Und verworfen, Und ich lief ihr
  nach und konnte sie nicht retten, Und das sei genau
  so eine Lüge sagte man zu
  mir. | 
| Plötzlich war ich
  frei Und fiel aus deiner
   Hand, die wuchs an
  meinem  Arm, Ich stieg in eine Höhe, die wurd
  immer leerer, Und kein Mensch war
  weit und breit, Und ich an dir
  erlosch zur Winzigkeit, die
  sich als  Wassertropfen von
  dem Wollstoff klopfen
  ließ. | Die Schrift wurd
  langsam deutlich, Und das  Wasser wich zurück
  und ließ den Weg erkennen, den
  ging ich entlang im Seichten, um zu
  lesen, Und ich stand mit
  meinem Eigensinn in völlig
  fremder Sprache, Die verlangte mich,
  dass ich sie Übersetze. | Nachts stand jemand
  an der  Tür, das war ein Ich,
  ich wollte ein zu mir, Das musste ich
  verwehren, Und in meinem  Zimmer saßen schon
  so viele Meinesgleichen, die
  entstanden aus dem Nichts und wollten  Einlass. | 
| Es war nur eine  Linie, die sich
  schwang, Sie lag an dir und
  schmiegte sich vom Haar hinab und über
  deinen Hals, die Schulter
  in den Arm, die Hand, Die hielt den  Kamm,  Der kämmte diese
  Schwingung aus, Dass sie erklang, So war mir  Lohn, den ich sonst
  nicht bekam, Und meinen  Ohren köstlicher  Verzehr. | Über uns stand ein
  zerfetztes Wolkenfeld, in das
  schien dreifach eine Sonne, die von
  unten kam und zeichnete in Rot und Blau und
  Gelb, Ich trank es aus,
  was deine Angst mir bot, Sie war mir lieb
  und wert, Es hatte sich für
  mich gelohnt Zu sein. | Dann sprang aus
  einem Schrank, den ich
  grad öffnete ein Federdraht und
  sprang ins  Nichts und blieb
  verloren, Und die  Kraft, die in ihm
  wohnte,  Lag so sinnlos
  irgendwo herum, Und jahrelang ging
  ich mit offnen Türen, Dauernd fielen sie
  aus ihrem Schloss. | 
| Leider war es so,
  dass sich an mir die Wiederholung
  wiederholte, Und es flogen  Steine schnell auf
  mich und trafen überall, Und einer schlug in
  meinen Hinterkopf, der
  sollte mich wohl töten, Und ich starb auf
  diese  Weise viele mal und
  ging zu denen, die mich steinigten, Und jeder, der dort
  stand, Warf immer wieder
  nur auf sich Und traf sich
  mehrfach  Tödlich. | Du zeigtest mir,
  dass dort am Himmel helle  Zeichen standen,  Und sie waren wahr,
  und griffe man nach ihnen, Würde sich die Welt sofort
  verändern, Und in Wahrheit war
  es so, Dass sich tagsüber,
  wenn ich Umsicht halten
  wollte, Nichts erfassen
  ließ, Und über mir war
  nur ein klarer Himmel, den grub
  irgendjemand Um. | Die  Sonne zog sich
  selbst am Halsband, Und sie sperrte
  sich so störrisch vor dem Untergang, Und hier bei mir
  wurd eine dieser steilen Felsenwände rot und
  funkelte an nassen Stellen, die ich nicht
  verhindern konnte, Aber meine  Tränen traten
  wenigstens nicht mehr aus meinen Augen, Und man achtete auf
  jede meiner Gesten, Die hatt ich zuvor
  in jenen Stein geschlagen. | 
| Aus dem Schlangenei
  kroch wieder eine Schlange, Und der Sand, in
  dem es lag, war warm, Und meine  Küsse schmolz ich
  in die Innenfalten deiner  Hand, die hatte noch
  zuvor an einem Tode mit getötet
  und Gewalt auf die
  Gewalt gestapelt, Und ich lag
  zuunterst, wurde eingeklemmt und Schließlich
  übersehn und galt nicht mehr, Und du entdecktest
  nicht, Wie deformiert man
  mich hervorzog, Als man meinem
  leeren Raum begegnete. | Morgens legte ich
  den Tod ins Schlafbett, dass er
  wachen konnte, Und er hütete mich
  gut und hielt den Platz gewärmt, Und mich entließ er
  ohne jeden Neid und ohne jede  Nachsicht was ich
  machte, völlig frei, Und andre fragten
  schon,  Warum ich nur mit
  nacktem Leben ginge, Und es war mir
  einerlei. | Nur im  Schwarm der vielen
  nackten Leben Lebte ich
  gefährlich, Weil man mich so
  drängte, Weil sich einer an
  den andren hängte Und nicht abließ, Und ich kleidete
  mich wieder ein mit meinem Tod, der war nicht
  echt, Und lachte wohl ein
  wenig über diesen Missbrauch. | 
| Ich schlug den  Kopf an eine Wand,
  es schmerzte sehr, Und dies war wahr: Es musste niemand
  blind sein, um zu sehen, Und ich sah  Und sah  Und sah doch
  nichts. | Im  Fenster stand ich etwas
  später  Auf dem schmalen
  Sims, Die Sonne blendete
  mich aus dem Glas, Ich malte mein Gesicht mit grüner Handcreme an, Und unter mir stand
  in der  Tiefe dieses kleine Kind, das ich
  erkannte, Und dann sprang
  ich, weil ich fliegen wollte, Und ich fiel so
  langsam Und es war nichts,
  das mich hielt, Und nichts, das
  bremste, Und der  Strauchbusch, der
  mich auffing, Stahl mir auch das
  Grün und tauschte es Nur gegen etwas
  Rot, Das Kind, das mich
  nicht kannte, Ging zurück an
  seine Spiele. | Auch der Würfel war zu groß,
  ihn mit der bloßen Hand zu werfen, Und er reichte mir
  bis an die  Schulter, Und in jeder  Flächen, die er zu
  mir wandte, fand ich eine Tür, die öffnete
  sich ohne  Zwischenraum sofort
  auch auf der andren Seite, Und ich sah genau,
  dass er den  Raum, den er mir
  zeigte, nur von außen einnahm, Und ich ging sehr
  oft hinein. | 
| Vor deiner  Tür lag unzerstört
  das Lichtglas, das dein
  Fenster auf die Straße spiegelte, Und auch mein Sprung in seine Mitte ließ es nicht
  zerbrechen, Und du riefst mir
  zu, Und alle hörten
  mit, dass du als Königin das  Opfer seist, das
  hinter Schattenfäden
  eigner  Gitter leben
  müsste, Und es gibt kein Werkzeug, das die
  schwarzen Stäbe, die vom  Fensterkreuz auf
  meinen  Körper fallen, Aufbiegt oder
  auseinander schneidet. | Viel zu selten war
  ich  Sieger, um besiegt
  zu sein, Und las in alten Büchern, und die
  sprachen wahr, Und blanke Siege stellten sich
  so unbekleidet in den Raum, dass es mich
  fror, Und in dem  Purpur, den man für
  die Andacht über  Steine fließen
  ließ, befand sich  Blut und Kot und
  Auswurf, Menschenhaar, Und diese  Krone, die man
  daraus fischte,  War so schwer und
  passte Niemandem. | Die andren  Kinder fragten
  nicht, wem ihre Liebe galt, weil
  sie von  Anfang an sich
  dorthin setzten, wo ihr Platz war, Eure Kinder hattet
  ihr aus Stoff und Blech und Lack, mit Strichen eines  Pinselhaares
  angefertigt, Und in ihnen lebte
  die Revolte, die wir
  täglich aßen, Und sie wurde
  überhaupt nicht Zubereitet. | 
| Ich dachte mir,
  dass wohl der Kutscher mit der  Peitsche rückwärts
  nach uns schlagen würde, Und er sah in uns
  nicht seine Gäste, weil du zu
  sehr liebtest, Und ein  Fremder, den ich
  nie zuvor gesehen hatte, Sprang aufs  Trittbrett und
  beäugte uns durchs Fenster, Und der  Wagenboden zeigte
  plötzlich offne Stellen, Und es war die  Not, die sich vor
  unsren Augen auftat, Jeder wollte von
  dir nehmen, Und ich wehrte alle
  ab  Und schlug
  versehentlich  Auch dich in dich
  zurück, Und nichts blieb
  dir zu geben. | Leicht gebückt lieh
  ich der  Hauswand meinen rechten
  halben Kopf, Das eine meiner
  Ohren sollte lauschen, Und es stieg hinab
  und tat sich um, noch tiefer Als die  Fundamente
  reichten, Und dort unten gab
  es nichts, was unsren Neid hätt wecken
  können, Und der  Hohlraum, der in
  meinem  Körper wuchs und mich
  zum Monstrum weitete, Blieb ganz
  bescheiden nur an mir Und lief nicht
  fort. | Ich wünschte mir so
  sehnlich einen Mund, den ich
  begrüßen könnte, Den ich hinter  Gittern halten
  müsste, weil er so gefährlich wär, Und seine  Schönheit würd ich
  selber pflegen, Und der  Selbstmord ist ein
  liebes Ding,  Das setz ich auf
  ein Kinderdreirad, Und ich laufe
  hinterher, es mit den Armen immer wieder
  anzustoßen, Und es strampelt
  mit den viel zu kurzen Beinchen. | 
| Du läufst vorbei an
  diesem wundersamen Ding, das steht in
  deinem  Weg, und ist nicht
  hässlich, Und es steht ein
  wenig schief Und hält sich fest
  an Fäden oder Ästen,
  die herüberreichen, Und ich ruf dich
  auf und bitte dich um Rücksicht, weil du
  schon vorbei bist, Und es trägt doch
  deinen  Lebensnamen, dem du Nachläufst. | Heute Morgen rührte
  ich mit meinem Mund an  Edelsteine, die
  geschliffen in dem Koffer lagen, Und du öffnetest
  dein  Nachtkleid, das war
  ganz aus  Samt, der floss an
  dir herab, Und ohne Fassung standst du dort
  und überließt es mir, Dich neu zu fassen
  und zu tragen, Und du hofftest,
  dass ich Dir mit dir
  begegnen würde. | Im  Errichten fremder  Gitter fand ich
  meine Kunst, Nur einmal schnitt
  ich eine Masche aus, die
  wollte ich für mich Und sah hindurch, Und immer wieder
  schob sich das Geschirr in meinen Mund, wenn man von
  hinten an der Zügel zog. | 
| Gelbe, grüne, rote,
  blaue Schatten lagen auf
  dem Boden, ohne jeden Spender, Und die  Sonnen, die sie
  warfen, standen viel zu hoch, Man konnte sie
  nicht fragen, Und dort drüben auf
  dem Ast des Baumes saß
  ein Krähenvogel, der
  war eingebrannt ins Holz des Himmels, Und ein Speichenrad, das
  etwas auf der Straße schwankte,
  rollte langsam auf mich zu, Um mich zu fassen. | Auch der  Unterschied, der Menschenkinder von
  den  Affenkindern
  trennte, war verwischt, Man züchtete die Götter, die die
  Tiere haben mussten, in besondren Häusern, Und man las auf
  einem  Aushang, dass das  Menschenherz noch
  viel mehr wert sei, Als die ganze
  eingeschlossne Götterwelt. | Das  Tageslicht ließ ich
  nicht durch die Fenster fallen,
  sondern durch die schmalsten Schlitze, die
  befanden sich in allen Wänden meiner
  Räume, Und ich lebte in
  den grellen Spalten, falls die  Sonne sich erinnern
  sollte, Sie erinnerte sich
  nicht Und ließ mich
  eingeklemmt Verkommen. | 
| Du last mir vor aus
  deinem Buch,  Und daraus sprangen
  dünne Drähte, die mich
  stachen, Und man müsste
  wohl, so sagtest du, Verzweifelt sein,
  gäbs die Verzweiflung nicht, Und wirklich
  hattest du mich einfach übersehen, Und ich rief dir zu
   Und sprach dagegen
  an Und dummer wurde
  deine Rede, weil die Lust
  nicht fehlen dürfte, Und für eine Inschrift deiner
  Liebe, sagtest du, Hätt niemand anders
  sich geopfert, als du selbst, Und so, schrie ich
  verzweifelt, sähe eine Liebe aus, wenn sie
  nicht wahr wär, Und du last ja ohne Unterbrechung
  weiter. | Auf dem Bahnhofsdach saß
  dieser Schwarm graublauer Taubentiere,  Und ein Reisezug glitt
  übers blanke Eis der Schienen
  ohne Halt, Ich selbst saß in
  graublauem Anzug auf dem Dach
  der Eile, Und die kleine
  Wolke meiner Schwestern sah mich
  nicht, Ich flog auch nicht
  davon, Und nichts und
  niemand zwang uns, hier Station zu machen. | Es war ja alles
  umgekehrt,  Wenn man erwartete  Und nicht mehr
  selbst erwartet wurde, Und die  Schnelligkeit wurd
  mit dem Abstand immer
  weniger Und endete zuletzt
  im  Stillstand, den wir
  nur als  Aufschlag eines
  Meteors erkennen konnten, Und die  Hand, die du mir geben
  wolltest, Riss schon ab,
  bevor sie mich erreichte, So sehr hielt ich
  dran fest. | 
| Lang bevor sich
  meine  Augen öffneten,
  verschloss man sie mit Wachs, Und das war heiß, Und meine Fingerspitzen hatte
  man im Schrei darein getaucht,
  damit sie schweigen würden, Und ihr Schmerz war
  sehr viel größer als der meiner Augen, Und ich lernte
  schnell und hörte mit dem offnen Mund, ertastete mit
  meinen Ohren, sah mit
  meinem Leib, der sich nun  Tausendfach
  entfaltete, Und war schon vor dem
   Mord, den ihr mir
  plantet, ganz am Leben. | Auf dem  See trieb
  schwerelos ein grünes Blatt, es hatte
  braun zu sein, weil sich ein Herbstnetz über uns
  gezogen hatte, Und ich stieß die  Insel an, dass sie
  sich weit entfernte Oder in der  Rettung untergehe, Und es trieb ganz
  ruhig und gelangweilt in der Küstennähe weiter,  Dass ich es ergriff
  und Aufaß. | Überall warst du
  gefangen, Und du gingst durch
  jede Mauer und durch
  stachelige Sträucher und
  bliebst völlig unverletzt, Ich folgte dir ganz
  eng, Und einmal nur
  bliebst du gebannt an dieser Winzigkeit mit
  deinen Augen hängen, als
  der lange Dorn des
  Schlehenbaumes meine Hand durchdrang. | 
| Als ich lachte,  Und ich lachte
  wirklich nur im Irrsinn, Riss die Straße auf
  und füllte sich mit Wasser, Und wie sollte ich
  hinüberkommen, Und auch ihr dort
  drüben, auf der andren Straßenseite gabt mir
   Schuld, ihr hattet
  den  Zusammenhang
  gesehen, Und ein Schütteln ging
  durch unsren Boden, dass wir
  alle zitterten, Und weit entfernt
  schrieb jemand in der Tageszeitung, dass
  die alten Menschen immer mehr
  die eigne Jugend wiederfänden
   Und auch danach lebten, Und sie hatten eine
  eigne  Alterslust
  entdeckt, Die mache sie so
  rücksichtslos Und so gefährlich. | Ich wurde zwischen
  euch, ihr wart ja Mann und Weib,
  gelegt, Und mir gefiel die
  eine Seite, Und ich quälte
  mich, weil ich doch in Geboten und Verboten
  lebte Und berührte nicht
  die weißen Kugeln, die sich
  über meine Augen senkten, Und ich schenkte
  euch, so schnell ich konnte, Eines dieser
  kunstgebornen Tiere, Das war völlig frei
   Und bot sich allem
  an. | Ich floh und trat
  in einen kleinen, weißen Teller aus dem  Porzellan, der auf
  dem Boden stand und der
  zersprang, Und auch das  Geld, das darin
  lag, verbog  Und schaukelte in
  einem eigenwilligen Geräusch, das lange
  hinterher klang, Auf der Scherbe. | 
| In meinem  Zimmer hast du dich
  entkleidet, Und die  Fächer deines
  Leibes stehen offen, Und ich seh hinein,
  so tief ich kann, Der Lichtschein,
  der mich lockt,  Fällt durch von
  jeder andren  Seite, und im  Haar trägst du die Sonnenuhr,  Die stellt die Zeit im  Gleichmaß jeder Drehung deines
  Kopfes. | Keine  Flucht soll dir das
   Ziel vor Augen
  haben, sondern es verlassen, Und die Liste alles
  dessen, was man essen konnte, Wurde immer länger,
  und die Anzahl derer, die
  von langer  Tafel gingen, ohne
  etwas angerührt zu haben, die an Gegenüberwände
  hunderttausend weiße, runde Augen malten, wurde
  immer größer, Und es musste sich
  die  Dienerschaft am  Ende selbst
  bedienen. | Meine  Kammer baute ich
  nun völlig um Und schraubte Tisch und Stühle und
  den Teppich an die Zimmerdecke, Und die Lampe von
  dort oben Senkte ich in
  meinen  Boden, Und das  Weib, das vorgab
  mich zu lieben, lag auf mir, Und jede  Drehung, selbst der
   Bücher, die man
  rückwärts schrieb, Wurd mir unmöglich. | 
| Rot gerändert war
  das morgendliche Himmelsauge, Und die Glutfaust schob
  sich Schmählich langsam
  über ihren Horizont, Ich trat mit meinen
   Füßen das Erwachen
  nieder, Und die Zeitung meldete von
  einem  Hitzelosen, völlig
  troknen Feuer, das uns eine
  neue Krankheit brächte, Und ihr Hauch kam aus uns
  selbst, Und alle Drähte, die wir
  spannten, wären nichts Und kaum mit einem Spinnweb zu
  vergleichen. | Unsre Pest erschien in
  vielen Farben, Und man liebte
  beinah schon das Bunte ihrer Morde: Oben standen ihre Strahlen, die uns
  drohten, In der Mitte ihre Hungerexplosionen,
  die uns bald  Erfassen würden, Unten sogen ihre Füße ohne jeden Widerstand die Gifte aller Arten
  auf, Und keiner konnte
  sich auch nur ein wenig Vorbereiten. | In den  Straßen ließ man  Sperren bauen aus
  dem  Überfluss, der
  sollte alles  Was herüber fließen
  wollte, an der Schwelle enden
  lassen, Und es war ein Zuckerberg, der
  schmolz vor unsren Augen, Und das Fernglas
  rückte ihn ganz nah  An uns heran, Und uns entgegen
  schlug die Flüssigkeit in
  hoher Welle, der konnt
  keiner mehr Entweichen. | 
| Man hatte einem  Heiligen die
  Kopfhaut abgerissen, Und er war doch nur
  aus Holz geschnitzt, Und seine
  Kieferknochen  Hatte man gebrochen Und die Hände, die
  drauf lagen Und vor Schlägen
  schützen sollten, Und das ist der
  Krieg, der ist so tödlich, Dass der Tod erst
  neues  Leben der Figur
  bewirkte, Und ich konnte mit
  der  Hand noch immer
  nicht in einen Spiegel langen und
  mich richtig stellen, Und so endeten die Möglichkeiten ganz
  und gar im Sichtbaren. | Die Lüge hatte man
  ja nicht verboten, Und viel häufiger
  war eine Wahrheit an den
  Beinen aufgehängt, So blieb ihr Kopf
  ein wenig in der Nähe, Und man konnte
  heimlich ihr in ihre  Ohren spenden, Und dort drinnen
  spielten immer noch die Illusionen mit den  Bällen reinster
  Worte, Und ich sah hinein  Und hätte gern dem
  einen und dem anderen Zwang angetan. | Als ich Blumen
  brachte, Suchtest du nach  Kugeln, die aus
  buntem  Glas gefertigt
  waren, Und sie sollten in
  die Vase, Und die Stiele
  zwängtest du hinein, Es ging dir hier,
  wie überall um Möglichst viele Zwischenräume, Und du fülltest
  mich aus einer schönen Kanne dort hinein Und sahst von
  außen, wie ich mich verteilte bis zum Rand. | 
| Kurz vor der Explosion entdeckte
  ich in jenem roten Klumpen Fleisch, der
  ewig pocht, den Dreifachsprengsatz, Und es hatten sich
  schon weit in mich gebohrt: Die  Freude über deine
  neue  Liebe, die dir
  galt, Der  Aufruhr einer
  fremden Frau, die mich
  aufteilen und mit einer  Hälfte frech
  hausieren gehen wollte, Und dann drittens,
  neue  Arme, die aus
  meinem Rücken wuchsen, Mich umschlangen
  und mich ganz Für sich behalten
  wollten, Und sie sagten
  auch, An mir sei nichts
  geboren für den Kuss, Ich hätte vielmehr  Höhlen einer gar
  nicht fernen Zukunft auszumalen. | Es war mir also alles
  gleich, Und meine Rettung ließ ich ja
  nicht unversucht Und gab und nahm so
  wie man sich An mir bediente, Und die  Zündschnur brannte, Und ich löschte sie Und zündete sie
  wieder an, Der Abstand wurde
  immer kürzer, Und es war nichts
  mehr in meiner Hand. | Als ich fror, ging
  ich zurück In eine dieser
  roten Kammern, die das  Innerste bewahren, Und ich machte  Licht, weil ich
  hier neu war, Und die  Wunder, die ich
  suchte, Waren lange schon,
  so sagte hier ein kleiner Hinweis,
  konserviert Und ins Museum umgezogen. | 
| Nur ein wenig unter
  diesem Weg, auf dem ich
  täglich ging, Bewegten sich noch Räder, die auch
  ineinander griffen, Und man wusste es, Und unser Leben
  kannte keine Drehung, Und die Zeiten
  harter Räder, die in einer Ebene verliefen,
  war schon längst vorbei, Und jedermann
  verachtete die Lebensfähigkeit,
  die noch viel flacher war, Und ich schnitt mir
  aus dem  Papier ein Räderwerk,
  das klebte ich auf meine Stirn, und jene  Zeit, die nun von
  mir so ungenutzt verronnen war, Wurd in der Ferne sichtbar. | Sonst schnitt man
  die Rückschau in den Grabstein, der nach
  vorne sah, Und meine Botschaft
  war ich selbst, Man sollte mich gebrauchen
   Und verwenden, Und auf meinen  Wegen drückten
  meine Füße ihre Spuren
  immer tiefer ein, Ich ging auch immer
  schwerer, Und es war wohl die
  beginnende Versteinerung, die
  mich erfasste. | Man mühte sich, den
  großen Schutzschild, der
  sich weit im Bogen, eigentlich
  als grade Fläche von dem
  einen  Horizont zum andren
  spannte, Unsichtbar zu
  halten, Und es war dies  Ungemach darunter, Dorthinein man mich
  geworfen hatte, Und ich stieß mit
  jedem Körperteil an
  irgendeine Wand, Man hinderte mich
  in der Dunkelheit die Enge
  zu erkennen, Und ich blieb in
  der gebückten Haltung. | 
| Du klopfst an meine Tür, du willst mich
  sehen, Und ich rufe aus
  dem Fenster: „Der hier wohnte
  zog schon lange aus, Und leer sind alle  Räume, und die  Pforte, die du
  anstießt, ist herausgefallen, Und der ungepflegte Garten hat sich bis
  zur  Schwelle
  ausgebreitet, Und er wächst
  bereits herein, Und lange werde ich
  hier nicht mehr nichtsein, Wo ich wohne. | Auch die  Ordnung meiner
  Beete hob der  Wildwuchs bis zur
  Mauer an, dass sie nun weit ins Freie sah und
  lachte über ihre schöne Zeit und kämmte mir
  die feinen  Wurzeln aus der Stirn, Du aber weintest
  über mich, Ich stand auf
  deinen Fingern, Und wohin ich trat,
  wolltst du die Hände unter meine  Füße legen, dass
  ich ohne  Sorge sei um meine Heimat, dort in
  irgendeiner Ferne, die mich
  anzog. | Jemand machte sich
  an mir zu schaffen, Und ich war doch
  nur mit dir allein, Und auf dem  Tischtuch lag ein  Feinschliff, der
  war eben erst von mir entstanden, Und er zeigte unter
  blauem Licht die weißen  Risse, die man
  sonst nicht sah,  Und wie lebendig
  sie sich unablässig ordneten  Und orientierten
  und in eine immer neue Richtung wiesen. | 
ISBN 3-937264-24-8