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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

Bestseller: Zeit, was ist das“, ausschnittsweise veröffentlicht in

#kkl, online-Magazin, Initiative für Kunst, Kultur und Literatur,

2023 „Leitsterne und Irrlichter“, 2023 „Klarheit“ und 2024 „Präsenz“.

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

 

 

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Im vorliegenden Band werden

14 Gedichte mit fantastischen Inhalten vorgestellt.

Die meisten der Gedichtüberschriften

lassen bekannte Märchen vermuten. Es ist daher vielleicht

spannend und aufregend, diese einmal aus

völlig anderer Sicht und in einer anderen Form

erzählt zu bekommen.

In die Gedichte eingestreut finden sich

„Ein Kuss ist…“, verschiedene lyrische Miniaturtexte,

unter farbigem Bild.

 

 

Im Buchhandel und online

 

Honigweißer Duft

 

Lyrik

14 fantastische Gedichte, dabei

14 farbige Seiten.

 

32 Seiten, Format A5,

 

Online bestellen sowie im Buchhandel,

 

€ 7,90  inkl. MwSt.

 

Zum Buchshop

ISBN: 9783735743053

 

„Honigweißer Duft“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar.

 

Auch als E-Book

 

€ 1,99

 

Zum Buchshop

ISBN 9783735728623

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Copyright, Urheberrecht 2014 beim Autor, Herausgeber, Redakteur: Harald Birgfeld,

e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Lyrik

 

Alinas Traum

Aschenbrödel

 

Das kalte Herz

Des Kaisers Nachtigall

Der Froschkönig

Die Schneekönigin

Dornröschen

 

 

 

Hänsel und Gretel

Hans im Glück

Honigweißer Duft

 

König Drosselbart

 

 

 

Schlaraffenland

 

Tausendundeine Nacht

 

Unter dem Wacholderbaum

 

 

 

Honigweißer Duft

 

In unsrem kleinen Garten

Wächst ein Flieder.

 

Wenn er blüht und seinen Wohlgeruch

Verstreut, verwehen lässt,

Und wir ihn, Jägern gleich,

Erhaschen,

Soll er uns den Frühling bringen.

 

 

 

Jetzt steht seine weiße Pracht

An fingerdünnen Ärmchen seines Stammes,

Der entwächst nur einem Tongeschirr,

Vor einer weißen Wand

Mit einer weißen Leuchte, hoch auf einer

Feldsteinmauer,

Links geschützt von einem weißen Zaun,

Der ist ganz niedrig, weil wir alles

Größer wirken lassen wollen,

Rechts von einer hohen, weißen Mauer.

 

 

 

Honigweißer Duft des Flieders weitet sich

Nun aus und quillt versteckt aus

Schweren Dolden,

Sinkt dann süßen Wolken gleich

Zu uns herab und bringt

Den ersten Frühlingstag.

Den hatten wir erhofft, erwünscht,

Herbeigesehnt,

Dass er nun kommen

Musste.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

mit dir durch die Wolken reisen.

 

 

 

 

Aschenbrödel

 

Aschenbrödel geht mit ihrem

Rucksack ins Theater, zum Ballett,

Sitzt dort im Publikum und

Trinkt aus einem Campingbecher Nesseltee.

Sie trägt heut einen kurzen, keuschen Zopf

Und einen roten, selbstgestrickten Pulli

Und darunter gar nichts,

Das fällt auf.

Der Prinz auf ihrer Bühne wird von ihrer

Stieffamilie, Mutter und zwei Schwestern,

Arg bedrängt,

Auch weiß er nichts von ihr.

 

Sie weint.

 

 

 

Von oben lässt man an dem

Seil der Unvernunft ein Kleid und Schuhe

Wie aus Glasstaub nieder.

Die darf sie nun tragen und

Betritt die Bühne, tanzt und nur mit ihrem

Prinzen und bleibt ihm doch fremd.

Sie liebte ihr Zuhause und die Ärmlichkeit,

Litt alle Schmach, die ihre Stieffamilie

Über sie je brachte.

 

Sie ist brav.

 

Um Mitternacht ist ihre Zeit vorbei.

Das Seil zieht alle Habe wieder hoch

Und nur ein Schuh fällt in die

Hand des Prinzen.

Der erkennt die Zuversicht der schönen

Fremden und auch seine Leidenschaft,

Er findet ihren Fuß, dem passt der Schuh.

 

 

 

Die Bühne ist zu klein für so viel Glücklichsein.

Doch noch im Rampenlicht verurteilt sie

Als Strafgericht die

Mutter und die bösen Schwestern.

 

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

eine Reise in dein Herz.

 

 

 

 

Hänsel und Gretel

 

Sie war schon groß,

So groß, dass sie den

Kleinen Bruder auf den

Armen tragen könnte,

Und sie hatte auch gehört,

Dass man sich fern in andren

Ländern täglich wusch

Und traute sich und ihrem

Brüderchen im Übermut

Mit ihrem T-Shirt und dem

Wasser einer Pfütze zwischen

Fernzuggleisen, wo sie beide lebten, schliefen,

Und auf Pappen wohnten,

Hände und die Wangen abzuwaschen.

 

 

 

Sie war glücklich hier und froh,

Und sie empfand es dankbar,

Einer lockenden, maskierten Frau,

Den Weg erst von dem Brüderchen

Und dann von sich so listig abzuschneiden,

Dass sie sie für dieses Mal und

Für die vielen andren Male

Überführen konnte,

Das mit einem kleinen

Stöckchen unter einem Überzug,

Der Blase eines Fisches,

Einem jungen, alten Trick,

Von dem sie wusste.

 

 

 

Sicher käme irgendwann einmal die

Mutter oder gar der Vater

Hier vorbei,

Um sie zu finden.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

dir durchs Haar zu streichen.

 

 

 

 

Des Kaisers Nachtigall

 

Mein großer Garten liegt

Wie heil

In einer Wald- und Wiesenlandschaft.

 

In dem Garten

Finde ich ein kleines Nest

Mit fingernagelgroßen Eiern

Und mit einem Kuckucksei darin,

Das überschattet alle,

Und die Vogeleltern

Ahnen nichts von dem Betrug.

 

 

 

Aus meinem Zimmer, weit in meinem Rücken,

Höre ich vom Bildschirm

Beifall klatschen.

Sicher ist ein großer Sieg

Errungen worden.

 

 

 

Spät, schon in der tiefen Dunkelheit,

Weckt mich aus einem Dämmerschlaf

Das helle Singen einer Nachtigall.

Sie ist mir gleich vertraut, ich kenne sie.

Ihr langes Lied und ihre Melodien, ihr

Schluchzen rühren mich,

Ich gebe gerne mein Versprechen,

Dass ich niemandem auch nur ein

Wort von ihr erzählen

Werde.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

Ruhe, Stille und der Sturm in unsrem Schweigen.

 

 

 

 

Schlaraffenland

 

Es ist sehr schwer,

Den Eingang in ein Land zu finden,

Das den Träumer seine Träume leben und

Die Wachen ihre Träume träumen lässt.

Sobald ein Jemand es jedoch erreicht,

Ist er gleich unter

Gleichen.

 

 

 

 

Kleidung, Essen, alles Leben, alles

Denken werden angefüllt und angedient

Mit Köstlichkeiten eigenen Begehrens,

Was man machen möchte,

Ist bereits getan.

 

Es gibt auch keinen Zaun

Und keine Grenze um dies Reich.

 

 

 

 

Nur selten,

Wenn ein Träumer seine Träume nicht mehr

Leben kann und

Wenn ein sonst so Wacher seinen Traum verliert,

Wächst still ein Tunnel in ein wahrhaft

Unbegrenztes Land heran.

Der wird zum eigentlichen Eingang.

 

Dort erst, heißt es, ist man wirklich

Ohnegleichen

Im Schlaraffenland.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

deine Sonne scheinen zu sehen.

 

 

 

 

Hans im Glück

 

Ich ging auf eine lange Reise,

Meine Hände hielten einen Barren Gold,

Den hatte ich verdient,

Der sollte mir nun Glück bescheren.

 

Auf der Reise bin ich

Einem Mann begegnet,

Der seit über fünfundvierzig Jahren

Einen Elefantenbullen

Wie sein eignes Leben hütete und pflegte.

Dieser Mann war sehr begabt

Und tauschte

Eine Zeichnung seines Elefanten,

Gegen meinen Barren Gold.

 

 

 

Das war mein Glück,

Denn danach traf ich eine Frau,

Die lebte über zwanzig Jahren schon

Als Leittier einer Elefantenherde,

Und sie tauschte mir

Ein leeres Tagebuch,

In das sie gern geschrieben hätte,

Gegen meine Zeichnung

Von dem Elefantenbullen.

 

Und ich hatte wieder Glück, denn

Schließlich war ich Gast in einer

Kleinen Küche,

Dort erfuhr ich von der Hausfrau,

Wenn sie nur auf diese eine Küchenleiste

Klopft, erscheint,

Seit sie vor drei Jahrzehnten

In dies Haus gezogen sei,

Gleich eine Spinne,

Die lebt dort versteckt.

 

 

 

Die Hausfrau tauschte mir ihr Wissen

Und Geheimnis gegen mein

Noch leeres Tagebuch,

Sie wollte darin

Alles niederschreiben.

 

So traf Glück auf Glück,

Denn als ich endlich heimkam,

War ich unbeschwert und frei

Und dankbar über so viel Glück,

Das ich bei anderen für mich

Gefunden hatte.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

Übermut an dir und mir.

 

 

 

 

Unter dem Wacholderbaum

 

Sie lebte an der Küste.

 

In der Liebe hatte sie schon

Alles hinter sich:

Zu lieben und geliebt zu werden.

 

Nun jedoch hat sie ein Neuland,

Das sich lohnt, entdeckt:

Sie nimmt und gibt

Und gibt und nimmt.

Mit ihrem Körper leiht sie

Mutterschaft an andre aus.

 

 

 

 

 

So hatte sie beim ersten Mal

Den Garten und das Haus erworben.

Doch beim zweiten Mal

Lässt sie die Eltern warten.

 

Sie besinnt sich, wie es war,

Als sie mit fünfzehn Jahren

Schwanger wurde von dem Jungen,

Der hier Urlaub machte,

Den sie damals, als er nicht mehr

Wiederkam, in einem regionalen Wochenblatt,

Als wäre es normal,

Beschrieb und suchen ließ.

Das fanden alle süß,

Sie aber fügte sich den Eltern

Und brach ab.

 

 

 

Jetzt fand sie in dem neuen Haus

Auch einen alten Balken,

Der war hoch genug und fest

Und hielt das Seil.

 

Das Kind war nicht zu retten.

Man begrub es ungeboren in dem Garten

Unter dem Wacholderbaum.

Nur so, das war hier Brauch,

War neues Leben möglich.

 

Plötzlich saß und sang,

Wie aus dem Nichts, ein

Feuervogel in dem Baum,

Der blendete sie alle.

Niemand hatte solches je zuvor

Gesehen:

Unter dem Wacholderbaum

Lag ein gesundes Kind.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

Sonne in der Nacht.

 

 

 

 

Der Froschkönig

 

Sie war Tochter, jung und reich,

Die Welt hielt sie mit

Goldenen Karten in den Händen.

Ihre Spiele waren neu,

Vom Hubschrauberlandeplatz des

Höchsten Hauses ihrer Kette von Hotels schlug sie

Den Golfball, einen nach dem anderen,

Auf weit entfernte Ziele unter sich ins Wasser,

Aus Versehen aber auch die kleine Silberkugel,

Die mit Engelsharfenklang beim Fallen,

Und dem eingebauten Zufallsgenerator,

Großes Liebeglück verkündete.

 

Die Kugel war ihr Schatz,

Ein Himmel schien mit ihr

Für alle Zeit verloren und sie weinte bitterlich.

Sie schwor, den, der den Schatz ihr wiederbrächte,

Selbst zu ihrem Schatz zu machen.

 

 

 

In der Nähe hielt ein Rapper

Ausschau nach ganz neuen Texten,

Hörte ihren Schwur und

Ließ sie ihn erneuern,

Sich dazu noch einen Kuss

Und eine Nacht in ihrem Bett

Versprechen.

 

Er war Frosch, ein Kind des Wassers.

Seine Haare hatte er als Königskrone hochgestellt

Und war mit Heinrich, seinem Freund,

Dem Stummheit seinetwegen eisern seinen Mund verschloss,

Voll Tatendrang.

Er  hatte ihre Silberkugel schnell entdeckt

Und brachte sie zurück.

 

Als er auf ihren Schwur bestand,

Gab sie ihm schnell den Kuss

Und stieß ihn dann,

Vom Dach des Hauses in sein Element.

Sie wollte nur die Kugel.

 

 

 

Dann jedoch, im letzten Augenblick,

Betört von einem wunderbaren Wandel

Seiner Augen, des Gesichtes, seiner Haut,

Riss sie ihn sich zurück.

Sie fühlte ihm sich plötzlich sehr vertraut

Und war für ihren ganzen Schwur bereit

Und schloss nach Frauenart die Augen.

 

Ganz behutsam spürte sie

Ein Liebesglück erwachen

Und ihr Herz zur Engelsharfe werden.

 

Ihre Silberkugel hielt sie fest an sich gedrückt,

Und dem getreuen Heinrich

Brach bei so viel Glück

Der Eisenring von seinem Mund.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

dir und mir das Glück zu schenken.

 

 

 

 

Das kalte Herz

 

Ihr Herz lag lange schon

Versteckt im Kleiderschrank

Zuunterst bei den Wintersachen,

Neben Briefen, altem Schmuck und einem Amulett,

Darin war Haar von einem

Abgelegten,

Der war ihr noch ganz in Liebe zugetan,

Die er ihr immer wieder eingestand.

Trotzdem trat er ihr nicht zu nah,

Vielleicht aus Eigenschutz.

 

Sie wusste all das sehr genau.

Sie war Juristin und verdiente äußerst gut

Und lachte laut und oft, wenn Leute

Zwischen Recht und der Gerechtigkeit

Nicht unterscheiden konnten.

Sie erkannte gleich,

Dass es nur eines gab von beiden,

Das war immer Recht,

Das war auch stets auf ihrer Seite,

Dafür lag ihr Herz im Kleiderschrank,

Das hatte zu viel Herz gehabt

Sie hatte es für viele kalte

Paragraphen eingetauscht,

Die schlugen nun in ihrer

Brust.

 

 

 

In einer Laune junger Fraulichkeit,

Ein wenig auch im Übermut,

Gab sie auf dem Designersofa

Ihrer Lust und auch dem Drängen eines Mannes nach,

Der wunderbar erzählen konnte,

Seinen Worten Sinn und tiefes Fühlen gab,

Sie aber eigentlich mit dem Vibrieren seiner Stimme

In ein Liebesland entführte,

Etwas, dem sie nichts entgegensetzen konnte,

Außer sich und eine nie geahnte

Seligkeit, die ihr erwuchs und die

Voll süßer Schmerzen war.

 

 

 

Sie litt das erste Mal in ihrem Leben

Liebesqualen als er sie verließ,

Und sie ihm wenig später in der Stadt

Mit einer anderen begegnete.

Er war sehr freundlich und begrüßte sie

Und schob ihr damit eine Kröte in den Hals.

Sie weinte bitterlich als sie zu Hause war.

Das war ihr neu, sie schämte sich

Und sehnte sich nach ihrem warmen Herz

Als es noch Herz von ihrem Abgelegten war.

Der hatte, wie so oft, mit Blumen bei ihr angeklopft.

 

Als er sie nun erneut in seine Arme nahm,

Lief sie nicht durch ihn durch.

Er hielt sie fest, und sie entließ ihr

Herz aus seinem Winterschlaf

Und nahm es fest in ihre Hand.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

in der Nacht von dir zu träumen.

 

 

 

 

Tausendundeine Nacht

 

Die Kinderschaukel

Stand so seltsam ruhig

Vor dem Mond.

 

Im Garten war es viel zu eng

Für weite Sicht

Und doch glitt er mit

Sehnsuchtsvollen Augen

Über die Gebirge, die er

Auf der weißen Scheibe

Sah.

Die sollte schon einmal ein

Mensch betreten haben.

 

 

 

In das grelle Licht

Stieß eine Stange dieser Schaukel,

Daran hing der Anfang

Ein Seiles.

 

Jetzt war er dort oben

Astronaut an einem Kraterrand,

Zugleich ein Fremdling,

Irgendwo auf einem Blütenfest.

Hier fesselte zuerst

Die schwingende Bewegung einer Körperkünstlerin

Den Blick,

Doch dann verlor der sich in ihrem Rücken

In der Abendsonne,

Die war nah und stand in einem See

Und blendete.

 

 

 

Von seiner Medizin, die er noch

Regelmäßig nahm,

Versprach er sich sehr viel.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

meine Liebe zu dir tragen.

 

 

 

 

Dornröschen

 

Sie zog in den Süden,

Wo die Erde wärmer war,

Und wo das Blühen blühte,

Wo sie Rosen pflanzen, lieben,

Atmen und berühren konnte,

Und sie hatte schnell zwei

Rosengärten, einen vor

Und einen hinter ihrem Reihenhaus.

Sie kannte alle Rosennamen,

Und die Blütenpracht in

Rot und Rosa, Weiß

Und ganz besonders warmem Gelb,

Verwehte sanften Duft,

Ein Schatz, den sie tagaus, tagein

Als leichtes Sommerkleid empfand.

 

 

 

Die Leute nannten es das

Rosenhaus, weil vorne zwei der

Rosen über Fenster und die ganze

Hauswand bis hinauf aufs

Dach gewachsen waren.

 

Ihre Welt stand still.

 

An einem lauen Sonnentag jedoch

Durchbrach ein starker Arm

Den Wall von Dornen bis zu ihr.

Mit seinem ersten Kuss

Schloss er ihr alle Himmel wieder auf

Und sprach von ihren beiden Gärten,

Ihren Rosen,

Und wie lange sie schon

Tief in seinem Herzen wohnte,

Und wie schwer sie aufzufinden war.

 

 

 

Sie aber zog ihn langsam zu sich hin

Und flüsterte ihm in sein Ohr:

„Ich hab noch einen dritten

Rosengarten,

Der steht immer ganz in Blüte,“

Und es wuchsen

Schlanke Ranken ihm um

Leib und Schultern

Und an seinen Mund

Und hatten keine Dornen.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

mehr als viel zu viel.

 

 

 

 

König Drosselbart

 

Ihr Vater hätte gern gesehen,

Dass sie sich verloben würde.

Die Gesellschaft fände das als gutes

Zeichen, und sie brauchte ja

Nicht gleich zu heiraten.

Die Firma lief sehr gut, so richtig gut,

Dass es ein Jammer wäre, wenn..

 

Er hatte auch schon Kandidaten für sie

Ausgesucht und wusste, dass das sehr

Gefährlich werden konnte:

Seine Tochter war in alle Richtungen

Verwöhnt und sehr verzogen.

Das war seine Schuld.

Das Risiko schien groß, denn sie nahm seinen Reichtum

Als ganz selbstverständlich hin,

Tat selber nur, was ihr gefiel und allen andren

Zwang sie ihren Willen auf.

Sie sah nicht ein, dass sie sich binden sollte.

Besser könnte sie es nur bei einem wirklich Reichen haben.

Männer waren ihr somit nicht wichtig,

Und sie hatte nur noch Spott und Hohn für sie.

Schon Äußeres, wie Kleidung, und die Sprache

Eines stillen Werbers, zog sie laut ins Lächerliche.

 

 

 

Dann, aus Übermut nahm sie sich einmal einen

Lückenbüßer, einen armen Musikanten.

Der gefiel ihr, weil er sein Gesicht

Versteckt hielt hinter einem Bart.

Trotzdem verspottete sie ihn als König Drosselbart.

Der Vater war darüber sehr erbost und schmiss sie und den

Unbedarften raus und

Setzte sie, zwei Mittellose, einfach auf die Straße.

Das quittierte die Gesellschaft mit viel Schadenfreude.

 

Notgedrungen hielt sie bei ihm aus, zunächst als

Besserwisserin:

„In meines Vaters Haus wär ich jetzt reich“,

Doch willigte sie dann, zum Schluss,

In eine Heirat mit ihm ein,

Die war so ärmlich wie ihr ganzes, neues Leben,

Ohne weißes Kleid und ohne Strauß.

Nach Hause traute sie sich nicht zurück.

 

 

 

Ihr Mann war gut zu ihr und half ihr sehr

Und hatte selber nichts.

So lernte sie den Müllcontainer eines Supermarktes

Sehr zu schätzen.

Doch dann gab sie sich geschlagen und erkannte ihrer beider Not.

Sie floh deshalb von ihm und

Hatte Glück mit einer Arbeit in der Küche eines

Herrschaftlichen Hauses.

Dort bereitete man sich auf eine große Hochzeit vor.

Den Herrn des Hauses hatte sie noch nie gesehen,

Wer das Brautpaar war, blieb allen ein Geheimnis.

Daran war sie aber gar nicht intressiert, sie dachte jetzt

Nur noch in Liebe an den eignen Mann, den sie verlassen

Und wie unrecht sie an ihm gehandelt hatte.

 

An dem Tag der Heirat wurde sie zu ihrem

Herrn gerufen, der sah sehr gut aus und war ihr plötzlich

Wohlbekannt.

Der nahm sie diesmal richtig an die Hand

Als seine Braut im weißen Kleid mit einem Strauß

Aus roten Rosen und Rapunzeln und viel Schleierkraut.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

dich ganz leise zu bewundern.

 

 

 

 

Alinas Traum

 

Du bist die ersten vierzehn Tage

Deines Lebens auf der Welt

Und heute zeigten uns die

Mama und dein Papa,

Dass du schon wahrhaftig träumst.

Wie schön wär es für uns,

Erahnten wir wovon.

 

Die Webcam schwenkte leicht

An dir vorbei, damit wir dich im Ausland

Besser sehen konnten, und die Mama sagte,

Dass du schon mit deinen Augen

Ihren Weg verfolgst.

 

Wir sehen, dass du deine Händchen

Ganz geschickt vom Mund an

Deine winzig kleine Nase führst,

Dass deine Fingerchen sich gegenseitig suchen

Und auch finden.

 

 

 

Hier, an unsrem Bildschirm streicheln wir dir

Wangen, Ärmchen und die Hand.

 

Ganz sicher ist, dass du die Welt erspürst,

Wenn du auf Papas Bauch ganz ruhig liegst

Und seitlich nachschaust, ob sich etwas regt,

Wenn deine Mama dich auf ihre Schulter legt

Und wenn du atmest, was dich schon dein

Ganzes Leben lang als schönster

Wohlgeruch begleitete.

 

Dann huscht ein Lächeln über dein Gesicht,

Das haben wir, so weit von dir entfernt, genau gesehen,

Und wir fragten fast ein wenig laut:

„Was sie wohl träumt,

Wovon, woran sie jetzt wohl denkt“.

 

 

 

Die kleinen Augen bleiben unverhofft

In unsrem Blickfeld stehen,

Schauen für Sekunden und ganz ruhig in die Kamera

Als wollten sie uns Antwort geben,

Und es muss ein großer Augenblick gewesen sein,

Denn du schläfst ein.

Doch noch im Schlafen scheinst du wach

Und uns ganz nah bei dir zu wissen.

 

Träume deinen Traum.

 

Wir schalten die Verbindung lautlos ab

Und sind doch selbst noch lange

Etwas Traum von deinem

Traum.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

uns Geschenk und Gabe, die wir nicht mehr trennen wollen.

 

 

 

 

Die Schneekönigin

 

Sie erzählte mir die Sache so:

Ich war die Herrin vom Forellenhof

Und er, mein Kai, war damals noch sehr jung.

Er war verliebt in seine Nachbarin,

In Gerda, die war arm wie er

Und wusste nichts von Liebesdingen.

Ich erfüllte ihm die Wünsche, die er hatte,

Und auch meine.

 

Erst war ich die unnahbare Schneeprinzessin.

Dann die „Eisfrau aus dem Baikalsee“.

Denn über diesen See hinweg war er

Die superlangen Trucks gefahren,

Wenn der zugefroren war.

Ich war das Bild in seinem Außenspiegel.

Immer war ich ihm vor Augen, bis der Frost

Den Spiegel abriss und in hunderttausend

Stücke schlug.

Davon traf eines in sein Herz, ein andres in sein Auge.

Nun war ich für ihn die Königin in allen Dingen.

Ja, ich faszinierte ihn.

Ich habe ihn bekommen, nicht die andere.

 

 

 

Er hat für mich den Hof verwaltet

Und war Herr der Fische oben in den Bergen.

Seine Liebe hatte er mir fest versprochen,

Und die zugefrorenen Gewässer tief im Winter

Wurden seine Leidenschaft.

Dann sah er durch das klare Eis,

Weit unten auf dem Grund,

Forellen wie erstarrt, wie tot.

 

Das ging so Jahr für Jahr.

Doch eines Tages las ich in der Zeitung,

Dass er unsren Hof verkaufen wollte,

Und ich wusste nichts davon.

Er schlief auch nicht mehr in den Bergen

Bei den Teichen oder hier bei mir.

Wie ich erfuhr, schlief er seit fast zwei Jahren

Bei der Nachbarin aus alter Zeit.

 

 

 

Er hat mir einen Brief geschrieben,

Dass ihm seine erste Jugendliebe, Gerda,

Neu begegnet ist, dass er zu ihr zurückgefunden hat,

Dass sie ihm Herzenswärme schenkt

Und er in ihren Armen wieder weinen kann.

Das habe ihn von mir befreit.

 

Mit seinem Brief kam ein Geschenk für mich.

Nur eine winzig kleine Spiegelscherbe,

Klein wie Diamantensplitter, als der letzte

Stein im Mosaik des Wortes Ewigkeit.

 

 

 

 

 

Original 3 quer

Ein Kuss ist

eine Sommerreise auch im Winter.